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Es schepperte laut, als er seinen Helm quer durch den Raum warf und schließlich am Ende doch nur die Wand traf. Die nasse Kälte lag noch auf seinem Körper und die unbequeme Rüstung machte es nicht besser. Der Kampf mit dem Balthasar-Priester hatte viel zu lange gedauert und physisch von ihm mehr gefordert, als er zu geben bereit gewesen war. Sein Haar klebte ihm noch im Gesicht, der eigene Gestank nach Schweiß war ihm zuwider und selbst wenn das mit Abstand nicht der übelste Geruch war der ihm in seiner Existenz jemals in die Nase gekrochen war, er kam nicht umher immer wieder daran erinnert zu werden wieso er sich nun in dieser Situation vorfand. Man hatte ihn in keinster Weise auflaufen lassen, es war ihm sogar nur Recht gewesen. Immer wieder warf er sich freiwillig in den Kampf mit anderen, haschte nach Herausforderung und bestrebte besser zu werden. Das Laster seines Alters und auch die Verstümmelungen seines Leibes, an denen er großteils selbst schuld war, grämten ihn. Es war eine Herausforderung, die mit jedem Tag etwas schwerer auf seinen Schultern ruhte und ihn auf den Boden drängte. Oft schon sah sich der Zaishen in seinen Konflikten Wesen gegenüber, die in vielerlei Belangen und manchmal sogar in allen einfach nur auf ihn herabsehen konnten. Und er hatte nicht einmal einen Grund nun derartig auslassend oder aggressiv zu werden, das Schicksal hatte ihm sogar in die Hände gespielt.
Das war erst das zweite Treffen und damit der zweite Kampf mit diesem Mann gewesen, der nach einem Patt doch den Sieg über Thrymaer für sich einstreichen konnte. Zwar konnten sie sich die erste Zeit das Wasser reichen, doch war der Fremde ihm immer einen Schritt voraus gewesen. Ein Soldat der sich auf einen Kampf mit einem Ausbilder herabließ. Dieser bissige Gedanke ließ den alten Mann nur flüchtig grinsen, denn es stimmte. Er war schon lange nicht mehr imstande wirklich zu kämpfen. Aus seiner aggressiven Wächtermagie wurde zunehmend eine Form der Beschwörung, da er irgendwann nicht mehr körperlich dazu fähig war sich selbst zu bewähren. Das veranlasste ihn nur umso mehr von seinen Rekruten zu verlangen und diese Ungerechtigkeit war ihm weitaus bewusster, als es andere haben glauben wollen. Sein Weg führte ihm zum geworfenen Helm hinüber. Viele belächelten das hinter seinem Rücken, dieses grauenhafte und unmenschliche Verhalten. Es ist doch nur eine Aufarbeitung von Komplexen! Oh, das hatte er oft gehört und er konnte nur darüber lachen. Es ging um keinen lächerlichen Vernichtungsdrang ein jener, die das Pech hatten unter seine Fittiche zu gelangen und auch nicht darum, dass man etwas zu verkörpern erdachte. Es ging um weitaus mehr. Dieser andere Priester hatte dies in ihm erkannt und er verwarf die Erinnerung an seine Worte nicht, dass er mit Chester gesprochen haben wollte. Sie tat auch nur ihren Teil daran, dass sich die Situation nun derartig zu seinen Gunsten gedreht hatte.
Obwohl es bereits Nachmittag war und er die Anstrengung auf sich nahm nach mehreren langen Minuten der Ohnmacht selbstständig wieder in die Stadt zu laufen, ebenso wieder zum Haus zurück, war ihm kalt. Es fröstelte ihn nicht wenig und er konnte spüren, wie sich eine Erkältung oder schlimmeres mit einigen Kopfschmerzen anbahnte. Es war ihm ja so egal, was sein Körper jetzt lamentierte. Der Geist brannte mit Ehrgeiz und die Gedanken kreisten um all jene letzten Worte des Priesters. Die beiden Kämpfe waren keineswegs umsonst getätigt oder aber um ihn aufzuwecken, wie es genannt wurde. Man wollte ihn anstacheln, ihn dazu verleiten mehr zu geben und dem kam er nur zu gerne nach. Ein groteskes von Wahn geschmücktes Grinsen legte sich in seine zerstörte Visage und die Kälte wurde aus seinem Leib verbannt. Er konnte das Schreien bereits hören, das Bersten von Knochen und das Flehen um Gnade. Hilfe werdet ihr keine bekommen und Zögern bedeutet nur Feigheit. Die Tatsache, dass Dronon und sein selbsternanntes Weib dabei zugesehen haben waren ihm einerlei. Dumpf hatte er die Stimmen am Rande registriert, doch waren ihre Worte und Gespräche hinfällig. Der Kampf war wichtiger gewesen und er hatte geduldig danach gewartet, bis sie fort waren. Der fremde Mann wollte mit ihm sprechen und sie hatten endlich einen Handel ausgemacht, denn dafür, dass sich der namenlose Priester an ihm die Zähne ausbeißen durfte wie er es wollte, hatte Thrymaer nun etwas in der Hand das ihm nicht mehr entrissen werden konnte. Neue Rekruten.