"Denn Er, der Meister des Krieges, ist mit uns durch all unsere Schlachten. Seine Stärke im Feuer des Mutes. Ehre Balthasar."
"Ehre Balthasar.", spiegelte ein gutes Dutzend Soldatenkehlen die Abschlussworte des Priesters.
Dronon wandte sich dem Altar zu, und als er vor dem kleineren Abbild des Gottes am Fuße jener gigantischen Statue die Plattenfaust auf seinen Harnisch schlug, salutierten die Recken der Wachsamen mit ihm. Auch ein paar vereinzelte Agenten der Gerüchte und Gelehrte der Abtei Durmand hatten sich angeschlossen.
Es waren natürlich nur die Menschen unter ihnen, die sich dem ersten heiligen Sermon angeschlossen hatten, welchen er an diesem historischen Ort der Macht leiten konnte. Alle anderen Pakt-Truppen hielten ihren Abstand davon. Dronon hatte die abgeneigten Blicke einiger Charr durchaus registriert, aber er beachtete sie nicht weiter.
Sein Instinkt verlangte nach Zorn, Zorn darüber dass Nicht-Menschen, bei allem Respekt unter Kriegern, überhaupt an der Besatzung des Tempels beteiligt wurden. Aber er fand sich außer Standes, mit den Gedanken daran hängen zu bleiben. Besonders, nachdem er damit begonnen hatte, frische Weihe über diesen Boden zu sprechen. Selten hatte er sich derart beschwingt gefühlt. Derart.. ja, erlöst.
Er konnte nicht anders, als das Ganze für merkwürdig zu befinden. Die Erfüllung des Bestrebens, das ihn die letzten Jahre über gejagt hatte, und wenn sie auch nur teilweise Erfüllung war, hinterließ eine gewisse innere Ruhe – in solchem Maße, dass er sich einen Herzschlag lang ausgesprochen leer zu fühlen begann.
Ratlos darüber, wie fern das Brodeln des Konfliktes plötzlich erschien, lenkte der Priester Balthasars den Blick himmelwärts, gen der kolossalen Statue, die das umliegende, tote Land meilenweit sichtbar überragte. Der bloße Anblick genügte noch immer, um brennende Ehrfurcht durch seine Knochen fahren zu lassen. Wahrhaftig gab es keinen glorreicheren Ort auf Erden als den diesen. Nichteinmal die von Fäulnis und düsteren Wolken geschwängerte Luft vermochte das für ihn zu überdecken.
Einige der Wachsamen-Soldaten holten sich in Folge den Segen ab und gingen mit frisch geschürtem Eifer wieder ihren Pflichten nach. Dronon gedachte, später noch einen weiteren Sermon abzuhalten, doch fürs Erste vermochte er sich vom Kathedralenplatz zu lösen.
Balthasar schätzte seine Diener nicht als schwelgende Esoteriker. Er schätzte sie als echte Wettstreiter. Und so galt es, das Auge auf den nächsten Kampf zu richten.
"Ihr wirkt erleichtert.", meinte Taktiker Teskol. Wachsamer und Balthasar-Priester schritten gemeinsam die Stufen des Tempels herab.
"Wenn Ihr das sagt.", erwiderte der Priester trocken. Er runzelte die Stirn ob der Worte des Mitstreiters. Erleichtert., wiederholte er wenig begeistert in Gedanken. Sein Blick lag bereits auf den Weiten des orrianischen Paradeplatzes, von dem er wusste, dass sich dort aktuell nicht zu wenige Auferstandene tummelten.
"Ach, kommt schon." Teskol schmunzelte flüchtig auf, betrachtete den deutlich älteren und größeren Krieger zu seiner Rechten im Profil. "Ihr seid immer so ernst gewesen, Priester. Damals schon, heute noch mehr. Jetzt, wo Ihr gesehen habt, was hier geleistet wurde, könnten wir mit den Männern einen trinken gehen."
Gerade als der Kleriker zur Erwiderung ansetzte, kam ihnen von unten her ein knorriger Sylvari in schwarz-weißen Roben entgegen. Einer der Magier aus Teskols Trupp. Der Recke salutierte in die Runde und sprach vorbildlich das Leitmotto der Wachsamen auf: "Manche müssen kämpfen, damit alle frei sein können!"
"Was gibt es, Recke Gawain?", lautete die beiläufige Entgegnung des Vorgesetzten, während man gemeinsam auf der riesigen Treppenstiege verharrte. Der Taktiker, das war in Dronons Augen schon immer sein Schwachpunkt gewesen, ging schlichtweg zu legere und zivil mit seinen Soldaten um.
Gawain allerdings, und das mit spürbarer Unsicherheit in seiner Stimme, musste immer wieder zum Priester hinüber sehen, obwohl es Teskol war, mit dem er sprach: "Sir, äh.. es sind die drei Artefaktjäger, die mit dem Priester gekommen sind. Sie haben den Stützpunkt im Morgengrauen Richtung Norden verlassen. Mitsamt ihrem Gepäck."
Und als Dronons Herz in Rage anschwoll, da wusste er, dass sein Gott ihm genau den Priester abverlangte, als der er gekommen war.
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