Von Versprechen und Handel I
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„Wir haben alles..“ Unter leisem Klirren stellte Dogrem die Tasse neben sich auf dem ausgeschlagenen Steintisch ab und lehnte sich durchatmend an der Wand an. Jacob, welcher ihm gegenüber stand, nickte daraufhin bedächtig, auch, wenn er sich ein müdes Gähnen nicht so wirklich unterdrücken konnte. Blut und Schweiß der letzten Übungseinheit klebten noch an beider, die auch dementsprechend stanken. Nichts was die anderen Kultisten unter dem Auftragsmörder irgendwie abgeschreckt hätte, welche selbst nicht besser drann waren und die Halle mit niedriger Decke aufzuräumen begannen. „Mit welchen Schritten machen wir weiter, Meister? Wir haben keinen mehr aus seinem Umfeld.. Sie sind alle tot, wenn ich mir die Berichte ansehe, außer eben der geflüchtete Gefangene..“ Dogrem schüttelte unwissend sein Haupt. „Ich weiß es nicht, Jacob. Ich weiß nicht einmal warum wir uns überhaupt die Mühe um genau den Kerl machen.. Mir soll es im Endeffekt jedoch nur egal sein. Hauptsache endlich wieder etwas zu tun.. Die ganzen Patrouillen und Zivilisten wurden allmählich langweilig, da bin ich froh über etwas anstrengendere Abwechslung.. Andererseits ist dieser merkwürdige.. Turm da auch interessant, der in den Kessex-Hügeln aufgetaucht ist. Vielleicht sollten wir uns den auch mal ansehen..“ Erneutes Gähnen des Burschen, der sich durch die allmählich verfärbenden Haare rieb. Das satte Braun bekam allmählich einen orangenen Stich ab. „Ob wir Kassis fragen sollen wie wir weiter verfahren?“ „Zum Grenth, nein..“ „Meister?“ Jacob und Dogrem sahen gleichermaßen auf, als ein weiterer Kultist, dieses Mal weiblichen Geschlechts, hinzu kam und dem Vorgesetzten einen Schrieb aushändigte, welchen er sogleich entgegen nahm und darüber las.
Dieb,
ich will dich jetzt sehen, da es etwas auszuhandeln gibt. Alter Treffpunkt.
Dogrem furchte die Stirn bedächtig, nur um ein amüsiertes Schnauben von sich zu geben, ehe er den Zettel an Jacob weiter reichte, welcher selbst den Blick darüber schweifen ließ. Der Aufseher entließ derweil den vermeintlichen Boten mit einer scheuchenden Geste, woraufhin ihm ein Salut entboten wurde, bevor man sich doch abwandte. „Dieb?“ „Ja, du kennst den Mann der mich so nennt.. Mach dich sauber und bereite dich vor. Das kann wieder eklig enden.“ „Mein alter Meister?“ „Genau der und jetzt beweg' dich, wir müssen die Gunst der Stunde nutzen.“
„Alter Halunke.. Hätte nicht gedacht, dass ich dich so schnell wieder sehen würde. Was bringt dich in meine Arme zurück, hm?“ Dogrem kündigte sich schon von der Ferne mit amüsierter und erhobener Stimme an, der Blick aus eisigen Augen äußerst gehässig auf den Mesmer gerichtet, welcher doch stark zusammen gekauert vor dem abermals entfachten Lagerfeuer saß und den Blick fiebrig gläsern zu ihm anhob. Wieder waren sie dort, auf einem der höchsten Hügel der Umgebung. Der selbe Treffpunkt wie schon zuvor. Nur ein flüchtiges Grinsen kam dem Attentäter von verschwitzten Gesichtszügen entgegen. „Du.. verfluchtes Arschloch.. Was hast du mit mir angestellt? Sowas habe ich meine Lebtage noch nie miterlebt..“, schnaufte der Mesmer ausgelassen und angestrengt. Auf einer Distanz von über fünf Metern blieb Dogrem dann stehen, nur um mit zusammen gezogenen Brauen in der Luft zu schnuppern. Es stank fürchterlich nach Schweiß, Verwesung und Eiter. Mit einem erheiterten Glucksen sah er dann zu Cornerstone zurück. „Ich war zwar noch nie in Orr, aber so schlimm hat es dort sicherlich auch mal gestunken.. Was ist denn los, hm?“ „Halt deine verdammte Schnauze.“, keifte der Mesmer zurück. „Ich habe Informationen für dich.. wer anderes wollte sie schließlich nicht..“ Seine fiebrigen Augen verengten sich stark. „Also, haben wir einen Handel?“ Dogrem brachte ihm ein amüsiertes Brummen entgegen, während er sein Gegenüber ausgiebig musterte. Die Bekleidung sprach davon, dass er seit ihrem Zusammenstoß keine Versorgung erhalten hatte. Der Stoff war siffig und dunkel geworden an den Stellen, an welchen der Dolch durch sein Gewebe stieß. Auch seine Haltung sprach dafür, dass es ihm nicht wirklich gut erging. „Hast du 'ne Sepsis, oder warum muss es plötzlich so schnell gehen, Cornerstone?“ „Halt mich nicht hin, verflucht!“, blaffte der Mesmer, woraufhin Dogrem doch nur wieder amüsiert schnaubte. „Verzeih.. Selten, dass ich mal der Überlegene von uns beiden bin, da muss ich das doch genießen und ausnutzen.. Aber gut, was bietest du mir an?“ „Informationen.. Alle, die ich besitze.“ „Und was willst du dafür?“ „Einlass in euren Unterschlupf, damit ich den Ausbilder rausholen kann.“
Dogrem starrte Cornerstone entgegen, welcher mit immer abwesender werdenden Blick den seinigen kalt erwiderte. „Nun?“ „Was sollen das für Informationen sein? Wenn du mir nicht vorbeten kannst, wie wir die nächsten Drachen schon vor ihrem Erwachen umschlagen können, dann bin ich nicht interessiert.“, zischte der Attentäter runter, woraufhin der Mesmer angesäuert zur Seite spuckte. „Ich weiß wo sich noch mehr aufhalten.. und ich weiß auch, wer den Übergriff in Löwenstein überlebt hat. Auch wer schon von deinem Namen gehört hat und bereits Jagd auf dich macht.. Soll ich weiter auflisten?“ Dogrem fletschte die Zähne ob jener Worte. „Du hast wirklich Nerven dich hier in diesem Zustand blicken zu lassen UND auch noch Forderungen zu stellen.. Ich will weitaus mehr.“ „Und was willst du?“ „Ich will meinen Dolch.“ Cornerstone sah auf die Worte hin an sich herab zum Gürtelbund und musterte den Griff der gestohlenen Klinge näher. Den Knauf zierte das Antlitz eines Dämons, zumindest sah es für einen Unwissenden so aus. Ein gehörnter, gerüsteter Dämon, welcher eine ohnmächtige Frau mit seinen Pranken an den Unterarmen gepackt hielt. Ihr Leib machte den Griff aus, der zur Parierstange überging, welche vielerlei Schädel zierte. Feinste detaillierte Schmiedearbeit war das. „Mit welchen Leuten paktierst du überhaupt..“, flüsterte der Mesmer fast schon atemlos. Es hatte ihm die Sprache verschlagen. Offenbar hatte er gar nicht realisiert was er da überhaupt mit sich herumtrug. Als er den Blick dann wieder zu Dogrem anheben wollte, stand dieser bereits mit erhobenem Schwert vor ihm und schlug die Klinge nach dem Hals des Sitzenden.