Annah wachte auf.
Ohh. Kein Traum. Wird ja immer besser!
Das Mädchen sah sich um. Es war schon hell draußen, sie hatte also auch noch recht lange geschlafen. Was ein Start in den Tag!
Ist auch bitter nötig. Gestern war bekloppt. Erst Heather, dann Feli, dann wieder Heather... mahh!
Annah brumpfte. Laut. Der gestrige Tag war wirklich anstrengend, nervig und gewissermaßen gefährlich gewesen. Also quasi bekloppt – zu großen Teilen zumindest.
Sie waren wieder auf den Markt in Löwenstein gegangen. Zuerst war auch alles völlig in Ordnung gewesen. Annah hatte Dia getroffen und Essen gekriegt. Dann hatte sie Heather getroffen und noch mehr Essen gekriegt. Dann ging es zu Dia zurück, wo sie wieder Essen bekam. Und bei Nats und Alanna gab es Apfelsaft. Dia hatte sie außerdem zum Essen heute eingeladen. Aber Annah wusste noch nicht, ob sie Zeit hatte. Eher nicht, wohl. Wichtige Dinge zu tun! Und sich insbesondere vom Rest des Abends zu erholen.
Annah hatte danach noch eine Schwester für Mud bekommen. Feli hatte sie diesmal für sie ausgesucht. Eine weitere Plüschkatze, Siamgattung. Diese hatte sie Sand getauft. Passend, quasi. Fellfarbe, Namensgebung, alles!
Sie hatte gerade Mud auf der einen und Sand auf der anderen Seite neben sich im Bett liegen, an sich gekuschelt. Und sie fühlte sich wohl damit.
Mud war von Sand noch nicht ganz zu begeistern. Er hielt sie ganz offensichtlich für bekloppt. Deswegen auch die räumliche Aufteilung. Aber er würde sich an sie gewöhnen und er würde sie liebhaben lernen. Da war Annah sich aus irgendwelchen Gründen sicher.
Da Annah 'nicht müde' war, hatte sie danach eine Weile an der Strandbar gedöst... und in der Zeit ging der Stress los. Irgendwas mit Bonbons, die zum Lachen bringen, aber stattdessen Blut spucken ließen. Heather hatte sich nämlich – mal wieder – mit Scrula angelegt und ihr einen Streich gespielt. So einer alten Charrfrau.
Heather sollt' die wirklich mal weniger ärgern. Scrula ist ziemlich okay und nur ein bisschen bekloppt. Ich glaub' ich mag sie.
Weil Scrula von dem Malheur mit den Bonbons gekränkt war, gab es ein Duell zwischen Feli, Heather und Scrula. Annah hatte da zugesehen und am Ende gestoppt, als die sture Charr einfach nicht lockerlassen wollte.
Aber das war noch nicht das Problem, nichtmal das, was Annah Angst gemacht hatte.
Angst kam von der Gruppe Charr, die danach kam. Da war nämlich eine wildgeworden und wollte Feli umbringen, der andere roch, als wäre er in Sumpfsaft gefallen – Ewwh! – und hat Heathers Nase blutig gehauen. Mit seinem Kopf!
Annah konnte eine gute Prügelei respektieren. Besser konnte man einen Streit nicht auflösen. Aber überreagieren und Leute ernsthaft verletzen war nie gut. Soviel hatte sie im Waisenhaus nach ein paar Unfällen ihrerseits gelernt. Und die Charr da reagierten über!
Zumindest bis Scrula eingriff und ihnen half, und sie schnell verschwanden.
Annah hatte da, wie als Bär nunmal üblich, eine Menge Bravado an den Tag gelegt und die Gefahr ignoriert. Aber sie war dennoch mehr als erleichtert, als sie um war.
Sie war ja nicht bekloppt.