Hektisch ging sein Atem und was er tat, war fernab irgendeiner Ehre oder aber Würde. Das waren die ersten Dinge, die man ihm nahm. Es war dunkel um ihn herum und das hektische Klopfen seines Herzens war ihm unmöglich zu überhören, genauso wie das laute Prasseln des Regens in finsterer Nacht. Sein Blick zuckte von links nach rechts und zurück, während sein Leib sich an den nassen Stein kauerte. Die Lunge brannte ihm und die Haut schmerzte vor peitschender Kälte, da der Wind scharf und unbarmherzig an ihm vorbei fegte. Migräne hatte sich als stetiger Begleiter erwiesen und die Beine schrien nach einer Pause, die er sich nicht gönnen konnte oder durfte, was sein zitterndes rechtes Bein nicht besser machte steckte doch ein abgebrochener Pfeil im Oberschenkel . Sie verfolgten ihn schon seit fast vier Tagen. Die Augen schließen, nur einen Moment lang. Die Lider flatterten leicht, schlossen sich dann doch zögerlich. Es tat unglaublich gut. Die Geräusche entfernten sich alarmierend schnell und auch die Kälte wurde willkommen geheißen, selbst der Schmerz schien plötzlich anderes vorzuhaben und zog seine Krallen aus ihm. Ohnmacht fühlte sich noch nie besser an. Bevor sich sein Leib allerdings gänzlich jener süßen Umarmung hingeben konnte, erklang das laute Bellen von Hunden in der Ferne. Er riss die Augen auf. Sofort war er wieder wach und konnte spüren, wie das Adrenalin durch seinen Körper floss. Die Realität hatte ihn viel zu früh wieder. „Der Hundemeister hat deine Fährte aufgenommen, Verräter!“, brüllte die Stimme seines Kameraden durch die Dunkelheit. Aggressiv waren die Worte und die Geräusche kamen immer näher. Kräftig drückte er sich von der Wand ab und rannte weiter. Der Rachen begann zu schmerzen, die Lungenflügel konnten die Kälte nicht ertragen und sein Brustkorb stach mit einem derben Druck, als würden ihm mehrere Messer zwischen den Rippen stecken. Kaum hörbar pfiff es, als die nächsten Pfeile nach ihm verschossen worden und er konnte sich glücklich schätzen durch einen finsteren Wald zu rennen. Die Baumstämme fingen die Projektile gut ab. Das war allerdings nur die eine Hälfte der sich nähernden Gefahr, denn die Hunde waren auf seiner Spur und sobald sie ihn eingeholt hatten war es aus. Dann in der Ferne hinter ihm plötzlich ein Schuss. Direkt über ihm knirschte es laut und ein Ast raste auf ihn hinab, welchem er mit einem Hechtsprung vorwärts auswich. Er konnte noch hören wie das schwere Holz auf den Boden knallte, aber er selbst sollte keinen Grund mehr finden und in die ungewisse Tiefe stürzen.
Thrymaer zog die warme Luft des Morgens tief ein und saß aufrecht auf der Matratze, zitterte stark und starrte neben sich auf den Boden. Seine linke Hand legte sich drückend auf das Brustbein und die andere Hand griff unter den langen Haaren hindurch zum Nacken, fassten diesen und rieben an tiefen Kluften entlang. Sehr langsam begann sich seine Atmung zu normalisieren. Jeder Atemstoß flog kühlend über die schweißnasse Front, waren die Verbände doch zum Großteil verrutscht und die Fingerspitzen umkreisten am verdeckten Teil des Halses ein eingebranntes Mal. „Scheiße.“ Das Wort, so scharf und fluchend er es auch aussprechen wollte, erklang matt und müde. Kraftlos. Beide Hände zogen sich zurück und fielen ihm auf die Oberschenkel runter. Das verbliebene Auge sah leer zu diesen herunter, denn der Geist musste sich noch sammeln. Albträume waren etwas, das er seit Jahren nicht mehr hatte und dieser nun hatte ihn in einen Zustand zurück geworfen, den er meiden wollte, genauso wie die dazugehörigen Erinnerungen daran. Sehr langsam kam ihm wieder in den Sinn was am gestrigen Tag überhaupt passiert war. Die Nachricht von Dronon ereilte ihn mit der Aussage, dass der Priester Marktur sich in Behandlung befand und danach war er ihm als Besuch gekommen. Darauf folgte ein Gespräch. Plötzliches Stechen in seiner rechten Schläfe ließ ihn raunen, das übrige Gesicht verziehen und sich mit der rechten Hand an den Quell des Schmerzes greifen. „Scheiße.“ Dieses Mal erklang es weitaus verbissener, denn er war wieder bei Besinnung und ein Schock war nicht so zum greifen nahe wie ausgereifte Pein. Nach dem Gespräch war ihm vieles sehr egal geworden und Worte drangen nur entfernt an ihn heran. Man traf sich auf dem Platz vor der Statue Balthasar's und danach ging man gemeinsam für Trockenübungen nach Shaemoor. Er erinnerte sich noch an Gewehrschüsse und das war es schon wieder. Die Bilder des Traumes hingen ihm immer noch nach. Der Hundemeister hat deine Fährte aufgenommen, Verräter! Schlagartig machten sich Befürchtungen in ihm breit. Kräftig schüttelte er den Kopf und drückte sich wackelig auf die Beine hoch, hatte es zumindest vor. Das Training mit der Rekrutin kam ihm rasch ins Gedächtnis zurück, da die Schnitte neu zu brennen begannen und auch das linke Knie war keineswegs mehr so standfest, wie noch vor einigen Tagen. Er gab den Versuch auf sich aufzustellen und sank zurück, lehnte sich dumpf mit der Schulter und dem Kopf an der Wand rechts neben sich an. Das Auge schließen, nur einen Moment lang. Das tat er auch und ließ sich dann doch von der Dunkelheit umarmen.