Der Hofmagier - Das 13. Gesetz
Die Nacht war mondlos und das Schloss erhob sich wie ein düsterer Koloss gegen den sternenlosen Himmel. Im Inneren des Schlosses, in einem abgelegenen Turmzimmer, brannte eine einsame Kerze. Lavande saß an einem alten Eichentisch, auf dem verstreute Pergamente lagen und ein aufgeschlagenes Zauberbuch. Sein grünes Haar schimmerte im schwachen Kerzenlicht und er griff nach einer Kristallphiole, die ein funkelndes Pulver enthielt. Er entkorkte sie, streute das Pulver behutsam in die Flamme der Kerze und begann mystische Worte zu murmeln. Das Licht flackerte in einer spektral schillernden Stichflamme auf und spiegelte sich unheilvoll in seinen violetten Augen.
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In der Zwischenzeit saß Rhodvan in seinem militärischen Gemach und starrte in das prasselnde Kaminfeuer. Er hatte sich einen Brandy genehmigt, oder zwei. Isabellas Verlust schmerzte in seiner Brust, außerdem musste er Silberkron zurück erobern und eine neue potentielle Gemahlin finden. Der Tanz des Feuers beruhigte ihn, er tat das jede Nacht bis er einschlief, in den Kamin Starren. Es war meditativ. Doch heute war es anders. Die Flammen zuckten unnatürlich und bogen sich in Formen, Feuergestalten. Er erkannte die Zinnen von Silberkron, eine Kavallerie und sich selbst an der Front, das Heer anführend. Bei den Göttern - Wie viel hatte er getrunken? Doch sein Herz pochte aufgeregt im Takt des Flammenzuckens. Die Schlacht schien siegreich. Die Flammen zeigten ihm nichts anderes, als seinen tiefsten innigsten Wunsch. Es war schön. Doch dann sauste ein Flammenpfeil durch das Bild und traf Jules mitten ins Herz. Rhodvan rannte zu ihm, aber sein Bruder verstarb in seinen Armen. Dann schossen die Feuerfunken empor und im nächsten Moment waren die Flammen einfach nur noch Flammen.
Rhodvan stand auf und irrte einen Moment ziellos durch sein Gemach. Das war nicht real, das wusste er. Er hatte zu viel getrunken. Aber es bewegte ihn tief im Kern - Sollte sein Sieg ihn den Bruder kosten? Kurz ertappte er sich dabei, darin ein göttliches Zeichen zu sehen, aber das war Unmöglich. Die Götter hatten Tyria verlassen. Lavande traute er diesen Spuk aber auch nicht zu, er war ein Bühnenkünstler und hatte keinerlei Grund, ihm so einen Schrecken einzujagen. Sie waren Freunde.
Er erwog ihn um Rat zu fragen, aber es war ihm zu peinlich seine Trunkenheit zu bekennen. Nein, er würde es nicht erwähnen. Es war nichts.
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Dennoch verfolgten ihn diese Bilder tagelang und beeinträchtigten seine weitere militärische Planung. Alles in ihm sträubte sich dagegen, Jules mit in die Schlacht zu nehmen. Aber er konnte es nicht begründen.
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