Flucht aus Löwenstein - Neues aus den Lagern

  • Mit dem Rücken lehnt sie an der Wand und hat die Augen geschlossen. Alt sieht sie aus für diesen einen Moment, den sie sich gönnte. Die zarten Falten um ihre Augen scheinen an Tiefe gewonnen zu haben und von den sonst so fröhlich sprießenden Sommersprossen ist kaum etwas zu sehen. Die roten Locken hängen müde über ihre Schultern. Nur noch zwei Minuten Ruhe. Nur kurz durchatmen.


    Wie es dem Rest wohl ging? Sie hörte nichts Gutes. Diejenigen, die es bis zur Rast geschafft hatten waren die, die unverletzt waren und laufen konnten, das Leid nicht mehr ertrugen, was um Löwenstein herum passierte. Sie erzählten von Verletzten, Tod, Verlust aber auch von so vielen helfenden Händen. Es spornte an. Männer hatten sich zusammen gerauft und schmiedeten Pläne.


    Trotz der Umstände schaffen es einige der vielen Gäste die Rast zu dem Ort zu machen, den Eik ihr anvertraut hatte. Stundenlang saß man in der Kälte am Feuer, es wurde gesungen und getanzt, gefressen und gesoffen - Momente, die die Meckervettel ebenso zu genießen schien, wie jene Opfer, die ihr zu Hause verloren hatten, Familie, Eigentum.


    An Schlaf war jedoch nicht zu denken. Von früh Morgens bis spät in die Nacht war die Alte auf den Beinen. Trotz der großen Zahl an Flüchtlingen konnte man sich hier nicht beklagen. Der Ofen schien nicht einen Moment zu ruhen und auch das Feuer prasselte ununterbrochen. Es roch nach Brot und Eintopf, heißem Met und Bier - Wildschwein. Felle wurden geteilt, Wäsche gemeinsam gewaschen und untereinander handelte man, was es zu Handeln gab. Und wenn es doch etwas zu tun gab, worüber man sich nicht einig wurde hallte die Stimme der Vettel und dirigierte.


    Als sie die Augen wieder aufschlägt und den müden Blick zur Decke schickt schleichen sich die Gedanken in ihren Kopf, warum sie das tut. Das hier war ihr zu Hause, der Ort, den sie so schnell nicht wieder verlassen wollte. Hier hatte sie ihr Rudel, das ihr so viel Wärme schenkte und Geborgenheit. Und es war ihre Aufgabe, all denen, die dieses Gefühl brauchten, zu dieser Stunde, das zu schenken, was sie längst bekommen hatte. Ihre Kraft war noch längst nicht aufgebracht. Sie schickt einen Gedanken an Tuula, sucht nach ihrem Gesicht und ihrem Blick in ihren Gedanken, schmunzelt, als ihr das Lachen in die Ohren steigt und so stößt sie sich ab von ihrer Wand und wendet sich um. Die Fältchen um die Lippen heben sich und die Vettel klopft einmal laut in die Hände.


    "Welcher von euch Welpen hat noch kein Bier?" grölt sie schließlich. Bierhumpen werden gehoben und aus 164 Ecken hört man ein "Hier!" "Dann erhebt eure faulen Arsche und ran an das Fass. Und erwische ich einen von Euch nochmal an dem Keksvorrat macht er Bekanntschaft mit meinem Kochlöffel!"



    2 Mal editiert, zuletzt von Von Harmon ()

  • Mit zittrigem Schriftbild geschrieben, fast kraftlos wirken die Zeichen die auf das Papier gebracht wurden, unverschlossen. Eine Nachricht erreicht mit vielen anderen die Lager im Lornarspass und in den Gendarranfeldern, in der Hoffnung dass sie zu den Richtigen kommen möge.


    Zitat

    An das Rastrudel


    Ich gehe davon aus, dass ihr es geschafft habt. Ziehe daraus die Kraft hier weiter zu machen. Ich bin in der Blutstromküste.
    Gebt diese Nachricht an die Wolfsmutter.


    Inke


    Der nächste Absatz ist in alter Schrift geschrieben, unleserlich für jene, die ihr nicht mächtig sind, kindlich für jene die es können. Der Schreiber scheint nicht wirklich vertraut mit den Runen und Zeichen:


    I always felt like I was watching a dream I'd never wake up from.


    Before I knew it the dream was all over.


    2 Mal editiert, zuletzt von Sailsd ()

  • „Wir müssen jetzt den Platz für den nächsten Verletzten vorbereiten. Du kannst nichts mehr für ihn tun.“ Langsam ließ Linus die eiskalte Hand seines Bruders los. Eine Leinentasche wurde ihm in die Hand gedrückt während er von dem Sanitäter aus dem Zelt begleitet wurde. „Geh zu den anderen und lass dir etwas zu essen geben!“
    Linus blieb vor dem Zelt stehen und schaute sich um. Inmitten des Lagers brannten Lagerfeuer die die Dunkelheit der Nacht fernhielten. Es musste bereits mehrere Tage seit dem Angriff auf Löwenstein vergangen sein in denen er seinem Bruder nicht von der Seite gewichen war. Überlebende und auch Helfer waren trotz der späten Stunde immer noch auf den Beinen. Er sollte etwas essen, konnte aber nicht zu ihnen gehen, er würde keinen Ton herausbringen. Die Trauer und die Angst schnürten ihm den Hals zu.
    Langsam ging er an Zelten vorbei, in denen Flüchtlinge schliefen, bis er sich außerhalb des Lagers befand. Sein Blick fiel auf das Wasser und er dachte an die vielen Toten, die sich noch darin befinden mussten. Beinahe hätte er selbst dazu gehört.


    Als die Zerstörung und das Chaos begann, war Linus auf dem Weg zum Hafen um seinen Bruder Laurin von seiner Arbeit abzuholen. Von einer Sekunde zur nächste flogen urplötzlich Feuergeschosse vom Himmel und ließen ihn erstarren. Kaja, eine befreundete Norn, kam mit ihrem Mann und ihrer Tochter angerannt. „Wir müssen hinüber auf die Insel zu den Soldaten schwimmen! Dort sind wir in Sicherheit!“ schrie sie. Linus rannte ihnen das kurze Stück nach. Am Hafen schaute er sich suchend nach Laurin um und rief nach ihm. In all dem Chaos konnte er ihn aber nicht entdecken. „Komm schon!“ rief Kajas Mann „Dein Bruder ist schon längst dort!“ Bis zur Brust war er bereits im Wasser und wollte gerade los schwimmen als ihn jemand am Arm herumriss und aus dem Wasser zog. „Raus da!“ schrie sein Bruder ihn an und zog ihn mit sich. Als er über seine Schulter zurückschaute, sah er eine riesige Schraube die sich ins Wasser bohrte und alles mit sich in die Tiefe zog.
    Die Luft brannte, das Atmen fiel immer schwerer und trotzdem liefen sie immer weiter Richtung Süden. Sie überquerten die große Brücke, die bereits an einigen Stellen brannte. Die Feuergeschosse aus dem Himmel ließen nicht nach, eines traf in ihrer unmittelbaren Nähe ein so dass sie zu Boden gingen und Laurins linkes Bein plötzlich in Flammen stand. Linus riss sich schnell seinen nassen Mantel von den Schultern und erstickte damit das Feuer. Der Geruch des verbrannten Fleisches schlug ihm sofort entgegen als er den Mantel weglegte. Laurins linkes Hosenbein hatte große Löcher durch die man rote und schwarze aufgeplatzte Hautfetzen sehen konnte. „Wir müssen hier raus.“ sagte Laurin leise. Linus half ihm beim Aufstehen. Er legte Laurins rechten Arm über seine Schultern und umschlang ihn mit seinem linken Arm um die Taille. Sie liefen so schnell es ihnen möglich war bis sie mit einigen anderen Flüchtlingen an der Blutstromküste ankamen. Auch dort herrschte Chaos. Überall am Strand lagen Verwundete, Tote, schreiende und weinende Flüchtlinge. Linus ließ seinen verletzten Bruder auf den weichen Sandboden gleiten und kniete sich neben ihn. Laurins Gesicht war tränenverschmiert und die Mundwinkel zitterten vor Schmerzen. „Ich gehe einen Heiler suchen!“ rief Linus und rannte los. Seine Suche nach jemandem mit medizinischer Ausrüstung war vergebens. Niemand wusste wann Hilfe eintreffen würde. „Die Heiler sind sicher schon auf dem Weg.“ murmelte er wohl nur um sich selbst zu beruhigen während er wieder neben seinem Bruder kniete. Laurins Gesicht glühte und er schien das Bewusstsein verloren zu haben. Linus wühlte in dessen Umhängetasche, es fand sich ein Leinenhemd, dass er in Streifen riss, mit Wasser tränkte und ihm auf die Stirn legte. Er legte sich neben ihn, hielt seine Hand fest umschlossen und betete dass dieser Albtraum endlich vorbei sein möge.


    Die Erinnerungen an die letzten Tage waren für Linus kaum auszuhalten. Er lehnte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm. Seine Hände schmerzten und er bemerkte dass er immer noch Laurins Umhängetasche fest an sich gedrückt hielt. Langsam ließ er sich am Baumstamm hinab gleiten bis er auf der Erde saß und begann hemmungslos zu weinen.

  • Am gestrigen Morgen, so macht diese eher unscheinbare Geschichte allmählich die Runde, waren vier Gerüstete im ersten Morgenlicht damit beschäftigt einen Ochsenkarren heran zu schaffen. Sie trugen Wimpelwappen am Gürtel, die das Symbol des Eisprinzen, des Herrn über den Tod, Grenth aufzeigten. Der Tod war nicht fern, er war nicht weg zu denken, nicht zu ignorieren und eigentlich war auf eine bittere Art und Weise nichts besonderes mehr daran gelegen, dass manch einer Löwenstein nur noch in einer hölzernen Kiste verlassen musste. Am Rande der Zeltreihen hielten sie das Zugtier an und schlugen weite, bestickte Tücher von der sonst leeren Ladefläche. Seile wurden vorbereitet und an den Spannhölzern festgeknotet. Alsbald trat ein gerüsteter Grenth Priester auf den Plan. Klingen an den Armen, einen Stab mit geschnitztem Schädel unter Ranken in der Hand und Blessuren an den unrasierten Wangen zeugten vom weniger friedlichen Zweck seines Auftretens. Seine Metallbeschlagene Rüstung mit den geschmiedeten Schwingen auf den Schultern hatte einiges davon getragen. Mit seinen Fingerzeigen wurde eine Kiste herangeschafft, bewacht von einer kleiner gewachsenen, der unverhüllten Augenpartie nach sehr jungen Frau in lederner Rüstung, verziert mit den Ornamenten des Totengottes und bei weitem wohl einst teurer in ihrer Anschaffung als der Schutz der vier Wachen. Der Priester half selbst dabei die Kiste aufzuladen. In der Morgensonne glänzten Silberbeschläge an Ecken und Rändern, ehe man sie abdeckte und festzurrte. Der Priester verteilte Segensworte an jene, die gerade noch aus den Zelten kamen um mit ihm zu reden, sich an einen Geistlichen seiner Art zu wenden. Der Mann fertigte zwar niemanden ab, doch schien in großer Eile und es dauerte nicht lang, da rollten die hölzernen Räder hinfort. Ein einziger Sarg, wenn es denn einer war, nicht ein mal groß genug für einen erwachsenen Mann als Last für einen ganzen Wagen. Ein Relikt? Ein Artefakt? Spärliche Überreste eines Lebewesens? Wer weiß...


    Bebilderung:

  • Nun dürfte es offiziell sein: Ein Kontingent der Eisenlegion ließ sich am gestrigen Abend im Gendarran-Lager nieder und schlug dort ein größeres Zelt auf, dass in Art und Beschaffenheit denen der Aschelegion sehr ähneln dürfte. Nur unterscheidet es sich dahingehend, dass es von Eisen-grauer Farbe ist und eine robuste Bodenplane besitzt.


    Die Meinung der anwesenden Flüchtlinge und Authoritäten geht dabei weit auseinander: Während einige darauf hoffen die überlegene Feuerkraft der Eisen-Soldaten zu ihrem Vorteil nutzen zu können, scheinen andere ob der offiziellen Stellungnahme der Eisenlegion zu Hilfsgütern und - Truppen weniger erfreut über das Auftreten der zwei Kriegstrupps sein! Wer sich hier niederlässt, solle doch helfen und sich die Pranken schmutzig machen, heißt es. Doch genau dies schienen einige der Charr bis jetzt zu tun: Vom Abend bis zu den frühen Morgenstunden konnte man immer mindestens einen Arzt der Hochlegion im Lazarett entdecken, der in militärischer Strenge die Assistenten befehligte und herumscheuchte, sollten diese nicht selbstständig angemessene Resultate abliefern, oder gar selbst Pranke an die Patienten anlegte. Einer der erkrankten Charr-Flüchtlinge soll nun sogar durch einen Schlauch in einem Hals beatmet werden - ein groteskes Bild für jene, die es noch nicht kennen! Für Menschen und kleinere Wesen soll bisher das nötige Equipment für derartige Eingriffe noch fehlen und so war zumindest unter diesen Gruppen die Anzahl der Toten nicht großartig verschieden, im Vergleich zu den Vortagen!


    [icon='fa-steam',32][/icon] S I E G - D U R C H - F O R T S C H R I T T[icon='fa-steam',32][/icon]

  • Am Morgen des heutigen Tages, wurde ein voll bepacktes Dolyak zusammen mit der Rothaarigen, die die kleine Karawane empfing, hinauf ins Lager geführt. Xelia bedankte sich bei den Begleitern des Dolyaks und half, so gut sie mit ihrer Verletzung konnte, beim abladen der Güter. Eine kleine Liste befand sich in ihrer Hand, auf der sie eifrig und lächelnd, einiges abharkte. Zufrieden zogen schließlich das Dolyak, da es endlich nichts mehr tragen musste und seine Begleitung von dannen, gen der Gendaranfelder. Das Dolyak hatte die, von Xelia versprochenen, Spenden ihres Vaters gebracht.


    Ladung:



    Dabei zwei Briefe, einer für Xelia persönlich und einer für das Lager:


    "Mein vollstes Beileid zu den Verlusten, die ihr alle erleiden musstet und zu verkraften habt, ob Habseligkeiten, Familie oder Freunde. Ich weiß diese Spende bringt euch nicht das zurück, was ihr verloren habt, dennoch hoffe ich mit diesen Dingen, um die mich meine Tochter bat, helfen zu können. Braucht ihr noch etwas, so lasst es Xelia wissen, ich werde sehen was ich tuen kann. Mögen die Götter eures Glaubens euch beistehen"


    Darunter befindet sich ein Siegel und die Unterschrift "Richard Seldor"

  • Nachdem man Balthasarpriester Dronon am vorigen Abend noch das Kontingent der Eisenlegion bei dessen Einmarsch im Gendarran-Lager willkommen heißen sah, wurde er heute gesichtet, wie er einen der Transportballons gen des Blutstromküsten-Lagers betrat. Dort angekommen zog es ihn direkt zur Sturmklippen-Freistatt hinauf, wo Gerüchten nach einige der verstreuten Mitglieder des Zaishen-Ordens untergekommen sein sollen.


    Ein Scheiterhaufen wurde dort auf der namensgebenden Klippe errichtet, und kurz darauf kündete ein kräftiges Feuer samt aufsteigenden Rauches davon, dass ein Verstorbener rituell den Flammen übergeben ward. Nach der Feuerbestattung verließ der bullige rote Plattenträger die Feste wieder, die altbekannt ernste Miene um einen bitteren Zug und den Waffengurt um einen wuchtigen arkanen Folianten erweitert. Man schloss sich unten im Lager wohl noch mit der lokalen Löwengarde kurz, nahm die Erkennungsmarken einiger gefallener Gardisten für nördlich stationierte Offiziere mit und reiste wieder per Heißluftballon gen Gendarran ab.


    Einige amüsierte Zufallsbeobachter wissen zu berichten, dass der Magen des verrohten, abgehärteten Priesters wohl etwas sensibel auf das Fliegen ansprach.


    "Wer weder zögert noch zurückweicht, wird belohnt werden."


    [color=#000000]- Schriften des Balthasar, 48 V.E.

  • Tagebucheintrag:


    Mir ist eiskalt und ich habe schreckliches Kopfweh. Die Atemmaske muss mir das Leben gerettet haben. Mein linker Stiefel hat einen entsetzlich großen Riss und ich glaube, dass meine Zehen erfroren sind. Wenn ich durch den Riss schaue, dann meine ich, dass sie bläulich aussehen. Ich spüre sie kaum .. Ich will nicht nachsehen .. Aber ich hasse den Schnee ..
    Hass .. was ist Hass? Ich glaubte immer, dass Hass ein Gefühl von Wut ist. Jetzt weiß ich, dass Hass viel tiefer in die Seele geht. Kann das Herz schwarz werden? Abgrundtief? ..
    Da ist mein Schwert, stumpf, unbrauchbar .. Da ist mein Tagebuch, mein Freundschaftsbuch .. Freunde .. Ich habe keine Freunde mehr .. Ich habe keine Heimat, keine Familie. Ich trage ein langes Hemd, eine Weste .. zerrissene Handschuh, eine Gürteltasche .. Darin liegt ein Kupferling, meine Atemmaske, welche eigentlich nicht meine ist .. mein Kohlestift, der letzte .. und .. Leere.
    10 Dinge .. Das ist mein zu Hause .. 10 Dinge .. Das bin ich .. 10 .. Ich hasse diese Zahl. Ich kann nicht in Worte fassen, was geschehen ist. Ich spüre noch immer das Feuer in den Lungen, die Furcht in den Gliedern und ich höre die Schreie, sehe den Tod, fahle Augen, verzerrte Gesichter, das vergossene Blut ..

  • Seufzend blättert der Kerl durch die neuen Anzeigen, die ihm aus diversen Lagern in die Finger gedrückt wurden. Wieso ausgerechnet er derjenige war, der die nicht gerade glückliche Aufgabe für heute übernahm, die Vermisstenanzeigen aus dem Lager zu sammeln und an die Vermissten-Tafel zu hängen, das schien ihm ein Rätsel.
    Mit lautem, rythmischen Knallen bügelt der unausgeschlafene Herr mit den dicken Augenringen die erste Vermisstenanzeige an die unlängst überfüllte Tafel, während am anderen Ende von einem weinenden Paar zwei Anzeigen von der Wand gerissen werden. Von all' der Not und dem Leid unlängst abgehärtet, kreist der garstige Kerl mit den Augen und widmet sich wieder mechanisch seiner Arbeit. Gerade als er den Hammer an den nächsten Nagel ansetzt, um die nächste Anzeige an zu hämmern, spürt er einen seltsamen Zug an seiner zerfledderten Hose. Auf Kniehöhe zieht ihm ein kleines Menschenkind mit mehr Dreck in der Visage als ein Schwein in der Schlammgrube, an der Hose und hält ihm, mit bemüht glücklicher Miene, einen alten, zertrampelten, ranzigen Zettel hoch.
    "Kuck mal, was ich im Gebüsch gefunden hab! Hängst du das bitte auf?", bettelt die kleine Göre mit leiser Kindsstimme. Erneutes Augenrollen folgt, als der Tafel-Kerl sich den Zettel grabscht, gefühlskarg darüber liest und ihn, nach dem vorherigen, an die Pinnwand nagelt.
    Das kleine Mädel hüpft wieder zurück und nickt zufrieden, denn sie trug schließlich ihren Teil zur Rettung der großen Flucht der Löwensteiner Bevölkerung bei!


  • Kriegsbeute

    "Wir haben einen!" hört man es an einem Feuer vor einem windschiefen Flüchtlingszelt am Pass raunen. Die Stimme des Mannes, der Haus und Schwester bei dem verheerenden Angriff auf Löwenstein verlor ist brüchig, doch voller Zorn und Genugtuung.
    "Wir haben einen." Stimmt eine verletzte Händlerin ihm zu, ihr verbittertes Gesicht bekommt bei den Worten einen Grimm der die letzten Tage des Leids aus ihrer Mimik fast verbannt. "Es heisst eine Söldnerin hat ihn auf einer der Missionen vom alten Nebelfang mitgebracht. Hat ihren Leuten gemeinsam einen Trupp von Scarlets Kreaturen niedergemacht hat und das Biest gefangengenommen". Einen Moment sitzen die beiden schweigend am Feuer, ehe der Kerl wieder die Stimme erhebt. "Was meinst du werden sie heute Abend mit dem Gefangenen machen?". Die Händlerin blickt auf, zeigt die Zähne zu einem biestigen Lächeln als sie ihn anblickt.
    "Verhören natürlich. Antworten aus ihr rauspressen, militärische Pläne und so ein Zeug"


    Die Nachrricht das im Ostlager ein Soldat oder womöglich gar ein Offizier Scarlets gefangengehalten wird verbreitet sich wie ein Lauffeuer über die Flüchtlignslager. Wo man auch hört wird darüber getuschelt, spekuliert, lautstark seinen oder ihren Kopf gefordert. Doch so unterschiedlich die Gespräche auch alle sind, in einem Punkt sind sich alle Tratschtanten einig:

    "...kein angenehmes Schicksal wird den Gefangenen erwarten, wenn Nebelfang von ihm erfahren hat was er erfahren wollte"





    ~ oOc ~

    Tja, nachdem man mit jetzt einen Gefangenen (Oder eine Gefangene?) angekündigt hat werden wir das Thema irgendwie im RP verwursten. Natürlich werden wir nicht allzuviel über Scarlets Pläne erfahren können…

    »Ich habe Dinge gesehen, die ihr Jungen niemals glauben würdet:
    Gigantische Luftschiffe, die brannten, draußen über den Ebenen von Ascalon.
    Ich habe Geschützfeuer gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Löwensteiner Portal.
    All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, wie Tränen im Regen...


    ...Zeit zu feiern


  • Mitgebracht aus Löwenstein, die Sylvari schließt diese Berichte ein. Auch die vorigen Berichte befinden sich an dem geheimen Ort, die neuen werden dazu gelegt.

    I always felt like I was watching a dream I'd never wake up from.


    Before I knew it the dream was all over.


  • Mit den Boten wird ein zerknautschter Lederfetzen in das Blutstrom-Lager geliefert. An Inke Wolfstochter soll er übergeben werden.



  • Lornars-Pass


    Zu später Nachtstunde kündigte ein Hornruf aus weiter Entfernung das Eintreffen der Karawane an.
    Eine halbe Stunde später, schlängelten sich Zwölf Doljaks, Fünfzehn Heiler und Dreiíg Hainhüter die Serpentinen zur Abtei hinauf und verschwanden im Inneren.


    Zwei Stunden später wurden zahlreiche medizinische Güter, Lebensmittelvorräte, Trinkwasser, Teekräuter und einige Schlafsäcke in das Flüchtlingslager getragen.


    Sechs der sylvarischen Heiler richteten sich in den Lazaretten ein und machten sich sofort an die Arbeit.


    Es dauerte nicht lang, und die nun um sechs Sylvari geschrumpfte Karawane machte sich mit etwas weniger Last weiter.
    In der Abtei wurde eine Vielzahl an Briefen aus den Gendaran-Feldenr zurückgelassen, die wohl später noch verteilt werden, oder vom Empfänger abgeholt werden.


    Haben in der Nacht einige Flüchtlinge die Ankund und Abreise der Karawane wohl nicht bemerkt, dürfte die größere Vielfalt an Nahrungsmitteln und die neuen Heiler wohl recht schnell auffallen. Vier Doljak-Ladungen wurden eingelagert, dazu die medizinischen Güter der Heiler.




    Blutstrom-Küste


    Zur Nachmittagsstunde, zog -ohne Ankündigung- die sylvarische Karawane im Flüchtlingslager der Blutstromküste ein.
    Die restlichen sechs Doljakladungen mit Lebensmitteln, medizinischen Gütern, Kräutern und Trinkwasser wurde abgeladen und eingelagert.


    Die neun verbliebenden Heiler richteten sich in den Zelten ein und begannen sofort ihre Tätigkeit aufzunehmen.
    Auch hier wurde eine Vielzahl an Briefen mitgebracht und an die Lagerleitung abgegeben.


    Die Dreißig Hainhüter versorgten die Doljaks, gönnten den Tieren Drei Stunden Pause und machten sich danach wieder auf in Richtung des Haines.

    Count your age by friends, not years
    Count your life by smiles, not tears.



    *stalkt Ensia mit jedem Beitrag

  • Zwei Tage zuvor, im Nentor-Tal, Lornars Pass...


    Timar Cubisson grinste zufrieden. Das Leben war schön. Rich-tig schön. Seit Jahren wartete er auf eine Gelegenheit, es dem schmierigen Skalden heimzuzahlen. Vor einigen Wintern war es, da hatte Cumin sich ein Weib genommen, die tolle Halla mit den blonden Locken, den lustigen Grübchen und dem großen Herzen. Einen Winter später war der Haderlump von Johansson vorbeigekommen und nur eine Nacht später war klar, wie groß Halla's Herz wirklich war. Groß genug für mehr als einen Timar nämlich und bestimmt groß genug für diesen mageren Wolfsköter namens Eik. Timar erwischte die beiden schwitzend und vergnügt im Dolyakstroh und schon damals gab es eine zünftige Prügelei, bei der der betrogene Norn seine Ehre wieder herstellen konnte. Aber Halla verließ ihn dennoch und deshalb sann Timar Cubisson jahrelang still auf Rache. Mittlerweile war er Vorarbeiter in der Konsolidierten Nentor-Miene und heute, urplötzlich, da stand der Erzfeind vor ihm. Eik Johansson, der dreckige, verlauste, schmierige Skaldenlump. Nichteinmal an Timar zu erinnern schien sich dieser, genau so, wie er sich bestimmt nicht mehr an Halla erinnerte, der beschissene Schürzenjäger. Der Dreckskerl bettelte bei ihm um Hilfsgüter für die Flüchtlinge und mit einem freundlichen Lächeln und schlagendem Herzen versprach Timar Eik alles, was nur in der Mienenfestung entbehrt werden konnte. Die Schlitten würden bereitgemacht und derweil würden sich Eik und er über die Gegenleistung unterhalten. Und was für eine Gegenleistung...nein...Genugtuung sich Timar ausgedacht hatte. Ein Mond...nein, zwei...oder gleich drei? Das klingt gut. Drei Monde schürfen in der Felsnadelmiene, tief unten wo kein Lichtstrahl mehr hinkam. Kein Bier, kein Schnaps, dünner Brei, schlechtes Werkzeug und vor allem: Keine Weiber. Staub, Dunkelheit, Kälte und Einsamkeit für den verlausten, betrügerischen, ekelhaften Skaldenarsch.
    Ja. Das Leben war schön. Rich-tig schön...

    Heute Mittag kamen im Flüchtlingslager Lornar drei Schlitten von Nentors Konsolidierter Miene an. Keine Kunde vom Legendensänger.
    Der Inhalt der Schlitten:


    - Vier Klafter Holzkohle
    - Drei Kisten Werkzeug: Hämmer, Zangen, Sägen
    - Ein Fass Nägel
    - Drei Stapel Bretter
    - Drei Kisten Waffen: Schwerter, Äxte, Streitkolben, alles gebraucht und ungeschliffen
    - Zwei Fass Teer
    - Ein Beutel Feuersteine
    - Ein Fässchen Waffenöl
    - Ein Amboss
    - Ein Schleifrad
    - Eine Briefrolle, zugehalten von einer blonden Filzsträhne, zu bringen der Aanika Weißpelz

  • Lautes, tiefes Brüllen dringt aus einem der Flüchtlingszelte am Lornar Pass und zerreisst im Einklang mit dem Wehklagen anderer
    die eisige Nachtluft über schneebehangenen Wipfeln. Wieder und wieder dringen die Schmerzenslaute hinaus, rauben vielen der
    eh schon aufgewühlten und heimatlosen Seelen noch den letzten Schlaf.
    Nur eine weitere Person unter Tausenden, die mit ihren ganz eigenen Höllenqualen kämpft.


  • An Arlassia, Salmaviertel
    Oder: Geschenkartikel-Gaumenfreuden-Genußcafé „Herzlich“, Melandruhochstr.
    Oder: Hugh, Wirt der Wunderlampe im Ossaviertel Götterfels


    (Montag vormittag)
    Liebe Arla,
    wir sind gestern Abend wohlbehalten am Flüchtlingslager bei der Blutstromküste angekommen. Aufgrund des Platzmangels hier nehmen wir Cheffi ein gutes Stück von seinem Platz im Zelt weg, aber bisher hat er noch nicht gemeckert. Vielleicht denkt er ja, sein Schnarchen ist Strafe genug für den Platzraub.
    Hier regnet es die ganze Zeit; unsere Lieferung, unsere Kleidung und alles, was hier gelagert wird, alles das kreucht und fleucht, ist nass oder zumindest klamm. Ein ekelhaftes Gefühl, wie die Sachen an einem kleben: Von der Kleidung angefangen über den Sand, der hier in Massen rumliegt, bis hin zur Asche der Feuer, die vom Wind irgendwie immer genau in mein Gesicht geweht wird, zwischen Hut und Tuch vorbei ab an Nase, Mund und Wangen.
    Käfer sagt, ich seh schon aus wie eine richtige Elonerin (zumindest im Gesicht) und findet das lustig.
    Mann eh… Der Regen nervt mich wirklich!


    Wir haben soeben mit Schrecken fest gestellt, dass die Norn, die wohl bisher die Organisation rund ums Kochen und auch den Großeil des Kochens an sich übernommen hat, verschwunden ist. Käfer macht sich schon Sorgen, das er womöglich bei den Kochaufgaben helfen soll, dementsprechend ist seine Laune. Vielleicht kommt die aber auch vom Zustand Löwensteins - war ja immerhin auch seine Heimat. Wer weiss das schon so genau?



    (Montag Abend)
    Huhu noch mal.
    Entschuldige, dass ich mitten im Brief abgebrochen habe, aber es wurde schon hell und ich musste mit zur Jagd. Wir haben zwei Moas erlegt, nachdem wir fast 5 Stunden verzweifelt versucht haben -irgendwas- zu finden und zu erlegen. Ich glaube, die Tiere wissen, dass etwas schreckliches passiert ist, denn wir konnten auffällig wenige überhaupt aufspüren… und haben wir was gefunden, so war das Wild so unruhig, das uns gleich mehrere Tiere entwischt sind. Na ja.. aber zwei Moas sind besser als gar nix, ne?


    Ich habe gehört, dies hier ist das Lager, in dem die Zustände am schlimmsten sind, und ich bete zu den Göttern, das dies stimmen möge – ist es irgendwo noch schlimmer als hier kann ich mir nur allzu gut vorstellen, wie die dort befindlichen Leute dahinsiechen müssen…
    Heute sind weitere Lieferungen gekommen, und für morgen werden auch noch welche erwartet. Wir haben kaum Medikamente und Verbandsmaterialien, jeden Tag sterben mehrere Flüchtlinge ohne dass ihnen geholfen werden kann. Dafür ist wohl vorgestern Elene hier aufgetaucht, mit Hora zusammen, und noch ein weiterer Heiler… davor gab es hier nicht einmal Heiler, nur Heilerhelfer, die halt nich so gut ausgebildet sind. Du kannst dir sicher vorstellen, wie es hier ausgesehen haben muss.


    Marth hat mich als Verantwortliche für Nahrungsmittel eingeteilt – Eigentlich heißt das nix anderes, als das ich die nächsten Tage damit verbringen werde mir zu überlegen, was man aus dem kochen kann, was so angeschleppt wird… wir haben Jäger-, Sammler- und Fischergruppen, aber was genau erbeutet wird ist reine Glückssache. Ich muss auch noch schauen wer beim kochen hilft, und dann geht’s ans Vorbereiten und Kochen… Wir haben nämlich keinen ordentlichen Koch vor Ort. Die Norn bleibt weiterhin verschwunden. Marth sagt, wir sind mehrere Hundert Mann, und das heisst, das das Vorbereiten und Kochen keine Sache von mal eben ein oder zwei Stunden ist, sondern ziemlich tagesfüllend. Und das für direkt mehrere Leute, nicht nur mich.


    Wir haben ein paar Hühner hier, und eins davon hab ich Arla genannt. Die wohnen nämlich im Versorgungszelt, und da bin ich ja die meiste Zeit - so kann ich immer fantastisch mit dir schimpfen oder dir mein Leid klagen, ohne dass du dich wehren kannst. Den Gockel hab ich Leon genannt, aber das weiß niemand, ich bin ja nicht so doof und sag das laut. Vor allem nich vor Käfer, der denkt sonst wieder was falsches. Kennst ihn ja, hihi. Aber irgendwie hat der Gockel halt Ähnlichkeit mit dem Igor, so diese seltsame Mischung aus Arroganz, Aufgeplustertheit, Machtgehabe und doch auch wieder Fürsorglichkeit und Freundlichkeit... Wäre der n Tier, wäre der sicher n Gockel, oder was meinst du?


    Arla, ich hoffe, es geht dir gut. Tut mir leid, das ich mich wegen der Kloppe so aufgeregt habe.
    Wenn du die Möglichkeit haben solltest, einer Karawane weitere Hilfsgüter mitzugeben, so brauchen wir echt dringend Medikamente, auch Salz, Öl, Mehl, Gewürze… und Kleidung. Die meisten vor Ort haben ziemlich abgewetzte Lumpen an, und wie ich hörte ist die Kleiderlieferung von uns nach Lornar gegangen, wegen dem Schnee und der Kälte dort.


    Viele Grüße, auch von Käfer natürlich!
    Dia


    P.S.: Boah, wie mir der Regen auf die Nerven geht… das glaubst du gar nicht!

  • Regen. Es regnete wieder.

    Der erdige Boden, welcher an die Pflaster mündete, war aufgeweicht und kleine Pfützen bildeten sich in diesem.
    Die Geräusche der Umgebung wie das schwere Plattenreiben der Wachen bei jedem Schritt, oder aber die
    Gespräche zwischen Überlebenden und auch Sanitätern die gegen das prasselnde Wasser ankommen sollten,
    überging er einfach. Es hatte wahrlich seine Zeit gebraucht. Tage waren vergangen, viel zu viele Tage, in denen er
    von einer nur zu menschlichen Trägheit gefangen war. Ob es Trauer oder einfach nur Müdigkeit war, er konnte es
    selbst nicht sagen; konnte es nicht näher bestimmen. Aber was er wusste war, dass er diese Trägheit wieder
    los war. Abgewälzt und abgestriffen hatte er sie und wurde binnen weniger Stunden erneut von einer
    Aggressivität gepackt, die er schon zu lange nicht mehr gespürt hatte. Was freute er sich innerlich darüber. Er war
    wieder er selbst, hatte das Blut geschmeckt und fixierte sich auf genau das.

    Mit einem Schnauben wandte sich der verkrüppelte Zaishen dann ab und ging, das garstige Ding von einem
    Gehstock unter dem Rest seiner linken Hand, zurück in 'seinen' Turm. In der Freistätte gab es so einige Türme,
    aber einen solchen hatte er eben für sich und seine Arbeiten bestimmt, die die anderen Flüchtlinge stets damit
    meideten, dass sie sich nicht einmal in die Nähe seiner Tür begaben. Andere, ebenso erfolgreich gerettete
    Zaishen haben wohl gewisse Gerüchte darüber verstreut. Es war ihm sogar sehr recht, schließlich wurde er
    damit nicht aufgehalten oder gestört. Die Tür schlug hinter ihm zu.

    Einige Stunden später brannte ihm bereits die Lunge, die vor Anstrengung schmerzte. Die Stichproben setzten
    ihre beißenden Dämpfe in die Luft und er sah es nicht einmal im Ansatz ein endlich den Raum zu lüften. Er
    brauchte das alles, musste herausfinden was das war und wie man dagegen ankommen konnte. Schon bald
    würde er wieder das Risiko eingehen und in die Stadt eindringen müssen, um an weitere Proben zu kommen,
    da sich seine viel zu schnell aufbrauchten oder aber -lösten. Vielleicht sollte er den Turm gar nicht mehr
    verlassen, um eben das zu unterdrücken.


    Vehement schüttelte er den Kopf über diesen grenzdämlichen Gedanken. Nein. Er musste raus, musste Proben
    holen und musste dabei so viele von diesen rückgratlosen Bastarden mitnehmen wie es ihm in jener Zeit
    möglich war. Er hatte seine Aggressivität, sein altes Laster endlich wieder. Etwas, das er nur zu gerne an jenen
    Rekruten ausließ welche das unangenehme Schicksal traf ihm untergeordnet und zugeschrieben zu werden.
    Der Krieg und auch der Kampf um das Überleben waren grausam, rücksichtslos und unmenschlich, weshalb
    sollte er sich also nur für einen Moment zurück nehmen um ihnen ihre Aufgaben leichter zu machen? Nein. Nie
    kam er auf den Gedanken dies zu tun und nie würde er es machen, warum sollte er jetzt also bei sich anfangen.

  • An: Arlassia, Salmaviertel
    Oder: Geschenkartikel-Gaumenfreuden-Genußcafé "Herzlich", Melandruhochstr.
    Oder: Hugh, Wirt der Wunderlampe im Ossaviertel
    Götterfels


    (Dienstag Abend)
    Liebes Lieschen,


    es ist jetzt Dienstagabend, und ich konnte den Mann von der Abtei überreden noch einen Moment zu warten, bis er durchs Lager stapft und die heutigen Briefe mitnimmt um sie zu verteilen. Na gut.. ich glaube, die Bestechung in Form eines Stückes Schokoladenkuchen hat eher gewirkt als das Bequasseln, aber das ist ja egal… Jedenfalls sitzt er nu am Feuer, trinkt Tee und isst Kuchen. Ich schätze, ich habe ungefähr eine Dreiviertel Stunde Zeit, um diesen Brief zu schreiben, dann ist er fertig mit allem. Also auf auf!


    Das wichtigste zuerst:
    Wir haben weitere Helfer und Hilfslieferungen erhalten heute, sogar eine ganze Menge. Daher möchte ich meinen Wunsch ändern, solltest du etwas herschicken können: Am liebsten wären mir Öl zum Einlegen und Braten, Knoblauch, Gewürze wie Pfeffer, Schnittlauch und Petersilie sowie (Frühlings-)Zwiebeln. Die werden hier auch am dringendsten benötigt. Lieferungen haben Medikamente, Mehl, Trockenfleisch, Brot; auch Salz, Kräuter, Tees und so weiter in großen Mengen gebracht und es hieß es werden weitere kommen, aber das alles macht das gekochte Essen leider nicht schmackhaft. Fleisch und Fisch können wir hier jagen, mit etwas Geduld und Glück. (Oder etwas mehr).


    Wenn das Wetter hier schon ne einzige Pampe ist muss es das Essen ja nicht auch noch sein, oder?


    Chy ist gekommen und stell dir vor: In der Nähe gibt es ein Quaggandorf, das sie besucht hat.
    Die lieben Fuus haben uns 4 Haie gebracht, zusammen mit Werkzeugen zum Ausnehmen. So ein Glück, das wir Chy haben… aber die reist morgen leider schon wieder ab. Wenn sie weg ist nehm ich ihren Platz als Lagerbotschafterin bei den Quaggan ein; wuhu!
    Auch ein Barde war da, ein Sylvari, und hat das Abendessen etwas angenehmer gemacht, indem er die dauernden Schmerzenslaute, die von überall her kommen, einfach mal übersungen hat. Einen der Haie werde ich in Salz einlegen und als Notreserve bunkern. Die anderen müssen wir schon mal ausnehmen und so… vermutlich heut Nacht. Wie bereitet man Hai schmackhaft und richtig zu? Arla, für so viele Leute zu kochen ist wirklich mehr eine Strafe als alles andere. Zumindest unter diesen Umständen. Wir haben weder genug Holz und Kohlen für mehr als ein Kochfeuer, noch haben wir genug Töpfe und Grillroste und auch nur einen wirklich riesigen Kessel – wer den geschickt hat möge für ewig gepriesen sein, eh -, weshalb wir Nachts schon damit anfangen müssen Wasser abzukochen oder Suppen anzusetzen. Morgens brauchen wir den Platz und die Hilfsmittel schon wieder für anderes.


    Fiann ist hier und Anna aus dem Heilhaus und Alex... kennste einen Alex? Er meinte, er wär n Bekannter von Schweinchen und damals viel in der Lampe, aber ich kann mich nicht so recht erinnern. Jedenfalls hats den ordentlich erwischt, und seine Wunden entzünden sich immer wieder… ich hoffe, wir müssen ihn nich auch bald zum Feuerberg bringen. So heißt der Öppel, auf dem wir die Leichen verbrennen, die vom Meer angespült werden (und natürlich diejenigen, die ihren Verletzungen hier im Lager erlegen sind). Also, ich nenn den so. ‚Leichenhügel‘ oder ‚Totenberg‘ ist mir zu deprimierend. Feuerberg klingt schöner, findeste nicht?
    Was wollt ich sagen? Ach ja: Zumindest tun wir die verbrennen, wenn es gerade mal nicht regnet. Was aber nicht oft vorkommt. Deshalb stapeln die sich. Zum Glück ist der Feuerberg nen gutes Stück weg. Der dauernde Regen ist echt blöde. (*neben diese Aussage wurde ein weinendes Mondgesicht gemalt*)


    Käfer hilft beim Kochen, stell dir das vor! Mittlerweile brennt er auch gar nicht mehr so oft das Essen an. Ich glaube, ohne ihn wär ich schon wahnsinnig geworden hier; irgendwie schafft er es immer, im rechten Moment an meiner Seite zu stehen. Einfach so. Plöpp, ist er da. Manchmal frage ich mich, wie er das macht, wirklich… ich lass mir gar nicht anmerken, wie sehr mir die Zustände hier zu schaffen machen! - Trotzdem ist er immer da, wenn ich Gefahr laufe, meine Nerven zu verlieren, und tröstet mich durch seine typischen, kleinen Gesten.


    Apropos Käfer: Der hat nen Hund gefunden, vorletzte Nacht. Oder besser: Der Hund hat Käfers Trockenfleischnotreserve gefunden. Wieso nur? Wieso Käfer? Wieso ich? Weißt du noch, wie er schon vor zig Wochen gemeint hat, dass so ein Hundchen doch sicher schön wäre als Familienzuwachs, zu Hause?
    … Du ahnst es schon, mh?
    Immerhin ist er nun viel lieber und öfter im Versorgungszelt um beim Essen zubereiten zu helfen. Ich tu so, als würd ich nicht mitbekommen, das immer mal wieder ein Knochen oder Ähnliches verschwindet; ich hoffe nur, das er das Viech gut genug versteckt hält, das nicht irgendeine Wache auf die Idee kommt, es zu erschießen. Wir haben jetzt doch schon einige Wachen hier, und obwohl es ja gut ist, das sie da sind, ist mir das Bild der vielen Gerüsteten nich so geheuer. Man kommt sich vor, als würde jeden Moment etwas passieren können. Bisher hab ich das Hundi zumindest noch nicht erspäht; ich nehme an, Käfer ist ganz gut im Verstecken von blinden Passagieren. Ich muss mir schon mal einen Namen überlegen. Was hälste von Wolfgang?


    Arg... Der Mann hat längst aufgegessen und geht gerade zum Ballon... ich glaub, ich lauf mal fix los…


    (*noch hastiger und krakeliger geschrieben als eh schon wurde die letzte Zeile:*)
    P.S: Das Wetter ist echt Mist! So richtig. Und mir tun die Knochen weh.

  • Seit einiger zeit berichtet man im Lager an der Blutstromküste von einer kleingewachsenen Norn mit Kapuze, welche regelmäßig früh am Morgen in die umliegenden Sümpfe wandert und mit einer gefüllten Tasche wiederkehrt.
    Ihr Zelt duftet mittlerweile eigentümlich nach troknenden Kräutern. Er hereinkommt stellt fest, dass sie eine Glutschale aufgestellt hat, darüber hängen an Leinen Blätter einer Pflanze. Auch sonst findet sich ein wild aussehendes Chaos an Töpfen, Flaschen und Schalen – anscheinend zusammengeklaubt von verschiedenen Flüchtlingen – mit unterschiedlichem Inhalt im Zelt.
    Es finden Schalen mit einer Art Harz darin, welches eine stark rote Farbe hat, einiges an Pulver in Einmachgläsern, stets ein Topf mit heißem Wasser auf dem offenen Feuer bei den Zelten. Zudem eine Sammlung an mehr oder minder sauberen Leinentüchern und Stapelweise getrocknete Blätter.
    Neben der Glutschale zum Trocknen findet sich dort auch eine kleinere Schale aus der beständig Rauch aufsteigt.
    Wer sich umhört, wird gesagt bekommen, dass die kleine Norn dort im Zelt sich um die Verletzen kümmert, sich derer annimmt, welche von Krankheiten geplagt sind. Norn berichten, das man im Zelt die Spur eines Totemtieres finden könne, zumindest die entfernte Idee der Präsenz.


    Sie hockte nun schon seit einiger Zeit im Zelt und hatte die Augen geschlossen, widerstand dem Bedürfnis sich am rechten zu kratzen, auch wenn es dort juckte. Der Duft der trocknenden Blätter hatte sich mit dem des rauchenden Harzes verbunden und stieg ihr fast angenehm in die Nase. Es war warm hier drin, doch schien ihr das nichts auszumachen. Die Kapuze saß nun schon lange auf ihrem Haar, noch immer feucht und schwer vom Dauerregen draussen. Etwas raschelt am Zelteingang und die durchdringenden Augen blitzen der nächsten Aufgabe entgegen, durchdringen den Neuankömmling. Die Hand deutet schweigend auf das Feldbett, welches die Mitte des Zeltes bildet...

    I always felt like I was watching a dream I'd never wake up from.


    Before I knew it the dream was all over.


    4 Mal editiert, zuletzt von Sailsd ()

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