Ihr Mannen und Frauen, ihr Kinder kommt näher
und höret ein Lied von vergossenem Blut!
Von der Sippe im Winter, von der Eisbiester Heulen
Von des Vaters Verbot und der Trotztochter Mut!
Ganz weit oben im Norden steht die Halle des Hrothgar
Wo die Wolfensangsippe lebt weithin bekannt!
Wo in Schneekuhlens Höhen scharfe Eiswinde wehen
steht die trutzige Heimstatt, stolz "Firnhallen" genannt!
So begab sich vor Jahren das ein Winter hereinbrach
voller Strenge und Härte wie kein and'rer zuvor,
dessen bitterste Kälte und das weissknirschend Stöbern
unablässig umtoste der Firnhallen Tor.
Und im Windesgeheule ward vernommen ein zweites
von den Vinscrapr die zu der Heimstatt gedrängt,
ihre Fänge und Klauen rissen Mann, Weib und Welpen
und so ward Hrothgars Land voll mit Nornblut getränkt.
Grausig schwarzbeissend Biester jene Eiswölfe waren
deren Name uns schaudern lässt weit noch entfernt:
"Vinscrapr! Zu den Waffen! Wenn ihr Heulen ertönet!"
hat der Firnhallner Welpe schon von klein auf gelernt.
Und ihr Herr war der Grimnyr, jene Bestie so riesig
wie der Felsen gar selbst auf dem Firnhallen ruht,
seine Fänge so lang wie die Klingen der Jotun
und sein Pelz bitterschwarz, Augenglühen wie Blut.
Und so fielen sie her mit dem Winter gemeinsam
über Wolfensangs Sippe, schlugen Beute so reich!
Fraß den Alten der Winter, holten Eiswölf' die Welpen
schwanden Firnhallens Kinder schmelzend Schneeflocken gleich.
Bis zum Tage wo niemand mehr stand ohne Wunde
wo kein Krieger die Äxte zum Kampf mehr erhob,
da stand auf die Maid Vanhir und verlangte zu streiten
für die Sippe, die Heimstatt, für des Hrothgarens Lob.
Doch der Vater verbot es, war die Welpe so zart!
"Wolltest Näherin werden, lass die Hand von der Klinge!"
so sprach Hrothgar zu Vanhir, doch sie ging auf ihn los:
"Ich will stehen für euch, ganz gleich was es mir bringe!"
Mit den Fäusten und Fängen stürzte Vanhir sich eifrig
in den Kampf mit dem Vater bis der schließlich nachgab:
"So geh hin und bestehe, nimm mein eigen Axt mit dir
und kehrst zurück nicht so legen wir sie in dein Grab!"
Vanhir gürtet die Axt sich, legte sich auf die Lauer
und beobachtete nächtelang Eiswölfens Tun.
Als genug sie gesehen brach sie auf hinter Grimnyr
auf den Gipfel Hjölmsholmir ohne Rasten und Ruh'n!
Und dort oben im Himmel, zwischen Wolken und Schnee
stellte Vanhir den Grimnyr zum letzten Gefecht,
und sie stritten sechs Tage und die Nächte dazu
bis am letzten des Grimnyrsbiests Taten gerächt!
Mit den Kräften am Ende aber eisern im Willen
schlug das Mädchen mit Vaters Axt Eisbestie tot,
brach am Berge zusammen, vom dem Grimnyr bedecket
und blieb warm von des Wolfs fließend Lebenssaft rot.
Ward die Schönheit genommen von den Klauen des Biestes
kehrte Vanhir doch lebend nach Firnhallen zurück,
brachte Frieden und Ruhe, denn die Vinscrapr schwanden
mit dem Tode des Grimnyr zu der Wolfensang Glück!
Und so legte die Tochter ihrem Vater zu Füßen
des Grimnyrsbiest's Hülle und die Fänge des Wolfs!
War gerettet die Sippe, wurd die Welpe geehrt
und für alle Zeit "Wölfin" ihr Name klingt stolz!
(Nornischer Skaldensang, mündlich weitergegeben. Zuletzt in Hoelbrak vorgetragen vom Skaldenwirt Eik Legendensänger am ersten Donner-Tag des Weulfsvintars am Feuer der Großen Halle.)