Vorbereitungen
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Unter schmatzenden Geräuschen wurde die Klinge tief ins Gewebe getrieben, Haut, Muskeln und Fasern zerrissen, ehe Blut aus der geschlagenen Kluft heraustrat und gen Boden sickerte. „Sehr schön.. Nur nicht so zögerlich.“, schnarrte Dogrem durch die niedrige Halle, was durch den Schal etwas gedämpft und nasal klang. Er war regelrecht winterlich gekleidet, da der Griff der brachialen Grippe ihn immer noch nicht so wirklich loslassen wollte. Innerlich fluchte er wohl immer noch darüber. Ein dumpfes Niesen ließ seinen kräftigen Körper zusammen fahren, bevor er sich mit einem Murren doch nur dem nächsten Kurs zuwandte. Seine eigenen Leute hatten sich in zwei Gruppen zu je acht Mann zusammen geschlossen, wobei die eine Hälfte mit Dolchen und Kurzklingen bewaffnet war, die anderen dort halbnackt mit bezeichnetem Körper standen. Ein kleines bisschen ähnelte es den Schmierereien Kassis', doch hatten diese nun wirklich mal Sinn. Sie sorgten dafür, dass sie nicht an normalen Vitaltreffern erlagen, sondern sich die Wunden unter Blutmagie wieder zu regenerieren begannen. Dementsprechend stand das benötigte Reagenz knöcheltief im Raum. Am Rand aufgestapelt waren dort ungefähr ein dutzend reglose Körper, die eben für jene Gräueltat hatten herhalten müssen. „Dann vor mit euch.. Rechte Niere, Leber, Kehle, Herz, Lunge.. LOS!“ Sofort stürmten die acht bewaffneten Kultisten los und begannen in vorgegebener Reihenfolge präzise auf ihre Kameraden einzustechen, wobei es Dogrem offenbar egal war, ob sie nun männlichen oder weiblichen Geschlechts waren. Jeder durfte mal ran. Unter lautem Raunen und Brüllen brach die eine Hälfte zusammen, nur um nach einigen Momenten doch unter schnaufenden Geräuschen eine kurze Rast im Blut einzulegen, als sich die Wunden wieder zu verschließen begannen und die groben Linien auf ihren Leibern aufleuchteten, ebenso wie an ihnen angrenzendes Blut. „Sehr gut.. Nächste Runde, tauschen.“ Während sich die einen erhoben und sich bekleideten, entledigten sich die anderen wiederum ihrer Kluft und überreichten ihre Klingen, nur um sich in Gemeinschaft gegenseitig in Routine die Zeichen und Linien auf den Oberkörper zu malen. „Sarah übernimmt in meiner Abwesenheit.“ Damit nickte er zu einem weiblichen Kultisten, ehe er weitersprach. „Denkt daran: Nur der Torso. Wenn ich einen erwische, der einem Kameraden die Ohren stutzen oder sich aus seinen Hoden eine Geldkatze nähen will, dem tret' ich diese dreckigen Kürbisse den Arsch hoch.“ Man warf sich auf die vermeintliche Schelte einen doch leicht verunsicherten Blick zu, während sich der Meister abwandte und einer Treppe hinauf aus dem niedrigen Raum folgte.
Die Kürbisse waren tatsächlich überall. Sowohl in den Gängen, als auch in den vermeintlichen Gemeinschaftsräumen. Nicht einmal der Baum war sicher. In seinen Wurzeln kuschelten gleich acht Stück davon, einer fast so groß wie Dogrem, der beim Anblick die Brauen sehr langsam runter zog. „Ihr wisst auch nicht was die hier sollen, oder?“, murmelte Jacob, der sich schnell aber leise näherte und zu seinem Vorgesetzten aufschloss, der zur Antwort ein übellauniges Grummeln von sich gab. „Zum Grenth, nein, ich weiß nicht weshalb wir von diesem orangenen Gemüse belagert werden.. Ich würde allerdings die Seelen aller meiner Kultisten darauf verwetten, dass Kassis etwas damit zu tun hat.“ Jacob schürzte die Lippen leicht, schwieg allerdings. Abermaliges Grummeln von Dogrem, der sich daraufhin abwandte. „Dachte ich es mir doch..“ Eher zur Geste sah er ein Stück über die Schulter woraufhin der Attentäter wieder zu ihm aufschloss, nur um neben ihm herzulaufen. „Wer versteht ihn schon, Meister..“, murmelte der Bursche. Dogrem verengte die Augen ein Stück, verkniff sich nun für seinen Teil einen Kommentar. Es war nicht gerade ein Geheimnis, dass keiner so richtig wusste wie Kassis überhaupt an seinen Rang gekommen war. So verrückt, unstet und dennoch fähig seiner Umgebung eine solche Gefahr darzustellen, sobald er sich denn mal zeigte? Er wusste nicht was er davon halten sollte, schließlich war ihm dieser Irre nicht einmal selbst bekannt gewesen, obwohl er über sein halbes Leben schon als Auftragsmörder unterwegs war. Nie hatte er von diesem Namen gehört, oder Untergrundbewegungen. Nicht einmal im Ansatz. Als hätte Dhuum höchstselbst seinen Majordomus losgeschickt, um diese sterbliche Welt zu martern. Dann blieb er wieder stehen. Angesicht zu Angesicht mit einem geschnitzten Kürbis, der ihm mit einer schiefen, asymmetrischen Grimasse entgegen grinste und auf einigen aufgestapelten Kisten thronte, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. „Das..“, murmelte Jacob stumpf. „.. ist ein Zufall, oder?“ Doch etwas unsicher sah er gen Dogrem, der noch einen halben Schritt auf den Kürbis zuging. „Leider nicht, nein.“, seufzte dieser aus und griff mit der rechten Hand vor, um in den Hohlkörper zu greifen, bevor er einen Moment stutzte. Schließlich zog er einen Zettel hervor. Einmal drehte er ihn auf den Rücken, nur um die kleine Notiz zu lesen.
Ich kann leider nicht da sein, D., also übernehm du für mich das in LS. - K.
„Zumindest einmal nicht mit Blut.“, schnaubte Dogrem aus, zog dann allerdings eine Braue hoch. „Außer das liegt nun schon so lange hier herum, dass es mit der Zeit fast schwarz geworden ist.“ Die beiden Attentäter schwiegen sich eine Weile an, ehe Dogrem den Zettel doch nur unter seinen Mantel packte und sich abwandte, den gesamten Gang im schnelleren Gang zurück legend, dicht verfolgt von Jacob, der unsicher umher sah, nur um den Blick auf seinen Vorgesetzten zu richten. „Meister? Was ist gemeint?“ „Anschläge.“, murrte man ihm zur Antwort zurück. „Hol deine Leute.. Ich kümmere mich um den einen, ihr um den anderen.“ Das kam selbst ihm viel zu spontan. Kassis hätte schon vor Tagen zurück sein sollen, damit er sich um den Rest hätte kümmern können. Jetzt lag es also mal wieder an ihm.
Kassis, ich hasse dich.