Der Hofmagier - Das 15. Gesetz | Teil II
Der Graf saß in seinem Ledersessel, die Augen auf Lavande gerichtet, den er zu sich gerufen hatte. Der Graf von Sturmhammer war eine militärische Erscheinung, sein Gesicht war kantig und scharf, mit markanten Wangenknochen und einem entschlossenen Kiefer. Sein dichter grauer Bart war sorgfältig gepflegt und verlieh ihm ein würdiges, hochherrschaftliches Aussehen. Seine Augen waren von einem durchdringenden Stahlgrau, und konnten sowohl Wärme als auch Strenge ausstrahlen. Auf seiner breiten Brust lag eine prächtige goldene Kette mit einem schweren Medaillon. Seine Hände, stark und leicht von der Arbeit mit dem Schwert gezeichnet, ruhten auf den Armlehnen des Sessels. An seinem kleinen Finger glomm ein klobiger Siegelring mit dem Emblem des Hauses.
Lavande wirkte im Kontrast zu ihm beinah wie ein Junge, hatte er doch ein weiches Gesicht und verwegene grüne Strähnen, die ihm halb über die Augen fielen und eine schlanke Statur, die in bunten Zwirn steckte.
"Und Lavande - Hast du über mein Angebot nachgedacht?"
"Mein Graf, ich verstehe Eure Neugierde. Doch, die wahre Verführung liegt im Augenblick des Staunens."
"Du hast meine Aufmerksamkeit, erzähl mir mehr."
"Lasst mich Euch eine Darbietung zeigen, die Eure Sinne verzaubern wird."
"Eine Darbietung?" Der Graf schnaubte amüsiert. Er wollte etwas anderes, das wussten sie beide.
"Mein Graf, es ist eine Darbietung, die Euch in Eure Phantasie entführt. Das kann ich Euch bieten. Etwas, das tiefer geht als fleischliche Lust."
"Warum zierst du dich so vor fleischlicher Lust?"
"Ich... Mein Graf, ich ziere mich nicht. Ich denke nur, dass fleischliche Lust profan ist und überschätzt. Nachdem sie gestillt wurde schmeckt sie schal, es wohnt ihr keine Phantasie mehr inne."
Der Graf sah ihn einen Moment lang an und schien über seine Worte nachzudenken. Dann sagte er: "Es ist sehr schade, dass die Welt dir diesen Eindruck vermittelt hat."
Es folgte eine weitere Pause, in der der Graf vom Wein trank und Lavande bangen ließ, doch dann nickte er: "Gut, für heute Nacht will ich mich mit deiner Zaubershow begnügen."
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