Marlene • Minna • Milan
Breit gefächert legten sich seine Finger an die Mitte ihres Leibs. Er stand nah an ihrem Rücken und sie spürte seinen Atem im Nacken. Dieser flatterte aufgeregt und roch nach dem süßen Rum der Lunabar. So viele Nächte hatten sie bereits miteinander getanzt, sich gemeinsam der Musik hingegeben und nun fühlte es sich plötzlich anders an. Falsch. Es fühlte sich falsch an.
Ihr wadenhohes, blaues Kleid fächerte weit auf, als er sie hochhob und um die eigene Achse drehte. Sein Körper drückte…
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Marlene • Minna • Milan
Jolene hätte von sich aus nie einen Hund geholt. Sie war ein Lebemensch und zwischen Studium und etwaigen Feiern blieb keine Zeit für eine Verpflichtung. Doch dieser Labrador wuchs ihr sofort ans Herz. Nova tauften sie ihn. Es passte zu ihm, es passte zu Niran. Trotzdem hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihr dieser Hund so schnell ans Herz wachsen würde. Der Abschied fiel ihr damals schwer.
Glänzendes schwarzes Fell und eine rosa Zunge, die gelegentlich seitlich aus dem Maul hang. Doch…
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Marlene • Minna • Milan
Jolene sah ihren Vater an, der auf dem Sofa lag und vor sich hinmurmelte. Er erkannte sie nicht mehr, er hielt sie für eine Fremde, die ihn quälte. Er war krank und diese Krankheit, die sein Gedächtnis und seine Persönlichkeit zerstörte, fügte ihr immer mehr unsichtbare Wunden zu. Sie pflegte ihn bereits eine ganze Weile. Sie hatte ihr Studium abgebrochen, ihre Freunde verlassen, ihr Leben aufgegeben, um für ihn da zu sein. Aber er liebte sie nicht, er hatte sie nie geliebt. Er liebte…
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Marlene • Minna • Milan
(Versteckter Text)
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Marlene • Minna • Milan
Milan konnte es nicht fassen. Seine eigene Schwester hatte sein Geld, seinen Namen und den Ruf der Kanzlei benutzt, um sich einen schönen Abend in hoher Gesellschaft zu ermöglichen. Ein teures Gemälde gekauft, ohne ihn auch vorher nur zu fragen, was er davon hielt. Ein Gemälde, das er nie haben wollte. Gewiss war es nicht wertlos, aber es spottete mit seinem Titel über die Schwere ihrer Tat. Er war Jurist, ein studierter Anwalt und er hatte hart daran gearbeitet, um in die Fußstapfen…
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Marlene • Minna • Milan
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„Du bist zu jung für den Ruhestand.“
„Ich habe auch nicht vor in den Ruhestand zu gehen.“
„Du verlässt Götterfels.“
„Ja, und du bekommst meine Wohnung dafür.“
„Dir wird es bald langweilig in unserem Elternhaus.“
„Ich werde immer noch arbeiten.“
„Keine Vorträge mehr, keine Universitätsarbeit. Keine Gerichtsverhandlungen.“
„Ganz recht. Urkunden, Beglaubigungen, notarielle Bescheinigungen… all das was an schriftlicher Arbeit anfällt und bequem von daheim erledigt werden kann.“
„Du bist Ende…
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