Der Hofmagier - Das 12. Gesetz
"Komm darüber hinweg, Butch. Es ist nur ein oller Köter," sagte ein Fingerfresser am Lagerfeuer nachdem Butchs Rottweiler gestorben war. Natürlich endete der Kommentar in einer Schlägerei, da Butch der härteste Haudrauf aus dem Pack war. Aber er war nicht der Anführer und so knallte ein Schuss durch die Nacht. Es war nur ein Warnschuss, aber danach war Ruhe.
Die Gauner legten sich schlafen, aber Butch hatte Wachdienst. Lavande war erst seit kurzen unfreiwillig bei den Fingerfressern und bewohnte einen mannshohen Käfig, in dem er nun aber an die Stäbe angelehnt saß.
"Er war ein guter Hund," sagte Lavande.
Butch zog hörbar die Nase hoch und wischte sich mit dem Arm Rotz weg.
"Der Beste," sagte Butch.
Es trat eine Stille ein, in der man nur das Knacken der Holzscheite hörte.
"Hast du auch Tiere?" fragte Butch.
"Ja, einen Hasen."
"Wie heißt er?"
"Lucy."
"Wer kümmert sich gerade um Lucy?"
"Niemand, schätze ich."
"Das tut mir leid."
"Ja, mir auch."
Sie lauschten wieder eine Weile nur dem Feuer.
"Hör mal, ich kann dich da nicht raus lassen, die Jungs würden mir jedes Sackhaar einzeln ziehen."
"Ja, ich weiß. Warum nennt ihr euch eigentlich die Fingerfresser? Fresst ihr die Finger eurer Opfer oder der Abtrünnigen eurer Bande?"
"Was? Nein, nichts davon. Wir essen einfach gerne mit den Fingern, du weißt schon, Hühnchen und so."
"Ew. Das solltest du niemals wieder erzählen. Erzähl meine Geschichte. Die ist besser."
"Dass wir die Finger unserer Opfer fressen?"
"Nein, der Abtrünnigen, nimm das."
"Hast Recht, die ist besser. Danke, man."
"Ich helfe immer gerne."
Wieder Stille.
Butch ließ ihn nicht aus dem Käfig, nicht in dieser Nacht.
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