Die Ecken passen. Die Seiten sind falsch. Das ist kein schweres Problem, leichter als die meisten, die sie bisher gesehen hat.
Mitte nach unten, Oben nach Rechts, vier mal. Dann den ganzen Würfel nach Links drehen. Und dann nach Rechts kippen. Das alles zusammen drei mal. Dann passt es.
Aber geht es schneller?
Oben nach Links. Rechts umdrehen. Vorne nach Rechts. Hinten nach Links. Rechts nach Vorn.
Wie weiter?
Annah wachte auf.
Ihr Würfel war, wie sie ihn vor'm Schlafengehen zurückgelassen hatte. Alle Ecken hatten dieselben Farben wie die Mitte, alle Seiten waren genau falschrum. Sie fand diese Position schön. Und sie war einfach herzustellen und zu lösen. Aber sie war sich sicher, dass man sie in weniger Drehungen lösen konnte, als sie bisher nutzte.
Offenbar hatte sie das beschäftigt. Sie hatte darüber geträumt. Da angesetzt, wo sie eingeschlafen war.
Der Würfel war toll.
Er stand zwischen Mud und Sand neben ihrem Bett und 'sah' sie an. Sie hatte sich selbst die rote Fläche zugewandt. Die mochte sie am liebsten.
Ich brauch' Stifte. Ich muss anfangen, Bilder zu malen. Feli fragen, wenn sie wach ist! Langschlafende...
Sie zuckte mit den Ohren, hörte etwas aus dem Schlafzimmer. Explizit mehrere Stimmen. Dann brumpfte sie leise.
'kay. Nicht wenn sie wach ist. Wenn sie keinen Ewwh-Kram macht.
Annah seufzte. In letzter Zeit machte Feli immer mehr Dinge, die sie nicht interessierten, bestand aber oft darauf, dass Annah mitkam. Warum sollte gerade ~sie~ Vahlyena beim Aussuchen ihres Hochzeitskleides helfen?
Heiraten ist bekloppt. Röcke sind bekloppt. Was sollen Bären mit Röcken? Oder zu Röcken sagen!
Immerhin hatte es da den Würfel gegeben. Das war witzig. Heather war ganz darauf fixiert gewesen, ihn zu lösen. Sie hatte viel länger gebraucht als Annah. Es gab nicht viele Dinge, in denen Annah besser war als andere. Deswegen mochte sie den Würfel. Er war wie ein Freund, der sie ab und zu lobte. Ein Freund, der ihr Spaß und Unterhaltung brachte, und für sie da war. Ein Begleiterwürfel.
Sie lächelte. Mud und Sand waren ähnlich. Aber bei denen war es nunmal eher so, dass Annah für sie da war. Sie fütterte sie und kümmerte sich um sie. Der Würfel brauchte nichts, aber gab viel.
Sie griff nach dem Würfel, und begann, ihn zu drehen.
Oben nach Links. Rechts umdrehen. Vorne nach Rechts. Hinten nach Links. Rechts nach Vorn...
Das hatte sie im Traum überlegt. Wie ging es weiter?
Hinten umdrehen, Rechts nach vorn, Unten umdrehen...
Das würde wohl noch etwas dauern.
Sie dachte trotzdem viel darüber nach, wie er funktionierte. Wie schwer er war, und wieviele Möglichkeiten es wohl gab. Es war ja offensichtlich, dass es das selbe war, eine Seite in eine Richtung zu bewegen, oder dreimal in die andere. Es gab Sechsundzwanzig Felder. Sechs waren die Mittleren, die nie die Plätze tauschen konnten. Zwölf Seiten und Acht Ecken. Und die Farben waren nicht beliebig.
Es gibt bestimmt mindestens tausend Möglichkeiten, wie der Würfel aussehen kann! Nur durch drehen! Das ist so viel. Und trotzdem kann ich alles lösen!
Annah grinste und war stolz auf sich. Sie benutzte ein paar einfache Algorithmen, die sie schon herausgefunden hatte, um den momentan völlig zufällig verdrehten Würfel wieder mit ein paar Drehungen in Ursprungsposition zu bringen, und drehte ihn dann auf die Position, für die sie eine bessere Lösung suchte, zurück.
Später mehr... weiterschlafen.