Flucht aus Löwenstein - Neues aus den Lagern

  • Viel zu lange schien es schon her zu sein, dass sie sich vom wärmenden Kerl fortgemacht und Fell gegen Kleidung getauscht hatte. Langsamer waren ihre Schritte in den letzten Stunden geworden, schleppend und immer wieder hielt sie inne, musste ausschnaufen. Die Müdigkeit drängte sich in ihren Kopf und den gesamten Körper. Dabei war der Schlaf nahezu ruhig gewesen.
    In den letzten beiden Gehöften hatte sie Glück. Die Bewohner ließen sich auf den Tausch ein. Zogen dann ein Stück mit ihr, zum Hof der Sippe, um dort weitere Dinge auf den Karren zu laden. Planen und Äxte, Brennholz hatten sie auch aufgeladen. Soviel sie eben entbehren konnten. Auch Honig war dabei gewesen.
    Geister... wie gern hätt' ich jetzt Honig. Doch sie verwarf den Gedanken direkt wieder und verzog das Gesicht. Eine kalte, feuchte Nase drückte sich an ihr Bein und nur kurz darauf war eine warme und weiche Zunge zu spüren. Mit müdem Lächeln schaute die Rothaarige zur grauen Wölfin hinunter und legte ihre Finger auf deren Kopf. Treues Goldgelb erwiderte den ernsten und doch etwas traurigen Blick aus tiefem Blau. Schließlich zog sie sich das Leder wieder über Mund und Nase und stapfte weiter den Pfad entlang durch den Schnee. Immer begleitet von der Grauen, die keinen Fuß zu weit von ihrer Seite wich.

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    „.... sie brauchen unsere Hilfe. Heimatlos, geschwächt und kra-...“ Weiter kam sie nicht.
    „Löw'nstein, eh? Vergiss es, Weib! 's is mir egal, was der verspricht! Wir brauch'n all unser Zeug selber, 's is Winter, falls du nich kuck'n kannst!“
    Die Hüttentür knallte, auf die hinaus geblafften Worte, zu und die Norn atmete tief durch. Versuchte den Zorn, die Verzweiflung und die Traurigkeit hinunter zu schlucken... was ihr nicht gelingen wollte. Zu viel war geschehen. Und der Angriff auf die Stadt war vielleicht nur der bittere Höhepunkt dessen. Fest hämmerte sie mit der Faust an das Holz der Tür und brüllte dagegen.
    „Du stumpfsinniger Dolyakarsch! Meinst du etwa, die haben sich das ausgesucht?! Bleib nur hocken auf deinem fetten Arsch und kümmer dich um dich selbst! Kannst wohl am Besten!“
    Damit wirbelte sie herum und stapfte mit leisem Knurren weiter durch den Schnee. Wut und Trübsinn ließen sie die Hände zu Fäusten ballen, sodass das Leder leicht knarzte.
    Immer weiter entfernte sie sich vom Gehöft. Weiter Richtung Süden. Sie wusste, dass bald die Stelle erreicht sein würde, an welcher im Frühjahr der Schnee nachließ. Berge und Gipfel begleiteten ihren Weg, mit dem starken Nordwind, der ihr um die Ohren pfiff als wolle er sie von dieser Gegend des Passes fernhalten. Und trotz, dass ihr die Füße schmerzten und sie sich die Faust in den Bauch presste, um das Stechen weg zu drücken, lief sie weiter gegen den Wind an. Weiter, immer weiter...
    Denn im Süden gab es noch drei Gehöfte, die sie mehr oder weniger gut kannte:
    Das, der alten Vettel und ihrer Söhne – sie würden sicher helfen. Hildyr war zwar etwas Eigen, aber im Grunde hatte die Alte ein großes Herz.
    Dann gab es noch das von Stig, den sie so gut kannte und, so ungern sie es sich selbst eingestand – zutiefst hasste. Ein stummes Gebet schickte sie in den Wind und griff fester um den Bogen in ihrer Hand. Wolf... sorge dafür, dass er nicht da ist.
    Und das Letzte. Allein der Gedanke daran jagte ihr einen Schauer über den Rücken, der unangenehmer war, als der schlimmste Schneesturm – wenn man nackt ist. Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.

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    Lornars Pass, dritter Tag nach Katastrophe:

    In den frühen Mittagsstunden kämpfen sich zwei Norn – ein Hüne von einem und ein Kleinerer, fast schmächtiger – mit einem Dolyakkarren den Pfad zur Abtei Durmand hinauf. Vor der Treppe, die nach oben führt, bleiben sie stehen und der Größere neigt den Kopf etwas zur Seite, kratzt sich den Wanst.
    „Sach ma, Kern... der Karr'n kommt aba nich die Trepp'n rauf, häh?“
    Leise seufzt Kern und streicht sich die Kapuze vom Kopf. Fest klopft er dem Dolyak auf das Nackenfell, raunt dem Tier etwas zu und überwindet dann die letzten Schritte – allein – zu der Treppe. Er geht sie auch bereits hinauf, als er sich nochmals umdreht und zum Großen schaut.
    „Was denkst'n, klar kommt Greda da nich rauf. Der Karr'n schon gar nich. Pass auf se auf und ich such uns wen, der ablad'n hilft, neh?“
    Der Hüne nickt schwerfällig und legt einen Arm um den Nacken des Dolyaks. Sein Blick folgt nur kurz dem Kleineren, ehe er schon von etwas anderem abgelenkt wird, fast träumerisch und versonnen einer Schneeflocke nachschaut.

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    Im Laufe des Tages werden noch zwei weitere Karren in der Abtei eintreffen. Einer davon erst am frühen Abend. Doch eines haben alle Karren gemeinsam:
    Die Nornmänner und Frauen, die sie begleiten helfen eifrig, die Vorräte abzuladen und zu verstauen. Vieles ist dabei und wenn die Männer und Frauen gefragt werden, wer sie schickt, so kommt lediglich: „Der Lock'nkopf hat vom Legend'nsänger ausgerichtet un' getauscht.“


    Ladungen der Karren, nach Ankunftsreihenfolge:

    Spoiler anzeigen


    1. Nützliches
    Brennholz in Scheiten, 2 Äxte, Hammer, Nägel, Zange, Zeltplane und Segeltuch (insgesamt 5), 2 Töpfe Honig.

    2. Nahrung und kochen
    4 Paar Hartwurst, 3 Räucherfische, 3 Kanten Speck, 3 ordentliche Stücke Fleisch – Dolyak, 2 große Pfannen, 1 Kessel, 1 große Blechschüssel.

    3. Nahrung
    3 Sack Getreide (Roggen, Hafer, Gerste), 2 Sack Kartoffeln, 1 kleinerer mit Zwiebeln, 1 Kiste mit verschiedenem Gemüse (Sellerie, Karotten, Kohl), 1 Kiste mit Äpfeln. Außerdem ein Kochgestell für einen Kessel und ein Steinmörser.

    Weiterhin sind die Karren mit Fellen abgedeckt. Es sind jeweils 4-6 Stück, einige Langhaar, andere Kurzhaar. Sie gehören wohl zum Tausch dazu, denn die Norn nehmen lediglich die Karren samt Dolyaks wieder mit.

    „The Norn will not change simply because the Dwarves do not understand our ways.
    I'd rather be hated for who I am than loved for who I am not.“

    Jora

  • Zwischen Nacht und Tagesanbruch des zweiten Tages


    Es sind fünfzehn Holzbretter in die Höhe, um mich herum, ich kenne jedes Astloch in ihnen, jede Verwirrung der Maserung dessen. Fünfzehn Holzbretter sind meine Welt gerade, denn ich wage nicht einen Schritt aus dieser Ecke, die von Kisten und anderem verbarrikadiert ist. Ich habe eines der roten Tücher heruntergerissen, der goldene Knoten darauf ist zu erkennen und mahnt mich, immer wenn ich die Lider hebe, warum ich hier bin. Glaubte ich stark zu sein, glaubte ich die Schrecken wieder ertragen zu können, habe ich vielleicht einfach die Hinweise missgedeutet und zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Tränen füllen mir die Augen, mein Körper bebt, wenn meine Gedanken sich abermals um die Stunden vor dem Angriff drehen. In üblicher Kleidung, wehendem Rock und meinen Glöckchen bin ich mit einer der meinen über die Stege gelaufen, habe hier und dort mich umgesehen ohne das es auffiel und als wir durch die Kanäle zurück kommen wollten, lachte und scherzte ich mit ihr. Ihre Stimme verging in einem Schrei, meine Lider schließen sich, ich höre sie noch. Will das was mir Worte trägt erheben und nach ihr rufen, aber sie ist tot. Ihr Leib treibt unten im Kanal, die geweiteten Augen sehen mich nicht mehr an und ich hatte nicht die Kraft sie mit mir zu bringen, wenigstens die Überreste zu beschützen. Ich habe den Krait niedergestreckt, dann rannte ich, zog sie verzweifelt zunächst noch an einem Arm hinter mir her durch das Wasser und musste doch aufgeben, weil ich sie kommen hörte. Aufgeregt hob ich die Stimme in der Höhle, keine Antwort, ich schrie wild den Alarm, den Befehl, ja die Mahnung sich zu rüsten, denn der Feind war da, doch einzig Antwort blieb mein Echo der eigenen Stimme, dann mahnte ich mich stille zu sein. Die Dielen knarzten und knackten als ich sie heraufrannte, es war verlassen, das Hauptquartier überstürzt verlassen worden. Nur die wichtigen Unterlagen nahmen sie mit, den Rest hatten sie in Feuerkörben verbrannt, in denen nur mehr die letzte Asche glimmte. Da war kein Herzschlag mehr außer dem meinen in dieser götterverlassenen Höhle unter Löwenstein.

    Ich habe mich umgezogen, warum hab ich das getan? Trage nun Rot und Gold auf schwarzem Grund, das Tuch habe ich über meine Lippen gezogen. Kauere in der Ecke und warte, ich habe Hunger, grässlichen Durst und ich schäme mich meine Notdurft unweit meiner verrichtet zu haben. Manch einmal bilde ich mir Stimmen ein, manch einmal bilde ich mir gar ein Wesen zu sehen, Hände die sich nach mir ausstrecken und doch bin ich allein. Ich bin allein! Mein Kopf schmerzt, meine Schläfen hämmern als schlüge jemand immer wieder darauf, werde ich wahnsinnig? Immer wenn ich drohe unter all den Tränen den Verstand zu verlieren, hebe ich meine linke Hand, besehe den Ring der dort meinen Finger ziert und versuche mich zusammen zu nehmen. Doch ich bin so jung, zu jung um hier zu sein, allein hier zu sein und welch Ungerechtigkeit der Welt war es, dass ich zurückblieb hier? Meine Arme umfassen die Knie, ziehen sie eng heran, damit ich mein Gesicht daran verbergen kann und abermals weine ich, gleich wie sehr die Haut mir spannt und wie sehr der Schädel drückt. Was bleibt mir denn außer der Tränen, ich glaube, ich sterbe hier. Denn ich wage nicht hinaus zu gehen, wage nicht zu kämpfen und bin doch nicht wehrlos. Aber ich bin mutlos, kraftlos, ich warte auf den Helden, den Beschützer mit dem roten Mundtuch. Bedenke die letzte Nacht, die wir zusammen waren, in der wir uns hielten und liebten. In der ich nicht glücklicher hätte sein können, abermals schworen wir uns die Vermählung, sobald wir Beide zurück sein würden in Götterfels.

    Daheim liegt es, mein Kleid, ich sehe so hübsch aus darin. Es hat Schleifen und Rüschen, es hat Federbesatz und bildet so einen hübschen Kontrast zu meinem dunkelblauen Haar. Ich habe mir tausend Orte erdacht an denen ich ihm das Ja-Wort geben möchte, Orte an denen wir lachten und weinten, nun gut, ich weinte und er mahnte mich, mich zusammen zu reißen. Ein Lachen legt sich bitter auf meine Lippen wenn ich daran zurückdenken. Meine Arme schließen sich enger um die Beine, ich zittere und versinke in den Gedanken um ihn, um mich und um uns. Müde hebe ich die Finger, spreche den Zauber nicht einmal aus, sondern denke ihn nur und sein Abbild erscheint mir vor den Augen „Hol mich hier raus“ flüstert mein Mund ohne mein Zutun. Dann zersprang es wieder in violette Schmetterlinge. Ja, ich werde wahnsinnig und ich werde müde, ich bin so müde. Mein Blick hebt sich empor als das surrende Geräusch eines der Luftschiffe über dem Spalt erkennbar ist, meine Lippen schmälern sich. Haben sie mein Abbild gesehen, ist mein Atem, meine Stimme zu laut gewesen? Ja, ich glaube sie kommen mich holen, ich bin müde, kann nicht mehr aufgeregt sein. Vielleicht ist es auch die Resignation, hier nicht mehr lebend herauszukommen, sollen sie nur kommen, ich sterbe so oder am Durst. Meine Schultern sacken herab, meine Arme umfassen nicht mehr meine Beine und mein Leib sinkt seitlich neben die fünfzehn Bretter, die meine Welt sind, unter dem roten Tuch mit goldenem Knoten und Kisten, die ich nicht einmal besehen habe. Ach hätte ich gewusst, was dort zu finden war. Hätte ich doch nur geschaut, noch einmal öffne ich die Augen. Wo bist du? Komm...komm und rette mich, mein Herz.


    OOC: So damit der liebe Frieden gewahrt ist -keine drei Tage vergangen sind-, habe ich meiner Geschichte ein zeitliches Datum gegeben.

    4 Mal editiert, zuletzt von Diadrah (21. Februar 2014 um 17:54)

  • Die Nacht ist ruhig und friedlich. Der Mond scheint auf das Lager in Lorrnars Pass herab, und das Lagerfeuer in dessen Zentrum ist eine der wenigen Quellen die Licht spenden. Es ist mittlerweile spät, und die meisten schlafen, manche ruhig und erschöpft, andere wimmernd und windend, geplagt von den Albträumen der letzten Tage.
    Der Sylvari mit der Maske sitzt wie versprochen etwas abseits vom Lager und hält zusammen mit einem anderen Freiwilligen der Norn, Wache.
    Es raschelt kurz in den Bäumen und der Blick des Sylvaris folgt dem Geräusch, doch nur um eine Eule wegfliegen zu sehen.
    Die Nervosität war sein ständiger Begleiter. Niemand wusste ob Scarlet es nicht vielleicht auch auf die Flüchtlingslager abgesehen hatte, sofern sie von diesen wusste.

    "He Sylvari. Wieso trägst du eigentlich ne' Maske? Bist n Verräter oder so?" fragt der Norn nach einer Weile, recht angespannt. Der Sylvari seufzt und nimmt die Maske für einen Moment ab. Das hellblau Leuchten in seinem Gesicht er füllt den Platz an dem sie sitzen mit einem beruhigenden Licht.
    "Nein.... aber ich leuchte dem Feind nur ungern den Weg." erwiedert er ruhig aber lächelnd, ehe er die Maske wieder aufsetzt.
    "Versteh schon." brummt der Norn kurz erleichtert. "Ab morgen gibts Aufträge hat der Charr mit dem "rrrr" Fehler gemeint. Machst'e mit?"
    "Ja. Und du?"
    Der Norn lacht leise und brummend. "Seh ich so aus als würde ich da nochmal hin wollen? Wenn man nicht am Gift verreckt dann machen einen die Gefolgsleute von dieser irren Sylvari fertig. Obwohl ich nicht schlecht Lust hätte ein paar von deren Schädel zu spalten. Aber du scheinst ganz schön Mumm zu haben für so einen kleinen Baum."

    Neltom beschliesst ihn weiter anzuschweigen und Ausschau zu halten. Aber bis auf das rascheln in den Bäumen und dem Gejaule der Wölfe in der Nacht ist alles ruhig. Nachdem der Norn keine Antwort mehr bekommt hält auch er wieder wachsam Ausschau. Neltom zieht die Beine an und betrachtet den Nachthimmel.
    Er hat eine beruhigende Wirkung auf sein angespanntes Gemüt.
    Moe.... Myron... alle hatte es erwischt. Er war einer der wenigen die genug Glück hatten um mit mehr als nur heiler Haut davonzukommen. Es war seine Pflicht seine Freunde zu rächen.
    "Ich geh mal auf Patrouille. Zweimal schnell pfeiffen wenn Feinde da sind." erinnert er den Norn kurz ehe er sich etwas in den Wald aufmacht um zu patrouillieren. Und nebenbei ein paar Kräuter zu sammeln. Er würde sie brauchen wenn die Ersten wegen der Aufträge losziehen.

  • Morgendliches Erwachen
    Perspektive: Salvian Voss, derzeit Helfer im Flüchtlingslager der Gendarran-Felder

    Gesichter tanzten vorüber. Er kannte sie nicht; fremd waren sie, verzerrt, Fratzen hinter lodernden Flammen und aufsteigendem Qualm. Ihre Schreie hallten in sein Gehör, fraßen sich in sein Innerstes. Sie schrien vor Schmerz, vor Angst, vor Verzweiflung. Sie schrien um Hilfe, um ihr Leben. Er streckte seine Hand nach ihnen aus und spürte, wie die Hitze des Feuers seine Haut verbrühte, wie sich das Fleisch langsam von seinen Knochen schälte. Die Schreie explodierten. Aufgeben? Nein. Ein Voss gab nicht auf. Er langte weiter und weiter nach den Gestalten, doch jedes Mal entschwanden sie ihm. Wieder und wieder und wieder. Das Feuer umschlang ihn längst, aber spürte er keinen Schmerz; selbst das Knistern der Flammen blieb eine vage Ahnung in der Erinnerung. Ihm war kalt. Bitterkalt. Seine Augen richteten sich starr auf die Schemen jenseits des Feuers. Körperlose Schatten. Ihre Silhouetten kämpften noch immer gegen das Feuer an. Ein Tanz mit dem Tode, ein Tanz mit Grenth. Ein Tanz Verblichener. Und Salvian selbst? Er sah auf seine Hand. Geschwärzte Knochen, von jedwedem Leben befreit. Es war der Moment, als die chaotischen Bilder wichen. Eine tiefe Schwärze breitete sich Tüchern gleich über die Flammen aus, erstickte sie. Das Feuer erlosch, doch die Schreie hallten weiter.

    Wirr blinzelte Salvian vor sich hin. Die frühmorgendliche Finsternis lag schwer über dem Lager. Er spürte das kalte Gras, auf dem er lag, den Rucksack, den er in einer engen Umarmung umklammert hielt. Nach und nach sickerten die Erinnerungen zurück in sein Bewusstsein. Die Taubheit seiner Gliedmaßen ließ nach, eisige Kälte strich seine Wangen und rief die Lebensgeister zurück in seinen Leib. Kinderschreie. Er zuckte zusammen, setzte sich auf. Sein Kopf ruckte umher; von stiller Panik erfasst, suchten seine Augen die Dunkelheit ab. Doch die Kinderschreie verstummten, so plötzlich, wie sie erklungen waren.
    Er seufzte schwer. Seine Finger durchkämmten die schwarzen Locken, die vom Schweiss durchtränkt sein junges Gesicht umrahmten und in aufmüpfiger Wildheit über seine Schultern huschten. Er hatte geträumt, nur geträumt.

    „Beim Löwenzahn“, hörte er sich flüstern. Seine Stimme mutete fremdartig an, erschüttert, gezeichnet von den Ereignissen der vergangenen Tage. Wo war sie hin, seine Zuversicht? Ein Beben durchzog seinen Körper, ein Zittern, das selbst seinen Atem rasseln ließ. Er war geflohen. Er hatte es geschafft. Mit Hermes. Mit Aeneon. Alles wird gut, alles wird gut, versprach er sich in Gedanken. Unsägliche Übelkeit keimte in ihm auf. Nichts würde gut. Er hörte Schreie. Er sah gesichtslose Schatten. Er hätte nichts tun können. Er war kein Held, kein Krieger, kein Kämpfer. Er war Salvian. Er presste die Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich zusammen. Selbst sein Name fühlte sich fremd an. Fremd und kalt. Er richtete seinen Blick in den Himmel. Dunkel und geheimnisvoll wölbte sich das Firmament über die Gendarran-Felder. Wenigstens ein vertrauter Anblick. Kämpften sie in diesem Moment in Löwenstein? Würden sie weitere Überlebende finden? Wäre er fähig, er hätte sich angeschlossen. Vielleicht. Oder doch nicht? Er, der große Bruder, wusste nicht weiter, und es zerriss ihn. Wieder hörte er die Schreie in seinen Erinnerungen hallen. Erinnerungen, durchwoben von Träumen und Albträumen. Er war entkommen. Doch er verstand nicht. Was war aus seiner heilen Welt geworden?

    Heiße Tränen bahnten sich ihre Wege über seine Wangen. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen, schwarz und wild huschten die Locken über seine Finger. Er weinte. Stumm. Noch durfte er. Noch hockte er verborgen im Schatten eines Zeltes. Bald würde sich die Sonne über den Horizont erheben; mit ihr würde das Tageslicht zurückkehren und die Szenerie in trügerisch sorgloses Licht hüllen. Er würde zwischen den Zelten hindurch schreiten, Verletzten und Kranken seine Hilfe anbieten. Er würde Tinkturen mischen und Salben herstellen. Er würde versuchen, zu vergessen, und scheitern. Gute Miene zum bösen Spiel machen.

  • Laut war der Klang des Meeres, oder war es doch nur das Rauschen des eigenen Blutes, welches ihm vorgaukelte des Meeres Wellenspiel zu sein?
    Salziger Geschmack lag ihm auf der Zunge. Schwärze vor den Augen. Nasser Sand unter den Fingerkuppen, welche sich langsam, aber stetig, in selbigen gruben.
    Schwach die Muskeln, als er versuchte sich aufzurichten, noch bevor er die Augen zur Gänze geöffnet hatte, erbrach er sich in die nächste Welle, die seinen
    müden Leib wieder in den Sand presste. Erst beim zweiten Versuch konnte er sich auf die Knie erheben, noch immer der salzige Geschmack, erneut entledigte sich sein Körper des unerwünschten Mageninhaltes, Meerwasser.

    Was war geschehen? Fragte er sich selbst und kämpfte erneut mit dem Gleichgewicht, der aufkommende Kopfschmerz half wohl nicht dabei seine Gedanken zu ordnen.
    Die Bilder der letzten Minuten, bevor die eisige Umarmung ihn empfing, flackerten vor seinen Augen.
    Das Schiff war gerade aus dem Hafen ausgelaufen, die Seemänner stimmten eines ihrer Lieder auf Löwenstein an, die Küste Orr's war das Ziel, wer sich Luftschiff und Portale nicht leisten konnte musste nunmal auf die Schifffahrt zurückgreifen.
    Kanonenschläge waren das Erste was man im Rücken hörte, was den Gesang der Seebären unterbrach. Das Zweite waren die entfernten Schreie, das aufgehen der Flammen, Einstürzen von Häusern und Brücken. Erst dann kam das metallene Klackern, Schaben und Scheppern bedrohlich näher.
    Plötzlich kippte das Schiff, das Schiffsheck samt Kapitänskajüte war weg, stattdessen eine riesige Schraubenwindung, die sich in die Tiefen der Bucht wandt.
    Mann über Bord! Hörte man einen der Matrosen in den Trassen brüllen, welcher wohl noch garnicht realisiert hatte, dass das Schiff selbst vom erzeugten Strudel der Spirale angezogen wurde und Stück für Stück zu Kleinholz verarbeitet wurde.
    Wie die Ratten sprangen sie alle vom Schiff, versuchten dem Sog zu entkommen, wer es schaffte, paddelte aufs Festland zu und wurde dort von Krait und Piraten empfangen, gebührend, aufgespießt. Die Anderen wurden erst angesogen, schreiend, gluckernd, nur um dann von der Spirale zerteilt zu werden, Gliedmaßen und Innereien, die sich nun als Fischfraß anboten.
    Und dann gab es noch diejenigen, die den Weg über den Bug vorzogen und so vom Sog verschont, dafür aber von der Strömung erfasst, wurden.

    Wieder erbrach sich der klare Inhalt des Magens im Sand und mischte sich mit dem Wasser, welches wieder über seinen Rücken floss und den Sand begradigte.
    Sein Blick wanderte den Strand entlang, Holz, Fässer, Leiber, alles akurat aufgereiht. Ob lebendig oder nicht, es war alles bloß Treibgut.
    Das Rauschen verschwand allmählich aus seinen Ohren, als er sich nun ganz aufrichtete, taumelnd, ob nun des weichen Untergrundes wegen, oder des Verlustes des Gleichgewichtes, ein naher Fels diente als Stütze.
    Ihr lebt noch. Sprach eine helle Stimme einige Meter von ihm entfernt. Er blickte auf, mehr als einen Schemen konnte er nicht ausmachen, ehe er wieder zusammenbrach.

    Salziger Geschmack lag ihm auf der Zunge. Schwärze vor den Augen. Trockener Sand unter den Fingerkuppen.
    Um ihn herum wieder das Rauschen in den Ohren, welches sich langsamst in, halbwegs klare, Worte wandelte.
    Wilkommen in der Blutstromküste.

  • Afgars Gehöft, inmitten des Lornar...

    "...jetz' hör gut zu, Legendensänger: Die Frostwürmer sind viiiiiel gefährlicher, als die Leute dich glauben machen wollen. Im Westen, ich schwör' dir, da gibt es Würmer, VIEL größer als unsere! He. Ich langweile dich doch nicht etwa?"
    Seit Stunden waren Afgar und Eik schon am Prahlen und Saufen. Der Herr des Gehöfts war ein Geschichtenerzähler, wie man ihn nur selten fand und wie die meisten von ihnen fand auch er kein Ende. Eik kannte das schon und unrecht war es ihm auch nicht. Ein paar Stunden von den Sorgen weg, warum nicht. Zu jedem Schwank, den die beiden austauschten, gab es einen Becher klaren Schneekirschenbrand und bald spürte Eik nicht nur seinen Magen rebellieren, sondern auch seinen Verstand merklich eintrüben. So wenig, wie er die letzten Tage gegessen und geschlafen hatte, drosch der Schnaps nun doppelt so heftig auf ihn ein. Das ich das noch erleben darf... rauschte es ihm durch den Kopf und er kippte den nächsten Brandbecher leer. "Langeweile? Naaaah, gar nicht. Aber, hörmal, mit dem Zeug für die armen Teufel da drüben sind wir uns doch einig, oder? Die haben echt nix mehr und in ein paar Tagen is' doch Fassnacht. Wie sollen wir die denn feiern?" Die dicke Pranke Afgars klatschte dem Skaldenwirt auf die Schulter. "Ein Schlitten voll, Legendensänger, ich vergess' es nicht. Ihr könnt das Zeug gleich aufladen und dann bringt's Guthmarr zur Abtei. RAKONA! NOCH ZWEI!" Die dralle Blonde kam mit der Flasche zum Nachschenken und nicht zum ersten Mal an diesem Nachmittag drückte sie sich dabei ganz zufällig ganz dicht an Eik. Einen gutmütigen Kniff in die Seite bekam sie dafür als Dankeschön und dann hob Afgar auch schon wieder an zu prahlen. "Also. Im Westen. Ich hab' einen Wurm erschlagen, der groß genug war, um ZEHN Norn mit Haut und Haar zu fressen! Wohlsein, Legendensänger, dann versuch das mal zu übertrumpfen!" Eik prostete an, trank hinunter und bleckte die Zähne zu einem Wolfslächeln. Sein Arm fuhr aus und er erwischte sich die dralle Rakona, zog sie zu sich auf den Schoß. In seinem Bauch brannte es wohlig, es war warm, das Weib war weich und er hatte einen Schlitten abzuprahlen. "Zehn Norn auffressen? Das is' ja leicht. Hab ich dir je erzählt, wie ich die Vilmark-Walküren flachgelegt habe? Ja, da schaust du, was? Fünf Weiber. Die ganze Fasskeilmannschaft. In nur einer Nacht! Ich schwör' dir, danach war ich eine Woche halb tot. Wohlsein!"

    Am nächsten Morgen trifft am Lager bei der Abtei Guthmarr von Afgars Gehöft mit einem vollbepackten Schlitten ein. Vom Legendensänger keine Spur. Die Ladung des Schlittens:

    - vier Widderfelle
    - ein kleines Fass Räucherwürste
    - ein noch kleineres Fass sauer eingelegte Wurzeln
    - zwei Jagdbögen für Nornkinder (passend in Menschenhände), dazu zwei alte, gesprungene Köcher samt Pfeilen
    - ein Korb Nähzeug: Knochennadeln, Garn, Holzknöpfe
    - ein Ballen Leinen
    - ein Beutel Salz
    - ein kleines Fass Schneekirschenschnaps
    - ein Sack Mehl
    - ein Topf Sauermilch
    - ein Packen Dolyakbutter

  • Vogelgezwitscher drang an ihr Ohr, so ruhig und einheimelnd trug es ihre Gedanken mit sich fort. Angespannte Geschäftigkeit lag über der Stadt, wie ein Rumoren in einem Wespennest, darauf harrend, dass die Sonne einen zu heißen Tag brachte und das Innere des filigranen Bauwerkes zu sehr aufheizen und die Bewohner davon verletzen oder töten könnte. Sie liebte diese Stadt. Löwenstein war ein stinkendes Drecksloch, voller Ganoven, anrüchiger Geschäfte und illegalen Machenschaften, aber sie liebte ihre neue Wahlheimat und die Gerüchte, dass die kleine heile Welt hier bald dem Erdboden gleich gemacht werden sollte, ließ auch ihr keine Ruhe. Sogar als sie noch am Abend am Feuer saßen und ebenfalls trüben Gedanken nach hingen, blitzten immer wieder Bilder von Erinnerungen in ihrem Kopf auf, die sie mit Löwenstein verknüpfte.

    Irgendwann hatte sie sich vom Feuer entfernt und den Strand aufgesucht, um dem Gesang des Meeres zu lauschen. Ihr Blick ging zum Kai rüber, doch die Seekatze war bereits aus dem Hafen verschwunden und hinterließ nur eine leere Lücke in ihrem Herzen, denn an der Stelle, an der sie geankert hatte, war bereits ein anderes Schiff vertäut. Die Sonne schickte ihre Strahlen über das Wasser und ließ es funkeln als würden zig Tausende kleiner Diamanten darauf tanzen. Niemals könnte sie dem Meer völlig den Rücken zu kehren .. bis ... sie war sich nicht sicher, aber waren da Schatten im Wasser? Sie war aufgesprungen und hatte das Wasser angestarrt, gehofft, es wäre eine Sinnestäuschung, doch dann brachen ihre Körper bereits durch die Wasseroberfläche. Es ging alles viel zu schnell und sie hatte gerade noch Zeit ihre Dolche zu zücken und sich den angreifenden Meereswesen entgegen zu stellen. Zu viele, es waren einfach zu viele ... wo kamen sie auf einmal alle her? Ihre Klingen stießen immer wieder auf Widerstand, fuhren durch grünes Fleisch und der Gesang des Meeres verstummte, um durch Kampflärm ersetzt zu werden. Aus allen Richtungen griffen sie an, die Gebäude standen in Flammen, Holz zerbarst, als sie von den Flugschiffen bombardiert wurden und überall hörte man das Geschrei sterbender und fliehender Löwensteinbewohner. Das Chaos brach aus und ihr erster Gedanke war ... "sie sind noch am Feuer". Sie schlug sich durch die Angreifer, half sogar anderen Kämpfenden, wenn sie bemerkte, das sie zu sehr in Bedrängnis waren und erlitt dabei selber einige Verletzungen, wenn sie nicht schnell genug davon huschen konnte und hinterließ so einige blutige Spuren auf ihrer Haut und Haar. Sie war immer stolz auf ihre Behendigkeit gewesen, sich zu bewegen wie eine Katze, doch wohin sollte man sich wenden, wenn sie überall waren? Noch brodelte das Adrenalin durch ihre Adern und forderte von dem Körper mehr, als es eigentlich hätte sein dürfen. Dennoch, für sie waren es gefühlte Stunden, bis sie an dem Feuer ankam, an denen sie gesessen hatten und auch hier bereits alles in Trümmern lag. Der Sand war aufgewühlt. Blut zierte den Boden und auch hier wurde mit den Krait und anderen toxischen gekämpft, Ihr Herz schmerzte, als sie sich um ihre Freunde sorgte, konnte diese aber nicht in der Nähe und zwischen den Kämpfenden aus machen und so war sie einen Moment abgelenkt, bis sie das heiße Feuer in ihrem Rücken spürte, das sich von der Schulter bis zur Hüfte zog, als ein Krait ihr seine Krallen durch das Fleisch schlug. Sie war herum gewirbelt und hatte sich auch diesem Angreifer erneut gestellt, bis sie spürte, dass etwas ihr den Atem abzuschnüren begann und das Kratzen im Hals und in der Lunge eher fast schon dem Einatmen von Glasscherben glich.

    Dieser üble Geruch in der Luft nahm zu und kurz sah sie zu dem monströsen Gebilde, dass sich im Wasser drehte und Gift in die Luft entließ, gehetzt ging ihr Blick über die ganzen Kämpfe um sich herum, dann sah sie das Portal in der Nähe und so schnell sie ihre Füße noch trugen, hielt sie darauf zu. Sie hatte keine Ahnung, wo sie landen würde, doch sicher wäre es dort nicht gefährlicher als da, wo sie sich gerade aufhielt.


    Sie sprang durch die schimmernde Oberfläche des Portals und ..... schlug die Augen auf ...


    Oh, es war doch nur ein Traum gewesen, ein übler Traum zwar, aber nur ein Traum. Oder doch nicht? Sie hatte die ganze Nacht nicht richtig geschlafen, wegen dem Mittel, das man ihr eingeflößt hatte und das helfen sollte, das Gift, welches sie zum Glück nur in geringer Menge eingeatmet hatten, den Körper zu verlassen. Der Körper forderte dennoch sein Recht, war müde und sie fühlte sich zerschlagen, als wäre eine Horde Dolyaks über sie drüber getrampelt. Ihr Rücken brannte, ihre Lunge schmerzte, doch ließ es sich langsam wieder freier atmen und die Haut pochte und kribbelte noch von der Behandlung, die ihr die Asura hatte zu kommen lassen - wenn auch auf recht rabiate Art, bedachte man, dass sie sich im Schnee befanden und sie völlig nackt von einer Chemikalie unter freiem Himmel abgespritzt worden war, die sich dann wie kleine eisige Kristalle auf der Haut gesammelt hatten. Dennoch ... sie lebte noch, sie hatte Glück gehabt und ihre Freunde scheinbar auch. Unterschwellig rumorte es in ihr, sie war so wütend, auf sich auf die Angreifer, auf diese alles zerstörende Sylvari. Sie lauschte dem geschäftigen Rumoren um das Zelt herum und schloss erneut die Augen, um vielleicht diesmal Traumlos schlafen zu können .. sie musste sich erst erholen, dann konnte sie sich erneut ins Kampfgetümmel stürzen um mit den anderen Überlebenden zurück zu erobern, was ihnen gehörte.

    Eine Blume verblüht,
    ein Feuer verglüht,
    ein Apfel ist verderblich,
    nur eine Freundschaft ist unsterblich.

  • Mittlerweile war zumindest der salzige Geschmack getilgt worden, sowie das Grollen seines Magens, der Schrei nach Nahrung.

    Man war also an der Blutstromküste, Treibgut, wie die Löwengarde die meisten Flüchtlinge nannte, wurde direkt an der Küste aufgefangen und eher behelfsmäßig versorgt.
    Löwengardisten und wichtigere Personen, Kapitäne und ihre Verwandten, sowie wohlhabende Händler wurden in der Sturmklippe untergebracht und angemessen versorgt, sofern es die Mittel der ansäßigen Sanitäter zuließen, fern vom Ungeziefer an der Küste.
    Auf einem einfachen Karren wurden die Güter gelagert, welche abgetreten werden konnten, einfache Pelze, einfachste Medikamente und Kräuter, sowie etwas Nahrung, zumindest einigermaßen gesichert vor Ratten und anderem Getier. Dann war da noch der anhaltende Regen, der jedes der spärlichen Zelte durchdrang.
    Wenn die Flüchtlinge in diesem Lager nicht an den Folgen des Miasmas' verrecken, dann an irgendeiner Seuche oder einer einfachen Grippe. Dachte sich jenes Treibgut, welches sich gerade einen Überblick über das Lager verschaffte, nachdem am vorrigen Abend eine kleinere Gruppe aus Götterfels mit einigen Hilfsmitteln Aufschlug und im Anschluss Schutz in einem der Zelte aufsuchte.

    Im Laufe des Tages wird ein Bote, in den anderen Lagern eintreffen und ein simples Stück Papier, mit dafür umso feiner gehaltener Schrift zu den selbsternannten Anführern der jeweiligen Lager bringen, sofern man ihn denn zu selbigen durchlässt, eine zweite Abschrift des Schriftstückes würde jener Bote wohl an einer Anschlagtafel festnageln, sofern eine im jeweiligen Lager zur Verfügung steht.

    Ein Absender ist nicht angegeben.
    Wenn man den Boten fragt, wer ihm den Brief in die Hand gedrückt hat, nebst der anderen Schriftstücke, Briefe und anderem Krams, den der Kerl zu transportieren hatte, wird er wohl antworten, dass es einer der Flüchtlinge gewesen sei.

    OOC:
    Ich hoffe, dass ich mit dieser 'Announce' nicht der allg. Meinung, um und im Flüchtlingslager an der Blutstromküste widerspreche, sondern
    so auch diesem Lager eine 'Stimme' geben konnte, damit sich nicht alles 'nur' auf die anderen beiden Lager konzentriert. - Abgesehen davon, dass das Blutstromküstenlager auch von der Engine her das Kleinste ist, dementsprechend wohl auch schon mit 20 NPC's überladen wäre.
    Anbei noch Screens, vom Lager und der Sturmklippe, damit man ein ungefähres Bild hat, wie es da aussieht, sollte man bisher noch nicht dazu im Stande gewesen sein, sich selbiges anzusehen.



    Wie hier auch zu sehen ist, fehlt es den Leuten an adequater Bekleidung
    Und überdimensionales Ungeziefer ist ebenso vertreten


    Und hier nocheinmal das Lager in voller Größe, hinter dem Zelt in der rechten Ecke sind noch zwei Karren.

  • In den Abendstunden treffen sowohl am Lornarspass-Lager als auch in jenem an der Blutstromküste Paketlieferungen per Heißluftballon ein. In diesen wird man jeweils 24 recht moderne Atemmasken wiederfinden, standardmäßige Modelle, wie sie seit den Vorkommnissen mit dem Alptraumturm produziert werden. Es sind Versionen in allen Größen vorhanden, die meisten sind jedoch auf Menschenmaß zugeschnitten. Anbei beider Pakete befindet sich je eine kurze Notiz, in der altbekannten, übermäßig genauen Druckbuchstabenschrift eines gewissen Balthasarpriesters.


    Ehre sei dem Kriegsgott,

    diese hier wurden gestern per Karawane aus Götterfels bei uns abgegeben, für jene, die zurück nach Löwenstein müssen oder wollen, wo das Miasma-Gift tobt. Ich habe beschlossen, den Bestand grob zu dritteln und auf alle Lager zu verteilen. Übergebt sie euren zuständigen Einsatzleitern und verwendet sie gut.

    Stärke und Unbeugsamkeit,
    Priester S. Dronon

    "Wer weder zögert noch zurückweicht, wird belohnt werden."

    [color=#000000]- Schriften des Balthasar, 48 V.E.

    Einmal editiert, zuletzt von Agroman (22. Februar 2014 um 18:30)

  • Erneut ein Tag, dessen Himmel mit Wolken bedeckt waren und der Regen an der Stimmung im Lager an der Blutstromküste zerrte. Von der Küste konnte man noch immer die Feuer in der Stadt auflodern sehen, die Schreie von dort jedoch wurden mit der Zeit immer leiser und verstummten irgendwann. Welche Geräusche sich immer mehr in den Vordergrund drängten, waren das Stöhnen der Verwundeten. Das Geheule Jener, die ihre Liebsten verloren hatten. Das Fluchen und Gejammer derrer, die Rache schworen. Das Betteln der Hungrigen und Durstigen. Während im Lager im Lonarpass bereits Ordnung herrschte und genügend Güter und Vorräte zur Versorgung bereit gestellt wurde, herrschte im Lager an der Küste immer noch das totale Chaos. Die Wenigen, die gerne helfen wollten Ordnung zu schaffen, waren jedoch mit ihren eigenen Problemen und Sorgen überfordert. Ich konnte es an ihrem Blick erkennen, ihrem Gesicht, übermüdet und mit letzter Kraft, eilte Elene von Zelt zu Zelt. Hände streckten sich in ihre Richtung, baten um Hilfe. Aber egal zu wen sie eilte, die Hilferufe wurden einfach nicht weniger.

    Im großen Zelt erblickte ich zwei bekannte Gesicher, eigentlich immer welche die mich jederzeit erfreuen. Doch diese Freude hielt nicht ewig, denn schnell war die derzeitige Lage wieder vor Augen. Auch Shery's Lächeln verblasste schnell, als ihr Blick auf die bewußtlose Frau neben ihr fiel. Man hat ihr so gut es geht geholfen, die Zeit wird zeigen ob sie durchkommen wird. Wie bei den vielen Anderen hier im Lager auch. Verdammt, haben uns die Götter im Stich gelassen?

    Ich versuche die anderen bei Laune zu halten, mich so wie Zuhause zu geben. Lustig. Nett. Und vor allem: Optimistisch! Nennt man sowas ein Pokerface? Dann bin ich wirklich gut darin, oder ein schlimmer Lügner. "Das Glas ist halbvoll, nicht halbleer!" Habe ich das wirklich zu ihnen gesagt? Besseres fiel mir nicht ein? Jemand lachte. War es Lando? Ich weiß es nicht mehr. Nur das dieses Lager Ordnung brauchte, einen Koordinator. Darin war ich gut, im koordinieren war ich immer gut. Ich leite ein ganzes Handelshaus, da sollte so ein Lager wohl kein Problem für mich sein. -....Ist es aber....-

    Ich entschied mich die Aufgabe zu übernehmen und alles zu koordinieren. Ordnung zu bringen. Freunde helfen mir. So macht es mir die Aufgabe erträglicher....

    Ihre Gesichter, so voller Trauer und Leid.......es sollte kein Problem für mich sein..........sollte........-....Ist es aber....-


    OOC: Da man mich darum bat, hier bezüglich unserem RP's im Flüchtlingslager an der Blutstromküste einen Beitrag zu verfassen, hab ich probiert mein bestes zu geben. Wer Rechtschreibfehler entdeckt, kann sie mir per PN schreiben oder für sich behalten. Ich bin kein Schreiber großer Texte, daher hier mal aus der Sicht von Marth, wie er gerade über die Lage im Lager denkt und fühlt.

  • Spoiler anzeigen

    Ihm war heiß und ihm war kalt, es stank bestialisch und doch roch er nichts.
    Die Zeit um ihn stand mal wieder still, doch vergangen die Stunden wie kurze Momente und die Tage ebenso.

    So wirklich konnte er sich seinen Zustand auch nicht erklären, doch war es ihm einfach nur egal geworden. Der
    Anschlag nahm ihm viel; Aufgaben und Arbeit, Familie, Bekannte, Freunde - auch das ging einfach an ihm vorbei.
    Er hatte sich verloren.

    Leer starrte er vor sich auf den Boden und vertrieb sich seine gedankenlosen Minuten damit die Kiefer immer
    wieder anzuspannen und die Zähne aufeinander zu beißen. Die Umluft stand nicht mehr schwül und widerwärtig
    süß, angefüllt mit dem schneidenden Beißen von alchemistischen Tinkturen. Stattdessen war sie rein, wenn
    auch dumpf und vom benebelnden Hauch nach Chlor erfasst. Er hatte es endlich einmal zustande gebracht
    seinen eigenen Arbeitsbereich mitsamt Boden komplett zu säubern, wie es auch nach eben jenen Tätigkeiten
    und Arbeiten dringend notwendig war. Es hatte Tage warten müssen.

    Tage in denen viel geschah und doch so wenig. Wichtige Dinge geschahen und unwichtige. Situationen, die ihn
    noch Jahre über verfolgen und begleiten würden, bis zu seinem Ende, aber auch jene, die er bereits Augenblicke
    später wieder vergessen hatte. Er war nicht alleine angekommen, war nicht allein geflüchtet. Aber was sind die
    Begleiter schon mehr gewesen, als relative Umgebungsgeräusche und wimmelnde Bewegungen, die ihn
    drohten von seiner Arbeit abzulenken. Eine dieser Stimmen verstummte restlos und er wusste nicht wie er
    damit umgehen sollte, doch erging es ihm so mit jedem weiteren Moment, der zu diesem ihm so abstrusen
    und auch befremdlichen Überblick des Geschehens dazu kam. Es machte Sinn und keinen. Wie alles zur Zeit.

    Weder dem relativ leeren Becher zu seiner rechten Seite schenkte er Beobachtung, während einige Reste aus
    Raptorenbrühe dort vor sich hinquollen, noch der leise rasselnden Atmung direkt links neben sich, als säße noch
    wer direkt neben ihm, während er bereits auf der Treppenstufe innerhalb des Turmgewindes lungerte. Er wusste,
    dass er allein in den letzten Tagen viele Fehler begangen hatte und unmenschliche Handlungen äußerst bewusst
    verfolgte, doch war ihm das offenbar nur noch geblieben. Eine Antwort suchen, eine Lösung suchen.

    Unermüdlich war er dabei gewesen, hat sich dabei restlos aufgegeben, bis der Körper sich nach all den Tagen
    endlich den Schlaf holte, den er benötigte. Dass ihm deswegen immer noch Brustbein und Schulter enorm
    schmerzten, das war ihm ebenso einerlei geworden - noch mehr als sonst schon. Hätte er sich länger darüber
    Gedanken gemacht, er hätte vermutlich darauf getippt sie sich angebrochen zu haben. Nichts, was man nicht für
    ein größeres Wohl verschmerzen konnte. Es gab weitaus wichtigeres als ihn momentan. Weitaus wichtigeres.

    Es galt nach vorne zu sehen und weiter zu arbeiten. Weiter zu forschen. Dem Chaos weiter dem Kampf anzusagen.
    Kämpfen. Ja, das konnte er noch. Und er würde es auch noch bis zu seinem Ende tun.

    "Brauchen deine Plots nicht eine Altersfreigabe?"

  • In den frühen Morgenstunden traf eine Norn im Gendarran Lager ein und war wohl auf der Suche nach etwas oder jemanden.
    Aus dem Lager bei Lornas Pass ist bekannt das sie von dort aus losgezogen war um einer Aufklärungsmission, gestellt von Arka Sha, nachzugehen.
    Offensichtlich suchte sie also nach Mitstreitern was aber angesichts der vielen Verwundeten, Ziellosen und Heimatlosen Seelen kein einfaches Unterfangen sein wird.
    Jemand aus dem Lager glaubte gehört zu haben sie sei weitergezogen zum Lager an der Küste, nur ist nicht bekannt ob sie den direkten Weg durch die belagerte Stadt antratt oder den langen Weg über Lornas Pass wählte.

    Achtung! ▬|████|▬ This is a Nudelholz! Take it und hau it on the Kopp of a bekloppt Person to give you a better Gefühl than vorher!

  • Tzosh musste eine ziemlich seltsame Nacht geprägt von schlechten Träumen gehabt haben. Er war schon bereits in den frühen Morgen im Lager am Lornars Pass auf den Beinen. Beschäftigt mit einem Fass mit der Aufschrift MGB, was allen die gefragt haben den Knappen Kommentar "Multigeschmacksbrei" einbrachte, versuchte er daraus etwas essbares zu fabrizieren.

    Mehr oder minder schien das von Erfolg geprägt zu sein. Wer sich im Lager umsieht, entdeckt ein Tablett mit etwas, das wie Apfeltaschen aussieht und einem Zettel mit der Aufschrift

    "Essbar, probieren auf eigene Gefahr"

    Geschmacklich könnte es eine sehr abenteuerliche Mischung sein. Was wie eine Apfeltasche aussieht, schmeckt eher nach einem Schinken-Käse-Brot mit einer Fruchtnote.
    Immerhin ist es essbar.

    Ein Paket, welches er von einem Boten erhielt, besserte seine Laune merklich.

    Gegen Mittag ist Tzosh aus dem Lager aufgebrochen und sprach etwas davon, auf der Suche nach Kräuter zu sein. Er meldete sich ordnungsgemäß bei der Lagerleitung ab und sah alles andere als wehrlos aus. Seine T.A.U.B.E. (Rüstung) hat er mit einem weiten Poncho der Umgebung angepasst und war bereits nach wenigen hundert Meter Abstand zum Lager nicht mehr zu erkennen.

  • Nachdem sich am vergangen Abend im Gendarran-Lager an der Wachsamen-Feste die Kunde verbreitete, dass die notdürftig zusammengetrommelte Truppe rund um die kleine Delegation des Balthasarklerus sich auf den Weg nach Süden gemacht hatte, um eine Mission in Löwenstein durchzuführen, kehrte man Stunden später im Schutze der Dunkelheit bereits zurück. Angeschlagen, die meisten von ihnen, aber es schien keine Verluste gegeben zu haben. Und am darauffolgenden Morgen trifft auch schon die nächste Brieftaube am Lornarspass ein. Das trotz allem Chaos dieser Tage überkorrekte Schriftbild mit den kreuz und quer gestreuten, zeitsparenden Einkürzungen kennt man ja inzwischen.


    "Wer weder zögert noch zurückweicht, wird belohnt werden."

    [color=#000000]- Schriften des Balthasar, 48 V.E.

  • Beldroms Wahtholme, am Fuße der Nebelriss-Berge


    "Scher dich zum Teufel, du verfilztes Arschgesicht!" blaffte die sehr weibliche, sehr zornige Stimme hinter der fest verriegelten Tür hinaus. Die schwere Pforte des Gehöfts war vor der Nase des Skalden kräftig zugeflogen. Eik hob die Fäuste und trommelte dagegen. "Moah, Matje! Das kann nich' dein Ernst sein! Sei sauer auf mich wie du willst aber lass die armen Teufel da unten nich' leiden deswegen!" brüllte er zurück. Das läuft nicht gut. Gar nicht gut. dachte er. Recht guten Mutes war er bei Wachtholme angekommen. Sein Kopf noch ein wenig dröselig von der Sauferei bei Afgar sah er vorfreudig der Rast bei Beldrom entgegen. Die schöne Matje hatte er nun seit wie lange? Zwölf, dreizehn? Jahren nicht mehr gesehen? Er erinnerte sich noch an erschöpfende Nächte aus Fell und Feuer und hätte nicht im Traum geahnt...
    Die Pforte flog wieder auf, krachte donnernd gegen die Wand. Eine Furie mit schwarzen Locken und Augen aus Kohlenglut stürzte sich mit gebleckten Zähnen auf ihn. Kräftige, vom rauen Lornarleben raue Finger schlossen sich um die Bartzöpfe des Skalden und dann - zack, zack, zack - hatte er ein paar saftige Backpfeifen sitzen. "Du WAGST es wirklich, hier aufzutauchen und mich um etwas zu bitten? MICH? (ZACK! Noch eine..) Ich habe VIER MONDE lang darauf gewartet und gehofft, dass du zurückkommst. Wie du es (ZACK! - da saß wieder eine) versprochen hast! Du Lump! Du unanständiger, verlauster, verschissener Dreckskerl!" Hintenüber kippte der Skalde unter diesem Gewitter aus Ohrfeigen und prompt hatte er ein zornwütendes Weib auf der Brust sitzen, das ihn mit einer Watsche nach der anderen traktierte. "Einen SCHEIßDRECK kriegst du von mir, EGAL für wen! Ich hab' kein schlechtes Herz - im Gegensatz zu DIR, du Dolaykklöte! Lässt mich einfach sitzen und kommst ein Dutzend Jahre später anspaziert, als würd' ich immer noch auf dich warten! Auf dich? Pah! Ich SPUCK auf dich, das is' alles, was ich dir gebe!" Und tatsächlich - noch ein rechter Haken und dann rotzte die Furie Eik mitten ins Gesicht. Und er, was tat er? Er hielt still. Sie hatte recht. Recht mit allem. Dummer Kerl. Dummer, dummer Kerl. Düster entsann er sich daran, damals ein Versprechen gegeben zu haben. Innerlich sandte der Skalde ein Gebet an Vater Wolf, ihn ruhig bleiben zu lassen. Und so wartete er mit zusammengezwickten Arschbacken und geballten Fäusten, bis sich Matjes Gewitter über ihm fertig entladen hatte. Als die Norn keuchend und außer Atem endlich von ihm abließ, ihm als Zugabe noch einen anständigen Tritt gegen die Rippen mitgab, rappelte er sich keuchend auf. Geister, die hat einen Schlag drauf...."Hör mal, Matje" hob er an, mit ihrem Rücken sprechend. "Es tut mir leid. Ich hab unzählig viel Scheiß' gebaut. Aber hier geht's nicht um mich. Hier geht's um Leute, die alles verloren haben. Die Löwensteiner haben nichts mehr, ihre ganze Stadt ist zerschlagen und vergiftet und jetzt hocken sie oben im Lornar fest. Frieren und hungern und wenn wir ihnen nicht helfen, dann...komm. Matje. Nich' meinetwegen." Er rieb sich das gedroschene Kinn, guckte hoffnungsvoll den zornbebenden Rücken der Norn an. Eisiges Schweigen, dann stapfte sie weiter in die Hütte. An der Türe erst, da hielt sie an. Sah zur Seite, gerade so, dass er ihr wutstarrendes, schönes Gesicht sehen konnte, sie ihn aber nicht erblicken musste. "Ein Schlitten Feuerholz. Olut bringt ihn hin, sie wollte ohnehin zur Abtei. Klaub dich zusammen und dann mach, dass du davonkommst, ehe Drukket und Berusad von der Jagd kommen. Ehe Slagvi dich sieht. Er soll nie erfahren..." Sie brach ab, wandte den Kopf ab. "Komm nie wieder zurück. Niemals wieder, Eik Johansson." sagte sie drohend und dann fiel die Pforte zu, ließ den Skalden allein im Schnee zurück.

    Am Mittag des nächsten Tages trifft im Flüchtlingslager die Kriegerin Olut mit einem Schlitten ein. Vom Legendensänger keine Spur und kein Gruß. Der Inhalt des Schlittens:

    - vier Klafter Feuerholz, gut getrocknet
    - ein Paar alte Schneeschuhe, das Leder bereits brüchig

  • Im Verlauf des Vormittags und Mittags dürften in den Lagern immer wieder vereinzelnd Norn auftauchen, die ihren Weg durch die Wandererhügel nahmen, um im Krisengebiet ihre Unterstützung anzubieten oder möglicherweise die ein oder andere Münze heraus zu schlagen. Berichtet wird von diesen, dass gestern noch nahe der Kreuzungsfreistatt einige Charr - je nach Übertreibung es Norn zwischen 20 und 100 - mit dem Banner der Eisenlegion gesichtet worden waren. Auf die Frage, wo sie hinwollen, würden die Antworten ebenfalls zwischen "Verpiss dich" und "Zu den Flüchtlingen" variieren. Dies widerspräche vermutlich der offiziellen Stellungnahme der schwarzen Zitadelle, die jegliche Hilfe ablehnte. In welchem Lager sie nun auftauchen und ob überhaupt ist ungewiss!


    [icon='fa-steam',32][/icon] S I E G - D U R C H - F O R T S C H R I T T[icon='fa-steam',32][/icon]

  • Am gestrigen Tag waren die beiden Norn, Cearis und Grikahr, in das Lager im Lornar-Pass zurück gekehrt. Jedem, der es hören wollte und danach fragte, berichteten sie von den Sichtungen in Löwenstein, die sie getätigt hatten nachdem der Charr Arka Sha dazu aufgefordert hatte. Das Ausspähen des Fort und der dahinter liegenden Brücke, war nur ein kleiner Teil der Aufgaben, die es noch zu erledigen gab, doch schien ihnen dieser kleine Ausflug schon gereicht zu haben.

    "Das Fort ist eine Ruine, bis auf die Außenmauern. Alles ist voll von der Brut, Flammenlegion und Krait, dazu viel Rauch, die Luft brennt immernoch. Weite Wege schafft man nicht ohne sich den Tod zu holen, leider konnten wir nur eine gute Hand voll von den dreckigen Viechern in die Nebel schicken. Die große Brücke hinter dem Fort brennt, wird wohl bald einkrachen."

    Dies sind die ungefähren Worte, die man zu hören bekommen wird, wenn man einen der beiden danach fragt.

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Unmut

    Ein neuer Tag brach an, eine neue Sonne zog über den weißen Gipfeln auf.

    Cearis hatte sich ein Stück vom Lager entfernt, nur ungerne hielt sich die junge Schamanenschülerin darin auf. Zu greifbar war die Trauer und das Leid für sie. Oft genug könnte sie es auf der Haut spüren wie den Wind oder förmlich auf der Zunge schmecken. Besonders im Zelt des Raben hockte die Trauer wie ein ungebetener, schwarzer Gast in einer Ecke, unsichtbar und doch lauernd, bereit jeden mit in das farblose Reich zu ziehen, der sich ihr näherte. Eine Nase frischer Wind, der Geruch von Schnee und Holz, dies war ihr Ausgleich in dieser Stunde.

    Der Blick aus ihren hellgrünen Augen lag auf der Umgebung, sie kleidete sich in Schweigen und doch war sie zu jedem Moment wachsam und auf der Hut, wie es die Schneeleopardin von der Schülerin verlangte. Sie würde ihre Kräfte noch brauchen, vielleicht ehe dieser Tag endete. Oder der nächste. Gewiss war nur, dass die Zeit wie Sand durch die Finger rieselte und der Rabe sicherlich von Stunde zu Stunde an Kraft verlor, sowie sein Geist sich weiter entfernte.

    Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen, der Wind hatte mittlerweile einige kurze Haarsträhnen aus dem Geflecht gelöst, die in sanftem, unbestimmten Takt über den Reif an ihrer Stirn strichen. Viele Sorgen, viel was es zu bedenken gab und auch der Schrecken, welchen sie in Löwenstein erlebt hatte, verfolgte sie. Es viel der stolzen, manchmal eher wilden Norn nicht leicht, sich diesen einzugestehen aber mit allem anderen, würde sie sich selbst belügen. Dieses Ding, dieser Bohrer, wie manche berichten konnten, strahlte eine fürchterliche Zerstörung aus. Sie empfand Furcht wenn sie an das dachte, was noch passieren mochte.

    Für letzte Sekunden schlossen sich ihre Augen, dann drückte sie sich von dem Baumstamm ab und verliess dessen Schatten, begleitet von dem Geräusch klackernder, aufgefädelter Knochen, Holztalismane und Perlen, die ihre Kleidung schmücken.

    Einmal editiert, zuletzt von Vahlyena (23. Februar 2014 um 15:29)

  • Eine Antwort trifft bereits mit dem nächsten Boten ein - zusätzlich mit einem neuen, kleineren Stapel an Strategischen Vorschlägen.
    Wieder ein grober Zettel, kein Wappen oder Empfänger, nur ein grob auf den Umschlag gekrakeltes "An den Kommandanten des Lagers Gendarran-Felder".
    Der Brief selbst scheint mit einem mechanischen Schreibgerät verfasst zu sein.


    »Ich habe Dinge gesehen, die ihr Jungen niemals glauben würdet:
    Gigantische Luftschiffe, die brannten, draußen über den Ebenen von Ascalon.
    Ich habe Geschützfeuer gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Löwensteiner Portal.
    All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, wie Tränen im Regen...

    ...Zeit zu feiern

  • Als die ersten Strahlen der Morgensonne sich über die Feste der Wachsamen legten, konnte man in einiger Entferung mehrere Hörner vernehmen, durch deren "Rufe" die Ankunft einer weiteren Karawane verkündet wurde. War der Schall der Hörner doch etwas schneller als die Karawane an sich, dauerte es noch einige Stunden bis sie vom Flüchtlingslager aus in Sicht kam.

    Zwölf schwer bepackte Doljaks trotteten aus westlicher Richtung zur Feste, neben und zwischen den Tieren befanden sich knapp Zwanzig Sylvari. Ebenfalls mit Rucksäcken und Taschen beladen hielten sie zielstrebig und ohne zu Murren den Weg in Richtung ihres Zieles.
    An der Spitze, sowie am Ende der Karawane befanden sich je Fünfzehn Hainhüter, bewaffnet mit Bögen, Schwert und Schild, Stäben und leichten Rucksäcken aus gewobenem Farn auf den Rücken. Schließlich im Lager angekommen spaltete sich ein kleiner Trupp der Hainhüter ab, die Lagerverwalter wurden gesucht.

    Nur kurz unterhielt man sich, ehe die kleine Gruppe aus Sylvari sich wieder zu den anderen machte und man sich beriet. Während die Tiere Wasser und Heu bekamen, machten sich Fünf der bepackten Sylvari daran in Richtung des Zeltlagers zu entschwinden. Nur kurze Zeit später konnte man sehen wie sie in den Lazaretten ihre Arbeit aufnahmen, ein jeder von ihnen ein erfahrener Heiler. Die Hainhüter machten sich daran zwei der Doljak's abzuladen, einige der Wachsamen halfen ihnen dabei. Nahrungvorräte, Heilkräuter und frisches Wasser wurde in die Vorratskammern zur Versorgung der Flüchtlinge gebracht.

    Noch ehe die Doljaks ihr Heu gefressen und ihr Wasser getrunken hatten, wurde ihre Last neu verteilt. Von den bepackten Tieren, wurde einiges auf die Beiden verteilt, die ihre Ladung gerade erst losgewurden waren. Eine halbe Stunde wurde den Tieren schließlich noch zur Erholung gelassen, ehe sich nochmals ein Großteil der bewaffneten Sylvari von der Karawane trennten und einige Worte mit den Insassen der Flüchtlingslager wechselten.

    Man wolle zum Lornars Pass und schließlich zur Blutstromküste aufbrechen und würde Briefe oder anderweitige Mitteilungen und Gesuche an die anderen Flüchtlingslager weiterleiten.
    So dauerte es nicht lange, bis die Gruppe mit zwei Kisten voller Briefe, Zettel und kleinen Päckchen zurück zur Karawane lief, und die neue Ladung auf die Rücken der Doljaks spannte.

    Mit nunmehr Fünf Heilern und Zwei Doljakladungen weniger setzte die Karawane sich kurz darauf wieder in Bewegung, ein Horn-Ruf kündigte die Weiterreise in Richtung Lornars Pass an.

    Count your age by friends, not years
    Count your life by smiles, not tears.


    *stalkt Ensia mit jedem Beitrag

  • Er beisst die Zähne zusammen und ein schmerzerfülltes Zischen entkommt seinen spröden Lippen, als er sich die besonders starke Salbe auf die Schusswunde schmiert. Die Kugel hatte ein gutes Stück Holz am äußeren Teil seines linken Armes herausgerissen und der goldene Saft der sein Blut sein soll hat den Verband vollgesickert. Aber da man Holz schlecht nähen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig als die starken Arzneimittel aus seinem persönlichen Bestand zu kramen.
    "Immerhin wirds schnell heilen." sagt er sich immer wieder im Kopf als die Wunde anfängt wie das Höllenfeuer zu brennen. Er wickelt den Verband fest um die frisch versorgte Wunde und tritt aus dem Zelt hinaus in den Tag.

    Im Lorrnar Lager herrscht geschäftiges Treiben, die Jäger ziehen aus um Essen ranzuschaffen, die Ärzte kümmern sich wie immer um die Verletzten und Vergifteten. Viele der Flüchtlinge sitzen mit ihrer Familie oder dem was davon übrig ist zusammen und betrauern ihre Verluste oder versuchen gegenseitig etwas Mut zu machen.
    Neltom blickt etwas ausgelaugt zu dem Zelt in dem Moe liegt. "Er lebt, aber sein Geist is nich da wo er sein sollt' " hallen die Worte von Aanika in seinem Kopf wieder, und er schüttelt geistesabwesend den Kopf.
    "Was stimmt nur nicht mit den Norn und ihren komischen Geistern?" fragt er sich, ehe sein Magen tierisch anfängt zu knurren. Er hatte seit 2 Tagen nicht gegessen, sein Appetit war ihm mit den eher mageren Ergebnissen seiner Aufklärungen und der restlichen Situation ordentlich vergangen.
    Er sieht zu den Flüchtlingen die sich alle brav angestellt haben um sich einen Teller Suppe von einer der Verteilerinnen zu holen. Nahrung für soviele Leute aufzutreiben war schwer, vor allem weil alles so schnell ging aber wenigstens war genug da so dass keiner wirklichen Hunger leiden musste.
    Neltom schnappt sich eine Schüssel und stellt sich ebenfalls an. Als er dann nach einer Weile auch drankommt lächelt die Verteilerin ihn ermutigend an. "Na? Zurück von der Aufklärung? Wie lief es?"
    Er kannte die Frau, sie hatte ihm manchmal beim zubereiten der Wundsalben für die Verwundeten geholfen. "Naja..." kommt es nur genervt aus ihm hervor, "Es lief nicht so ganz.... keine Koordination mit den anderen Aufträgen. Bin aufgeflogen, wurde angeschossen. Ich bin mir nichtmal sicher ob ich überhaupt einen sicheren Weg in die Stadt finde." Ein Seufzen entgleitet ihm, während er ihr zusieht wie sie seine Schale mit dampfender heisser Suppe füllt.
    "Du solltest etwas optimistischer sein Neltom. Immerhin lebst du noch, es hätte auch ganz anders enden können."

    Er nickt ihr als Antwort stumm zu, und verzieht sich mit seiner Suppe zu den Kisten mit den Waren wo er sich auch hinsetzt, und beginnt die eher dürftige aber doch Wärme spendende Suppe zu löffeln.
    Sein Blick gleitet dabei geistesabwesend über eine Mutter die verzweifelt den Namen ihrer Tochter auf der Liste der Überlebenden anderer Lager sucht.
    "Lasst die Hoffnung nicht fahren..... sieh es doch etwas optimistisch..... wir leben ja noch..." erinnert er sich an die Gespräche gestern am nächtlichen Feuer.
    Sein Blick starrt leer auf die Suppe.
    "Optimismus und Hoffnung bringt uns die Vergangenheit auch nicht zurück." murmelt er leise für sich ehe er sein Mahl beendet und sich wieder an die Arbeit macht.

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