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Seine Befürchtungen sind allesamt wahr geworden, denn das kleine Lager draußen in der Blutstromküste hatte Besuch. Der Ausbilder von Marktur war aufgeschlagen und stellte sich als keine geringere Person heraus, als sein ehemaliger Kamerad Andril. Sie kannten sich aus damaliger Zeit und das was er dem alten Zaishen noch über dreißig Jahre später vorwarf, war nicht wenig. Mord an dessen Familie und das stritt Thrymaer ab. Es war nur nachvollziehbar, dass sie beide aneinander geraten würden und das passierte viel zu oft. Übungskämpfe mit strengen Auflagen, nie in einem gesunden Ausgleich und immerzu ohne die Nutzung von Magie weswegen der Krüppel ihm immer unterlag. Es war ihm gleich wie demütigend es war, er konnte noch nie einer Herausforderung widerstehen oder einen Kampf abschmettern was ihm in dieser Situation beinahe das Leben gekostet hatte. Ihr erstes Treffen bestand mit wüsten Beschimpfungen vor Marktur und den drei Rekruten, dicht gefolgt von einer Schlägerei nachdem man sie auf Forderung des vermeintlichen Priesters zurück nach Löwenstein geschickt hatte. Er, ein Priester. Das verstümmelte Ekel konnte sich diesen Gedanken noch so oft zurück rufen und jedes mal klang es ein bisschen unglaubwürdiger. Ein Blinder hätte es sehen können, dass dieser Mann von Rachegelüsten nicht nur beflügelt, sondern komplett eingenommen war. Immer wenn es möglich war, er stellte ihn bloß oder scheuchte ihn herum wie ihm die Laune zu dem Augenblick stand. Medizinische Versorgung wurde verwehrt, Schlaf ebenso, er wartete insgeheim nur noch darauf, dass er ihm die Rationen vergiften würde statt wegzunehmen. Dann allerdings kam eine Nachricht herein, die in ihm die dumpfe und falsche Hoffnung machte eventuell etwas Auszeit zu bekommen. Die Momente zogen nur so vorbei und er hasste es. Doch keine Ruhe. Abermals hatte man ihn aufgefordert an einem bestimmten Ort zu erscheinen und leider wurde der Brief von Andril abgefangen, bevor Thrymaer auch nur einen Blick darauf werfen konnte. Schon wieder Dronon, der nun allerdings mit einer Lyssapriesterin antreten wollte bezüglich einer Befragung. Die Wortwahl hätte nicht bescheidener und offensichtlicher sein können, denn sein Peiniger bestand darauf mitzukommen und auch, dass der Zaishen dabei seinen Rand hält.
Es ging relativ glimpflich für ihn aus, weitaus besser als erwartet und er konnte sich sogar im Lazarett versorgen lassen. Das allerdings auf Kosten seiner eigenen Defensive, die er komplett hinlegen musste. Die Priesterin hatte zweimal mit ihm geredet. Zuerst begann sie mit einem leichten Verhör, das aber schnell zu einem privaten Gespräch wurde in welchem er vollkommen offen aussprach was momentan geschah, zumindest soweit es ihre vorhergehende Fragestellung erlaubte. Die Unterredung brach schnell genug ab, was er fast schon beteuerte, denn man ging wieder zu den beiden zurück gelassenen Priestern zurück. Sie nahm Dronon zur Seite und damit war er eine offene Zielscheibe für Andril. Eine weitere Auseinandersetzung kam jedoch nicht, schließlich hatten sie Augenzeugen. Wäre etwas geschehen, einer von den beiden wäre mit Sicherheit gestorben und das war dem anderen Fanatiker vermutlich zu gefährlich, schließlich hatte er nicht noch einmal den Lauf seiner Pistole auf das Gesicht des Ausbilders gerichtet. Die Priesterin wiederholte vor den Anwesenden die Aussagen vom Krüppel, was die Situation komplett entzweite. Sie warfen sich beide gegenseitig vor zu lügen und man glaubte offenbar dem anderen Priester. Die cholerische Walze brachte ihren ehemaligen Vorgesetzten eigenhändig zum Lazarett, die Dienerin der Lyssa folgte und somit hatte Andril nur genügend Zeit im Gewimmel der Stadt zu verschwinden. Das alte Ekel sollte aber Recht behalten, denn der Sanitäter fand in seinem Leib jene Dolchspitze von der er im vermeintlichen Kreuzverhör sprach und dann ging es erneut ins Verhör.
Sie versuchte sich an leicht konfusen Spielchen und er machte einfach mit. Es wurde eine Frage gestellt, er beantwortete sie und das die gesamte Zeit. Er hatte nichts zu verlieren und keinen Grund zu lügen. Wertvolle Minuten, die er damit vergeudete. Dann durchsuchte sie ihn nach magischen Rückständen und wurde in seinem Geist fündig. „.. Lücken, Fragmente und sogar teils konstruierte Erinnerungen..“ Er erinnerte sich noch vage an das Gespräch am Ende. „Könnt Ihr es brechen?“, hatte Dronon gefragt und sie antwortete mit einem „Ich könnte es versuchen.“ Mehr war auch schon nicht mehr interessant, denn der Priester aus Götterfels wollte Resultate aus dieser Untersuchung, die mit einer Maske vermummte Frau jedoch weigerte sich, solange der Zaishen dies nicht freiwillig forderte. Es verblieb aussichtslos für alle Fronten, denn dem Krüppel war es einerlei. „Das war's, Ihr könnt gehen. Haltet Euch in Bereitschaft und seht zu, dass Ihr Euch keine weiteren überflüssigen Wunden einfangt.“ Oh, wenn Dronon nur gewusst hätte. „Ich tue mein bestes.. der Rest wird sich zeigen.“, brachte er ihm nur entgegen und ging dann hinaus. Das abschätzige Schnalzen einer Zunge riss ihn aus seinen Gedanken. Der Blick wurde vom Boden gehoben und auf das fahle Gesicht des Priesters Andril gerichtet. Auf Entfernung hätte man ihn mit Marktur verwechseln können, aber auch nur aufgrund der Rüstung. So stand in Mann vor ihm der ihn leicht überragte. Graues silbrig anmutendes Haar legte sich zausig über sein Haupt und das Kinn wurde von einem dünnen Unterlippengewächs durchschnitten. „Du lebst noch.“ Die Betonung lag auf noch. Thrymaer begann dreckig zu grinsen bei den Worten und starrte ihn auffordernd an. „Los, tu es.. drüben bei den Portalen waren es dir zu viele Leute, hier sind es nur vier. Wobei.. Dronon forderte mich auf mir keine.. überflüssigen Wunden mehr anzulachen. Was machen wir denn jetzt?“ Der angesprochene Mann erwiderte das Grinsen mit einem finsteren Schmunzeln. „Hol dein Schwert, Aurunis, wir kämpfen.“ Und er nahm die Herausforderung an.