Langsam versinkt die untergehende Abendsonne am Horizont und taucht die Zinnen und Giebel der Stadt in ein feuriges Licht. Als würde Amnoon mit bernsteinfarbenem Honig übergossen, so fließen warme Töne von hohen Kuppeldächern herab, kleiden helle Hausfassaden und blassen Wüstensand in schimmernde Flammentöne. Die schwere Hitze der Tagesstunden weicht einer wohligen Wärme, die selbst Reisende aus ferneren, kälteren Gefilden dazu einlädt, die angenehmer temperierten Innenräume der Gebäude zu verlassen, um nach draußen zu gehen.
Es wirkt fast, als würde die Stadt von Neuem erwachen zu dieser voran geschrittenen Stunde.
Zu einem speziellen Ort zieht es an diesem Abend besonders viele Neugierige. Im Herzen der Stadt herrscht heute reges Getummel. Fackeln und Laternen werden entzündet um der hereinbrechenden Nacht Licht zu spenden, von allen Seiten begegnen quatschende, schnatternde, zeternde Menschen, Einheimische und Fremdlinge einander auf dem großen Marktplatz.
Allerlei bunte Händlerschaft bringt Kisten und Körbeladungen verschiedenster Waren herbei und beginnt diese an den Ständen zur Schau zu stellen. Leckeres Kochwerk gibt es hier reichlich zu finden - schmackhafte Gemüsesorten und saftiges Obst, kross gebratenes Fleisch und frischer Fisch, zahlreiche Gewürze und Öle liefern sich geradezu einen Wettstreit um das aromatischste Versprechen an diesem Abend.
Handgeknüpfte Wandteppiche und fein gewebte Läufer in leuchtenden Farben kleiden die Stände, wo sich gleich nebenan zarte Seidenschleier im warmen Abendwind bäumen. Bequeme Reisekleidung, feste Stiefel und schmucke Khussa, festliche Gewänder und aufwändig hergestellte Laternen werden dem bunt gemischten Publikum feilgeboten. Leckere Gerüche tummeln sich in die Nasen der Besucher, welche an den Futterständen innehalten, um sich an frisch zubereiteten Speisen gütlich zu tun. Hier wird gescherzt, gemunkelt und sich die Bäuche vollgeschlagen, bevor es zu duftigen Gartenständen und kostbaren Luxuswaren weiter geht. Ätherische Öle, Seifen und Pasten, Tinkturen und Pulver werden hier an Mann und Frau gebracht, denen das Silber locker in den Taschen sitzt. An sinnesbetörenden Duften lässt es sich probeschnuppern, ehe die teuren Flakons über den Tresen wandern.
Lauthals preisen die Händler die ihrigen Waren als die hochwertigsten an, während ringsherum leidenschaftlich um jeden einzelnen Taler gefeilscht wird. An anderer Stelle suchen Kaufmänner und Gehilfen mit erfrischendem Minztee und köstlichem Dattelgebäck Interessenten in einen Plausch über ihre Waren zu verwickeln.
Mit ein wenig Glück begegnet man einer der hinreißenden Wüstenrosen in eleganten Schleiern, welche sich vom erdigen ‚Doum-tak-tak‘ der Trommler zu einer tänzerischen Darbietung einladen lässt. Erst zu später Stunde, wenn der Mond den Zenit längst überklettert hat und noch weit danach, klingt das letzte Lied der Mizmar über den leer geräumten Platz, und geleitet die letzten Besucher auf ihren Wegen nach Hause. Die Nachtschwärmer allerdings, die zieht es nächtens noch ins Großkasino – denn hier geht der Tumult noch schlagkräftig weiter.