"Du lebst, du lebst, du lebst..." schluchzt Dheatach. Sanchyro sieht zwar keinen Sinn darin das Offensichtliche immer wieder zu wiederholen, aber er weiß dass es eben Dhes Art ist. Es ist ein Ausdruck seiner Gefühle die der Sylvari selten verbirgt. Sanchyro akzeptiert das. Zumal dies alles andere als eine normale Situation ist. Ihm selbst fällt es schwer genug die Ruhe zu bewahren.
Es war eine ereignislose Patrouille. Eine gewisse Unruhe war in der Stadt zu spüren, das lag wohl an den Gerüchten, aber das äußerte sich nicht in Vorfällen die protokolliert werden müssten. Zurück in der Kaserne nahm Sanchyro sein Schwert ab und machte sich bereit es zu schärfen. Da wurde er auf die Geräusche aufmerksam. Explosionen? Geschützdonner?
Es war eigentlich undenkbar dass Löwenstein angegriffen wurde ohne dass sie vorher alarmiert werden würden. Und doch war es so. Draußen vor der Kaserne war der Angriff in vollem Gange. Ätherklingen-Luftschiffe verhingen die Luft und bombardierten die Stadt. Sanchyro brauchte nur Momente um den Eindruck zu bekommen dass die Schiffe relativ wahllos auf die Stadt feuerten. Sie kamen weniger um zu erobern als um zu zerstören.
Sie mussten sich sammeln. Formieren und zurückschlagen. Natürlich war Sanchyro schon klar dass sie so oder so wenig Chancen gegen die Luftschiffe hatten, aber sie mussten zumindest am Boden die Oberhand gewinnen. Doch es war hoffnungslos. Eine Granate sprengte nicht weit von ihm einen Teil des Mauerwerks. Er sprang aus dem Weg als ein Brocken auf ihn zuflog, landete in einem Graben und nicht weit von ihm explodierte eine weitere Granate. Nur seine Rüstung bewahrte ihn vor dem Tod durch Steinsplitter.
Er erhob sich, konnte aber kaum etwas sehen. Gestalten bewegten sich hinter einer Wand aus Rauch, sie sahen nicht nach Löwengarde aus. Er blieb erstmal liegen bis sie vorüber waren. Dann griff er sein Schwert und versuchte sich an der Wand entlang zu schleichen. Mit Plattenrüstung war das kaum erfolgversprechend, aber die Gruppe wurde anscheinend in einen Kampf verwickelt. Er eilte auf sie zu und stand dann neben einem Charr. Er war bewaffnet und trug keine Rüstung der Löwengarde. Sanchyro konnte nicht sicher sein, aber er entschied dass es ein Feind sein musste.
Das Großschwert traf seinen Hinterkopf und fällte den Charr. Ein Mensch der sich neben ihm befand, drehte sich nach dem Gardisten um, doch auch ihn streckte das Großschwert nieder bevor er gefährlich werden konnte. Damit sah sich Sanchyro immer noch vier Gegnern gegenüber. Zu viele, wäre er allein gewesen, aber andere Löwengardisten griffen nun an. Ein Gegner wurde wenige Schritte vor Sanchyro niedergeschossen, die anderen nach kurzem Kampf überrannt.
Er kannte die anderen Gardisten nur flüchtig, aber das spielte jetzt keine Rolle. Er hatte keine Ahnung wo Dheatach war oder ob er noch lebte, aber auch das spielte nun keine Rolle. Ein Offizier übernahm das Kommando, auch andere Bewaffnete die keine Löwengarde waren, schlossen sich ihnen an. Gemeinsam machten sie sich daran Fort Marriner oder zumindest einen Teil davon zu halten.
Das gelang ihnen zunächst. Schließlich wurde er mit einer Gruppe anderer losgeschickt um Kontakt mit anderen Widerstandsnestern aufzunehmen. Sie begaben sich in Richtung des küstenfernen Bezirks. Unweit des Strandes wurden sie angegriffen. Sanchyro erinnerte sich noch daran wie er hier während des Marktes zwischen den Ständen patrouilliert und sich über die Unbedachtheit des Gardisten Graham geärgert hatte. Nun schoben sich Krait über den Sand und griffen sie an. Es war eine Übermacht und seine Gruppe konnte nur ein Rückzugsgefecht führen. Sie versuchten sich an einer Gruppe Palmen zu verschanzen doch nun wurden sie von der Artillerie der Ätherklingen unter Beschuss genommen. Der Trupp war schnell dezimiert und nun war auch der Weg zurück zum Fort durch einige Schaufler abgeschnitten.
Ihre einzige Chance war die Flucht. Sanchyro zog einen Verwundeten, der selbst nicht mehr laufen konnte, auf seine Schultern und lief mit zwei Anderen nach Süden, zu dem Durchbruch zwischen den Felsen. Er rechnete jeden Augenblick damit dass man ihm in den Rücken schoss, aber es geschah nicht. Sie erreichten den Abhang der hinunter zur Blutstromküste führte. Dort trafen sie auf einige andere Löwengardisten und sonstige Bewaffnete die Bürger bei der Flucht schützten. Ein Stück weg von der Stadt befand sich bereits ein kleines Lager. Dorthin brachte er den Verwundeten und schälte sich dann aus der teilweise zerstörten Rüstung. Er selbst hatte einige Wunden die er erst jetzt spürte. Die schlimmeren davon ließ er versorgen, um andere kümmerte er sich selbst.
Er wollte wieder los, zurück in die Stadt, oder zumindest Flüchtlingen helfen, aber er konnte nicht. Seine Beine führten ihn einfach nicht in diese Richtung.
So erinnert er sich an die vergangenen Stunden. Wer weiß wie viel davon der Wahrheit entspricht. Wichtig ist dass seine Waffe und seine Rüstung weg sind. Und dass Dhe da ist. Er lebt. Offensichtlich, aber dennoch bemerkenswert, das muss Sanchyro anerkennen, als er den schluchzenden Freund fest an sich drückt.