ZitatAlles anzeigenEhre sei dem Kriegsgott,
und möge Sein Feuer uns voran tragen. Ein weiterer Tag ohne Kampf und Tod, und ein weiterer, der unsere Chancen auf Dominanz in beidem schmälert. Ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob die Übernahme der Lichtbringerin wirklich den Nutzen bringt, den ich erwartet hatte. Nun wird zwar Struktur geschaffen, doch wir sitzen immer noch herum und erringen keine Siege. Es bleibt Nichts übrig als das Ausharren, und diese Gewissheit hat mich nun trotz aller Widrigkeiten veranlasst, Thrymaer mit der Instruktion Dietrichs in der Wächtermagie beginnen zu lassen. Ich lasse das Ganze ausschließlich in voller Kampfmontur und unter angemessenen Restriktionen stattfinden, damit das magische Training jederzeit unterbrochen werden kann, wenn der Feind naht.
Fürderhin gab es wie angekündigt die vermeintliche Klärung rund um den Vorfall mit 'Kay'. Wie zu erwarten pochte Legionär Nebelfang darauf, dass es dabei um Demütigung und Tötung ihrer Person gegangen sei, was lächerlich ist. Mir stellt sich die Frage, ob es die Leute selbst sind, deren kausaler Intellekt minderwertig ist, oder ob sie dies mir zuschreiben. Ich müsste ein völliger Narr sein, hier unter aller Augen auf so offensichtlichem Wege Jemanden umbringen zu lassen, statt eine vernünftige Exekution anzusetzen, die mir ohnehin untersagt wurde und welche ich so oder so nur für den äußersten Fall angedacht hatte.
Nein, wahrlich, die Herrschaften hier sind nicht in der Lage zu begreifen, mit teilweiser Ausnahme vielleicht der Lichtbringerin selbst, dass es hierbei nicht um meine persönliche Genugtuung oder ähnliche profane Niedertracht geht, sondern darum, der Löwensteinerin zu zeigen, was ein wahrlich willkürlicher und harter Führungsstil ist; der Führungsstil Thrymaers. Jenes Weib, jene 'Kay', hat meine Geduld über das Maß strapaziert. Ich war großzügig und leichtgläubig, mich mit ihr und Blut derart im Vorfeld zu plagen, um die Mitreise für beide zu ermöglichen, sowie auf das Wort des Nekromanten zu bauen, der für sie bürgte. Ich bot ihr gar den Pfad des Balthasar - und sie dankt dies mit verschärfter Mauschelei, hinterrücksen Beschwerden über meine Befehle und der stetigen Betonung, dass nur die Gier und der Rat einer Löwensteiner Kräuterhexe sie gehorchen lassen.
Auch Blut selbst erweist sich als bittere Enttäuschung. Ich sah bereits davon ab, ihn auf gleiche Weise zu bestrafen wie sie. Ich war mir gewiss, dass er trotz all seiner Makel stark ist im Glauben an das Werk der Götter, welchem wir uns hier widmen. Doch die Tatsache, dass er als stolzer Ascalonier sich von einem Charr gegen mich aufwiegeln lässt, ohne auch nur zu hinterfragen und mich anzusprechen, zeigt mir dass ich zu zuvorkommend mit ihm war. Ich werde ihn von meiner Seite verstoßen, sobald die erste Gelegenheit entsteht, Leute heimwärts zu schicken. Dies habe ich ihm zu verstehen gegeben.
Wie es aussieht, will Mathyra notgedrungen eine Strafe für die Behandlung des Weibes und die Auseinandersetzung mit den Charr ansetzen. Ersteres wollte sie auf Thrymaer abwälzen, aber ich habe protestiert. Es kann nicht sein, dass er Strafe für etwas empfängt, das ich ihn in vollem Bewusstsein seiner Art und Weise tun ließ, also will ich beides auf meinen Schultern tragen. Wie genau dieses 'Urteil' nun aussehen soll, will sie mir noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit mitteilen. Ich empfinde das Ganze als lächerlich, kann jedoch nachvollziehen, dass sie dem internationalen Gejaule weit genug nachgeben muss, um das höhere Wohl vorantreiben zu können. Doch auch sie verschätzt sich in mir und behindert meine Handhabe, scheint sie es doch für nötig zu erachten, ein Gespräch zwischen mir und 'Kay' formal anzuordnen.Thrymaers kaputtes Bein hat einen weiteren Bruch erlitten, wie sich herausstellt - der Zaishen hat sich im Zelt selbst operiert. Wie genau er noch stehen kann, ist mir unklar, doch er beharrt darauf, dass er kampftauglich ist und ich der Vorarbeit Chesters vertrauen soll. Just heute hat er mir einen vermeintlich von ihr geschriebenen Brief überreicht. Ich war zunächst irritiert, was dies nun zu diesem Zeitpunkt solle, aber wie sich herausstellt, hat man ihn getäuscht, um mir eine Nachricht zukommen zu lassen.
Die Zeilen stammten in Wahrheit von Priester Roland Marktur, einem wahrlich bemerkenswerten Mann, wie ich kurz im Vorfeld der Reise feststellen durfte. Er ist fähiger Krieger, ja, vor allem aber ein gerissener Taktiker von geistiger Finesse, welche ich in hundert Jahren nicht erreichen könnte. Ein Ordensbruder auf Augenhöhe der Überzeugungen. Doch diesmal verschätzt er sich in meiner Voreingenommenheit Thrymaer gegenüber, schrieb mir viele Ratschläge für den Umgang mit meinem einstigen Lehrer, die nicht länger nötig sind.
Dies jedoch beunruhigt mich weniger als zweierlei andere Dinge, die aus seinem Schreiben hervorgehen. Zum Einen will Marktur gewisse Bündnisse eingehen, um die Zerschlagung eines infamen Kultes zu erreichen, welcher nunmehr seit zwei Jahren in den Schatten lauert. Mir schwant bereits, mit wem er zu paktieren gedenkt, und wenn ich richtig vermute, so gehen die Mittel zum Zweck langsam zu weit. Dennoch muss ich Vertrauen zeigen in seine Handhabe und darauf bauen, dass er rechtens richten wird - Zweifel sind dem Zeitpunkt nicht angemessen, denn wir gingen auseinander in dem Wissen um die enorme Wichtigkeit unserer beider Missionen. Und zum Zweiten - nun, ich will lediglich schreiben, dass ich gedenke herauszufinden, ob Markturs Einschätzung von Thrymaers Intellekt den Tatsachen entspricht. Eine Ahnung habe ich bereits.Es gibt nun stehende Befehle für die Lagerordnung und einen baldigen Ausfall zum Angriff auf eines der Mordrem-Lager. Der Zeitpunkt dafür wird zwar bis hin ins Törichte aufgeschoben, doch ich habe mir die Strategie durchgelesen und befinde sie soweit für gut. Überraschend gab der Kriegsmeister Spitzklaue indessen zu, dass meine Kritik an seiner Führung berechtigt war. Der Charr scheint mir nun, als untergeordneter Offizier, deutlich besser eingesetzt zu sein. Es bleibt somit die Zuversicht, dass das Feindblut alsbald die restlichen Querelen hinfort wäscht.
Möge Balthasar mit uns sein, in Stärke und Unbeugsamkeit.