Der Hofmagier - Das 14. Gesetz
Der Morgen war kühl und klar und an den Fenstern der Bibliothek perlte der Tau. Lavande saß auf der Fensterbank und studierte ein in Leder gebundenes Buch.
Dann öffnete sich die hohe Tür des weiten Saals und Rhodvan schritt herein. Er war repräsentativ gekleidet, in wenigen Stunden tagte das Kabinett und besprach das weitere Vorgehen, die Zurückeroberung von Silberkron betreffend. Sie hatten Ravenbrick nun lange genug belagert, es war Zeit für die nächste Phase.
"Lavande, hier bist du. Ich brauche deinen Rat."
Lavande schlug das Buch zu und sah Rhodvan mit einem warmen Lächeln entgegen. "Natürlich, mein edler Rhodvan. Was beschäftigt Euch?"
Rhodvan setzte sich in einen alten gepolsterten Sessel.
"Ich habe das Gefühl, dass ich Jules nicht mit in die Schlacht nehmen sollte. Nenn mich verrückt, ich kann es nicht erklären. Aber, was sage ich all den Offizieren? Zu behaupten er sei noch nicht so weit würde sein Ansehen beschädigen."
"Gebt ihm eine andere Aufgabe und betont, wie wichtig diese Aufgabe ist. Es muss sich anfühlen wie ein Privileg, sie ausführen zu dürfen. So wird er nicht merken, dass es Euch tatsächlich darum geht, dass er nicht mit in der Schlacht um Silberkron kämpft."
"Hmmm~," Rhodvan strich sich über den Bart. "Er könnte die Truppen in Ravenbrick unterstützen."
"Wichtiger."
"Die Verteidigung unserer Heimatfront? Er könnte für die Bemannung unserer Grenzposten zuständig sein und den Nachschub der Versorgungslinien. Das ist eine Aufgabe von enormer Bedeutung und würde Jules Ansehen wahren, da sie strategische Weitsicht und Führungsqualitäten erfordert. Was denkst du?"
"Das wäre gut, aber Euer Vater verteidigt die Heimatfront."
"Ja schon, aber er könnte auch mit mir in die Schlacht reiten und Jules an dieser Herausforderung wachsen lassen. Er will doch immer, dass wir Verantwortung übernehmen."
"Jules ist ein Hedonist, schwach in taktischer Kriegsführung," gab Lavande zu bedenken.
"Schon, aber ganz ehrlich, sie greifen Sturmhammer nicht an. Jules muss nicht das Schloss verteidigen, sondern nur dafür sorgen, dass die Posten bemannt sind und die Logistik stimmt. Das kriegt er hin."
"Ihr habt das Herz und den Verstand eines großen Führers, mein edler Rhodvan."
"Nicht doch, ich bin nichts ohne deine weisen Ratschläge, mein Freund."
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