Der Hofmagier - Das 10. Gesetz
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Trigger: Beerdigung
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Der Regen fiel in einem melancholischen Rauschen aus dem bleigrauen Himmel auf die schwarzen Regenschirme herab. Der Geruch von nasser Erde und welken Laub hing schwer in der Luft. Die Menge bewegte sich nur langsam dem Sarg hinterher, der an den Gräbern entlang getrugen wurde. Eine dünne Schicht Moos lag auf den nassen Gedenksteinen und verriet stumm, dass selten ein Lebender einen Fuß auf diesen Acker setzte. Es war weniger ein Ort der Erinnerung als des Vergessens.
"Arme Tante Lotti. Sie hat schon ihren Mann beerdigt und jetzt auch noch ihren Sohn," Rhodvan sprach ruhig, nur für Lavande bestimmt. Sie gingen ganz hinten mit einer deutlichen Lücke zu den anderen.
"Manche Menschen ziehen das Pech regelrecht an. Ihr solltet Euch von ihr fern halten."
"Von meiner Tante Lotti? Sie ist ein guter Mensch und sie braucht uns jetzt. Vater will sie zu uns holen. Damit sie nicht so einsam ist." Rhodvan lächelte seicht, deutliches Mitgefühl für seine Tante in den warmen Augen.
"Das ist keine gute Idee," befand Lavande. "Man kann sich mit Gefühlen infizieren, ganz besonders mit Trauer und Schwermut."
"Mein Freund - Ich schätze deine Weisheit bei so vielen Dingen, aber hier liegst du falsch. Tante Lotti braucht nun eine starke Stütze, sie braucht ihre Familie."
"Sie wird weinen, klagen und jammern. Es wird euch allen aufs Gemüt schlagen."
"Sie hat ihren Sohn verloren."
"Wer in der Traurigkeit Zuhause ist, der möchte sie nicht verlassen. Sie ist gewohnt und damit angenehm. Das Unbekannte macht Angst."
"Du sagst - Sie will gar niemals mehr glücklich werden? Lavande, das ist doch Unsinn. Jeder Mensch strebt nach Glück."
"Ich warne Euch nur, edler Rhodvan. Umgebt Euch mit den Menschen, die Euch weiter bringen. Lasst Euch nicht vergiften von anderer Leute Schmerz. Es ist möglich, am Schmerz eines anderen zu Grunde zu gehen."
"Aber einander Liebe und Mitgefühl zu schenken ist eine der wertvollsten menschlichen Eigenschaften. Ja, wenn nicht sogar der Kern der Menschlichkeit. Würdest du einen Freund verstoßen, nur weil er durch eine schlechte Zeit geht?"
"Es geht darum, das Muster zu erkennen. Ist er vom Pech verfolgt und in der Traurigkeit Zuhause, dann ja. Überwindet er seine Krise und wird dadurch stärker, dann nicht. Denn Ziel sollte es immer sein, sich mit den Starken zu umgeben."
"Aber es sind die Schwachen, die uns brauchen. Die Starken kommen gut alleine klar. Hast du keinen Beschützer-Instinkt?"
"Ich beschütze Euch," sagte Lavande mit einem Lächeln.
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