Spoiler anzeigen
Er fühlte sich nicht wirklich wohl und verzog die Mundwinkel auch leicht, als er sah wie Marktur die Tür schloss. Man war in eines der Gästezimmer in der oberen Etage gegangen und nebst einem Bett samt Kommode und Schrank gab es nur noch einen Tisch mit Stuhl. Auf jenem hatte sich der Mesmer bequemt und wägte noch einmal den Blick gen Fenster ab, das leider geschlossen war. 'Scheiße.'. Als sich Marktur dann seiner Position näherte, spürte er wie eine gewisse Paranoia in ihm aufkeimte und sein Fokus fand schnell zum keineswegs mehr offenen oder aber zumindest neutral dreinblickenden Gesicht des Priesters. Der Blick war hart geworden und analytisch, die Haltung aufrecht und die Erscheinung insgesamt trotz fehlender Bewaffnung und zusätzlicher Panzerung imposant. „Wie kommt es, dass Ihr hier seid, Mesmer?“ Die Frage warf Cornerstone aus der Bahn, immerhin hatte er nun sehr viele Dinge erwartet aber nicht das. Seine innere Anspannung verflog und er atmete beinahe schon erleichtert auf, auch wenn ihn sein Unterbewusstsein zur Vorsicht ermahnte. „Ich habe hier einige Bekanntschaften getroffen und-“ Der Priester schnitt ihm ins Wort. „Und Ihr kommt gut mit ihnen zurecht, wollt Euch um ihr Wohlergehen kümmern und sorgen.. ich kenne diese Worte, Cornerstone.“ Auf zwei Meter Abstand blieb er vor ihm stehen und verengte seine Augenlider. „Das ist nicht nur der Grund und das wissen wir beide.. erzählt mir Eure Hintergedanken dazu.“ Der Mesmer knirschte leise mit den Zähnen und schnaubte dann doch nur aus. Bequem lehnte er sich zurück an das harte Holz und ignorierte abermals den dadurch einkehrenden Schmerz, schmunzelte dem Priester dafür nur überheblich an. „Wie kommt Ihr auf so einen Gedanken? Irgendwelche.. kleine Bündnisse mit Thrymaer oder Chester, wollt Ihr etwas aushecken? Euch vielleicht wirklich eine Heirat der Kinder erkaufen, indem Ihr sie von mir befreit? Ihr seid viel zu guter Dinge mit diesen beiden sehr gefährlichen Menschen.. was ist also EUER Begehr?“ „Ich kenne Eure Art und Weise zu sprechen, Mesmer.“, setzte der Angesprochene schlagartig an kaum, dass die Frage gestellt war. Sein Geist war so impulsiv wie sein Auftreten, direkt und beherrscht dennoch viel zu oft vollkommen unangekündigt. Wieder kroch in ihm die Paranoia hoch und sehr viele Gedanken begannen zu rasen, nicht wenige Befürchtungen darunter.
Der klerikale Vertreter seines Gottes sprach weiter. „Ihr könnt von Glück sprechen, dass Ihr soeben Gast seid genauso wie ich. Vieles könnte ich Euch antun, dürfte es sogar unter dem Vorwand wegen welchem ich erst das Gespräch mit Euch hier aufgesucht habe.. und nichts davon verbliebe nur auf dem Stand jener Ereignisse um Andrils Ableben in der Blutstromküste.“ Seine Stimme wurde leiser und verblieb dabei in einem ruhigen Tonfall. „Es gäbe keine Zeugen, auch meine Begleitung könnte und würde Euch nicht retten.“ Dann hob sich seine Lautstärke bereits wieder an, die Betonung wurde härter und seine gesamte Aussprache schnarrte ihm regelrecht abwertend entgegen. „Ihr seid ein Mesmer von vielen, Eure Arroganz übersteigt der von sämtlichen mir bisher angetroffenen Adligen und Bürokraten gleichermaßen. Eure Sucht nach Sicherheit und Kontrolle macht Euch schwach, ebenso blind für Dinge von Wichtigkeit.“ Seine Nasenflügel bebten kurz unter einem tiefen Einatmen, bevor er den Mesmer regelrecht anschrie. „Ihr seid WERTLOS!“ Die Worte trafen wo sie es sollten. Bei jedem Inhaltswechsel des Worthagels wurde ihm anders. Es lauerte dem Mesmer schon die gesamte Zeit, dass Marktur mehr wusste als er zugeben oder aber aussagen wollte. Dass er ihn dann auch noch direkt vor einem entscheidenden Moment so derartig bloßstellte, seine Existenz vor Chester aufriss warf ihn zum ersten Mal aus seiner Sicherheit. Die Erinnerungen an die Gräueltaten dieser am Mentor jener Person die ihn nun so anfuhr ließen ihn pikiert die Mundwinkel verziehen, doch der Vorwurf zur essentiellen Nutzlosigkeit seines Daseins war doch zu viel. Ihm war nicht einmal bewusst gewesen, dass man ihn in so etwas wie Rage versetzen konnte. Minimal hob er die Mundwinkel für ein sachtes Zähnefletschen, doch bevor er zum sprechen kam fetzten ihm die lauten Worte von Marktur bereits wieder entgegen, da er die Stimme brüllend erhob. „WERDET ENDLICH AKTIV!“ Des Mesmers Gesichtsmimik verzog und krampfte sich unwillkürlich. Die Aufforderung klingelte ihm den Ohren und auch wenn es unnütz war, er blinzelte kräftig herum. Der Priester wetterte einfach weiter darauf los. „Ihr seid bequem, faul und behindert damit alle die Ihr 'zu beschützen versucht', Cornerstone. Eure Handlungen mögen von Eifer gepackt und vielleicht sogar situational heldenhaft sein, aber das alles verschlägt sich in Furcht und Unzuverlässigkeit aufgrund Eures Zögerns auf der Suche nach einem Euch praktischen Moment.“ Die Worte des anderen schnürten dem Sitzenden die Kehle ab, denn er fühlte Schuld in sich aufkommen. 'Er hat Recht.'. Doch auch Marktur war es, den die Stille packte wenn auch nur für ein paar Augenblicke. Dann sprach er weiter, erneut ruhig und in einem bemessenen Tonfall. „Ich werde nun die Hausherrin fragen, ob ich den Keller ausleihen darf.“ Langsam lehnte er sich etwas mehr zu ihm vor und verengte die Augen dabei ein kleines Stück. „Für die Fortsetzung unseres Gespräches und auch für ein Verhör.“ Mesmer zuckte kurz mit den Mundwinkeln, denn der Zorn war mit jener Aussage hinfort gewischt und stattdessen kam erneut die Paranoia zurück. Die Suche nach Sicherheit. Wieder wanderte sein Blick kurz zum Fenster, bevor er sich erneut auf die Augen seines Gegenübers legte. „Ihr wisst, dass ich nun einfach.. flüchten oder einen meiner Klone da reinstellen könnte, ja?“ Marktur schnalzte knapp mit der Zunge. Unmerklich zuckte Cornerstone, den es unter dem Mantel zu frösteln begann. „Werdet Ihr aber nicht.“, raunte ihm der Priester fast schon versprechend zu.
Es amüsierte ihn etwas wie schnell es ging. Der Marsch gemeinsam wieder den Weg runter in das Wohnzimmer, eine knappe Ab- und Aussprache mit Chester und plötzlich standen sie im Kellertrakt. Weder Schwert noch Schulterstücke hatte der Kleriker geholt, dafür aber das Versprechen der Dame, dass sich keiner einmischen würde egal was da unten passiert. Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich die ganze Zeit, bis sie anfingen sich anzustarren. Angeleuchtet wurden sie dabei vom zappelnden Flammenschein dreier entzündeter Fackeln an der Wand. Im Hintergrund scharrte es metallen, als die Ärztin diverse Schränke mit Türen und zusätzlichen Wänden verschloss. Phiolen wurden darin versteckt, auch Gerätschaften aller Art nicht nur rein medizinischer. Es war offensichtlich, dass Marktur sie für den Besitz alleine hätte drann kriegen können. Selbst diverse noch auf den langen Tischen liegenden Werkzeuge die direkt an die Schränke heran geschoben wurden um Platz zu schaffen, waren dem Priester gerade kein Blickfang. Der Mesmer war soeben mehr von Interesse. „Ihr rührt von dem Zeug nichts an und Ihr überlebt.“, zischte Chester und der Soldat nickte leicht. „Gehört und Verstanden.“ Damit rauschte die Dame mit einem letzten, fast schon fragenden Blick gen Cornerstone ab und lief die Treppe hinauf. Oben knarrte das schwere Metall in den Türrahmen hinein und schon waren sie eingeschlossen. 'Was jetzt?'. Die Frage schoss ihm so schnell durch den Kopf, wie die Faust des Priesters in sein Gesicht hinein. Er hörte wie seine eigenen Zähne knirschten und der Schmerz in seinem Rücken plötzlich sehr dumpf wurde, bevor er stechend zurück in den Vordergrund drang, als er auf ebendiesem landete. Hätte er sein Großschwert angelegt gehabt, es wäre weitaus schmerzhafter geworden aber es lehnte immer noch am Sofa an. Einer einigermaßen vorhandenen Reaktion verdankte er es, dass er nicht mit dem Hinterkopf auf dem Steinboden aufschlug. „Oh, verdammter-!“, brüllte er dumpf zu ihm hinauf und keuchte dann atemlos, als dem Schlag ein Tritt von oben in die Magengrube des Mesmers folgte. Sein Leib krümmte sich ob des unerwarteten Impakts und der Blick fand überfordert die Augen des ernst dreinblickenden Priesters, der sich marschierend auf ihn zubewegte. „Spinnt Ihr? Sagt mir was Ihr wollt!“ 'Sag etwas, na los.'. Er hoffte auf eine Frage oder aber eine Aussage, um sich zu rechtfertigen. Irgendetwas. Aber es kam nichts.