Am gestrigen Abend fand die wochenlang angekündigte Bauernfeier des Farmers Naylor statt - oder hätte stattfinden sollen, muss man wohl sagen. Die Erntekränze, Strohpuppen, Girlanden und vereinzelten Schnitzkürbisse wurden so liebevoll angebracht, doch wenige Stunden vor Beginn der Feier ging die jüngste Tochter des alten Naylor bei den Nachbarn im Landstrich um und lud die Leute allesamt wieder aus. So erzählt man sich zumindest heute, am Tag danach, mit großer Verwirrung.
Was danach geschah, darüber gibt es die wildesten Gerüchte, eines so konfus und sinnlos wie das andere.
Das Fest sei wegen einer Seuche ausgefallen, munkeln die einen. Die anderen behaupten, Naylor wäre in einer wirren Laune arrogant geworden und hätte nur Großbauern von weiter fort willkommen geheißen, die dann ordentlich gezecht und sich an seinen Vorräten satt gefressen haben.
Ein Trupp Seraphen sei dann plötzlich auf dem Hof einmarschiert, wird erzählt, und habe damit angefangen, die Bauern schwer zu drangsalieren und sinnlos Waren zu konfiszieren, bis es zu einer wilden Schlägerei zwischen beiden Seiten kam und sogar Schüsse fielen. In einer anderen Version der Geschichte waren die Bauern so betrunken, dass sie die nach dem Rechten sehenden Soldaten einfach in einem gewaltbereiten Mob überfielen.
Aber es ging noch weiter, denn angeblich sind aus dem Nichts gleich noch mehr Seraphen hervor gesprungen, und plötzlich haben sich die Soldaten Ihrer Majestät wahllos gegenseitig niedergeschlagen und -geschossen. Unsinn, empören sich Tratschmäuler, das müssen doch Hochstapler gewesen sein, Verbrecher. Die haben den Naylor benutzt. Was, der hat denen Unterschlupf gegeben?!
Ganz besonders paranoide Zeitgenossen behaupten sogar, dass mitten im Gedränge der Vorratsspeicher explodiert sei und einen roten Dämon des Verrückten König Thorn ausgespuckt habe, der dann brennend dazu überging, mit einem Hammer die Seraphen-Rekruten abzuschlachten. Spätestens dieser Teil der Geschichte wird jedoch gemeinhin als völliger Humbug abgetan.
Doch der nächste Morgen ist da, Halloween ist vorüber, das kleine Erntefest auch, und auf dem Naylor-Hof kratzt man neben verfaultem Gemüse auch Blut und Gedärme zusammen. Eine verstärkte Truppe schwergerüsteter Seraphen ist über Nacht in jedem Fall eingetroffen, und angeblich wurde auch diese auf der Straße angegriffen. Es gab Tote, und einige Verletzte unter den Bauern wurden offenbar zur Versorgung ins nahe Minendorf gebracht. Auch von einem Gefangenentransport wird sich erzählt, aber was daraus geworden ist, darüber schweben tausend Fragezeichen.
Wer kann davon gehört haben?
- Jeder, der auf dem krytanischen Land unterwegs ist