Unter Soldaten hatte Jendu stets ein ungutes Gefühl gehabt. Auch wenn er sich darüber im Klaren war, dass die Wachsamen nicht viel mehr taten, als gegen Untote zu kämpfen – diese ganze militante Art ließ ihn insgeheim immer damit rechnen, hinter der nächsten Wegbiegung verhaftet zu werden. Daran zu denken, für wen er gerade die Drecksarbeit erledigte, machte alles nur noch schlimmer.
Fort Gleichschritt war kein Ort, an dem der Elonier sich normalerweise lange aufhalten würde, aber hier, immerhin, war er außer Reichweite eines erneuten Übergriffes durch Janita und ihre neuen Hundsfotte. Er fragte sich, mit wie vielen der Kerle sie sich schon die Koje geteilt hatte, und wusste, dass der kurze Anflug von Eifersucht keine Rechtfertigung hatte. Es gab eine Neue in seinem Leben.
Fragt sich nur für wie lange noch, wenn das hier hinter mir liegt., ging es ihm durch dem Kopf, während er einer aufmarschierenden Patrouille aus dem Weg trat und dann das erste Stück Treppe in Richtung Burg hinauf stieg.
Der zertrümmerte Bergfried von Fort Gleichschritt war trotz seiner Baufälligkeit noch eine mächtige Feste. Dennoch lagerten die Wachsamen vollständig draußen in den äußeren Mauerringen. Angeblich spukte es in der Burg – Jendu hatte keine Ambitionen, dem Wahrheitsgehalt dieser Geschichte den Grund zu gehen.
Auf dem weiten Vorhof des Bergfrieds hatten die Durchreisenden im Schutz der Wachsamen-Garnison ihre Zelte aufgeschlagen, wenngleich überwiegend am schattigen Rande, wo die tropische Sonne einen weniger erdrückte.
Der braungebrannte Söldner und der Canthaner vertrieben sich die Zeit mit Messerwerfen auf ein kürbisartiges Gewächs, als der Dunkelhäutige hinzu trat.
"Ach, Scheißdreck. Wenn diese Hurensöhne meinen guten Arm nicht angeschoss'n hätten, würd' ich Euch alt aussehen lassen."
"Das kann ja jeder behaupten, Clyde.", gab der Zaishen lachend zurück. Straffe Schritte trugen ihn an den Kürbis heran, um seine Wurfklinge heraus zu ziehen und die des Söldners von den überwucherten Pflastersteinen dahinter aufzuklauben. Im Aufrichten bemerkte er die dritte Gestalt. "Heda, Federtyp. Wen die Piraten so heiß begehren, der muss doch was auf'm Kasten haben. Vielleicht kann der Kollege sich ja gegen dich beweisen."
"Ist aber'n Weilchen her.", erwiderte Jendu und ließ eines der stromlinienförmigen Messer reichen. Er kam nicht umhin, leicht das Gesicht zu verziehen. Was war eine Garnison ohne taktlose Kriegertypen, die einem gedankenlos unter die Nase rieben, wie suspekt der eigene Status war.
"So'n hübsches Bürschchen wie dich steck' ich sowieso in die Hosentasche.", behauptete Clyde, während er mit seinem Messer bewehrt wieder Position bezog.
Der Elonier schmunzelte nur und zupfte überdeutlich eine seiner geschwärzten Kragenfedern zurecht, als er neben seinen Kontrahenten trat. Er hatte zu viele dumme Sprüche gehört, um sich davon erniedrigen zu lassen.
Das Wurfmesser an der Klingenspitze greifend, streckte er den Arm von sich, kniff die Augen zielend zusammen und hielt seine Position einen Moment lang, bevor er den Arm angewinkelt nach hinten zog und warf. Einmal um die eigene Achse rotierend segelte das Messer am Ziel vorbei und klapperte gegen die Steine.
Grinsend holte daraufhin Clyde aus. Der wettergegerbte Kämpfer fasste seine Klinge mit der unverwundeten Linken am Griff, zog ohne lang anzulegen durch und schleuderte mit Kraft in einer geraden Linie.
THUNK tat das Zielobjekt, sichtlich wackelnd unter dem satten Treffer, und der scharfe Stahl grub sich bis zum Griffansatz ins Kürbisfleisch. "Na wer sagt's denn.", brummte er zufrieden, die Hände mit Blick gen der anderen beiden in die Hüfte stemmend. "An meinem scharfen Auge zieht kein Ziel ohne mindestens einen Treffer vorbei."
Hinterm Rücken der drei Gestalten strich der echte Jendu auf leisen Sohlen die Plane des Schatzjägerzeltes auf und stahl sich unbemerkt hinein.
Viel zu leicht., dachte der Mesmer sich, indem er konzentriert die Stirn runzelte, um seinen illusionären Doppelgänger im Freien weiter glaubwürdig agieren zu lassen. Dann wollen wir doch mal sehen, was sich findet.
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